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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_05_19_Presse_OCR
- S.10
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Alpine Welle“, (Beilage „Magazin“) Seite 8-11
ALPIN
COVER.
STORY
SE E
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Gesurft wird nur am Meer? Blödsinn, sagen die Tiroler
Flusssurfer. Beim Kraftwerk Untere Sill bei der
Autobahnabfahrt „Innsbruck Mitte“ haben sie sich ein
an ; kleines urbanes Eldorado geschaffen.
Text: Andrea Wieser
Fotos: Axei Springer
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in Surfer lässt sich auf wirbelungen die Betonverbauung nicht
dem Brett ins Wasser in Betrieb genommen werden könne.
gleiten. Er fokussiert Derzeit ist die Innsbrucker Kajakszene
das „Schwarze Loch”, aber wieder für ein neues Projekt, eineı
So nennen die Mit- Wildwasserparcours, beim Sillzwickel
glieder des aktiv. Aber auch der Verein Surf”"Inn hat
Surf’Inn den Blick in der Stadt Innsbruck eine Machbarkeitsden dunklen Kraftwerkstunnel, aus studie zum Projekt Sillzwickel vorgelegt,
„Unser Ziel ist es, das Flusssurfen
vielen Menschen zu ermöglichen.“
„Ich bin heute das erste Mal dabei.
dem Wasser zurück in die Sill strömt.
Das Wasser ist kalt, knapp zehn Grad
hat es. Doch das beschäftigt den Surfer
im Neoprenanzug gerade wenig. Sein
Ziel ist es, auf der kleinen Sillwelle stehend aufs Board zu kommen. Er richtet
sich auf, schafft es, die Kolleginnen und
Kollegen am Uferrand klopfen auf ihre
Boards, So applaudieren Surfer,
Sillzwickel ohne Surfwelle
Szenen wie diese passen wenig ins alpine Klischee. Doch es gibt sie. Seit letztem
Jahr muss es eben nicht mehr Sardinien
oder Fuerteventura sein, um Surfer-Träume wahr zu machen. Den Kampf um eine
Sillwelle gibt es aber schon sehr viel länger. Bei der Mündung des Flusses in den
Inn hätte ursprünglich eine künstliche
Welle für Surfer und Paddler entstehen
sollen. Das Projekt scheiterte, 2012 informierte das Tiefbauamt darüber, dass aufgrund von zu hohen Gefahren durch Ver
In der Abendsonne stehen
Es gefällt mir unglaublich gut.“
Jakob Flatz, seit zwei Wochen Mitglied bei Surf"Inn
„Anfangs haben wir erfolglos Holzrampen genutzt“, erinnert sich Ilja Kunz.
Im Jetzten Jahr kam dann erst mit einer
Unterwasser-Stahlrampe, die der Eigen:
tümer des Grundstücks, die Innsbrucker
Kommunalbetriebe, offıziell bewilligten.
„Da hatten wir Glück, die waren immer
offen für unsere Ideen”, erinnert sich MNja.
Nun kann man in Innsbruck surfen.
„Circa zwei bis drei Mal die Woche, abhängig vom Wasserstand, bieten wir beaufsichtigte Sessions an”, erklärt Vereins-
Obmann Daniel Rechberger-Stillebacher,
An diesem Tag sind viele Neulinge dabei,
aber auch Insider, Der Innsbrucker Oliver
Bachmann surft schon seit 20 Jahren:
„Ich bin froh, dass sich der Verein engagiert und die Welle gebaut hat.*
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Alternative geworden. Die berühmteste
europäische Welle ist jene am Münchner
Eisbach. Längst surfen dort nur Profis.
Der Ton in der Gemeinschaft gilt aber als
etwas schroff. „Da traut man sich als Anfänger nicht hin“, sagen Insider.
Mitgliederzahl steigt an
In Innsbruck ist vieles anders. Die Stimmung im Kreis der immer mehr werdenden Surfbegeisterten - der Verein
Surf"Inn hat derzeit rund 250 Mitglieder,
Tendenz steigend - ist sehr gelassen. An
„Ich bin froh, dass sich der Verein
engagiert und die Welle gebaut hat.“
Ofiver Bachmann, seit 20 Jahren Surfer
„Die Szene ist total ‚welcoming".
Das macht den Start leichter.“
Linnart Traugott, seit einem Jahr bei Surfinn
e Sillsurfer und Zuschauer am Ufer.
diesem sonnigen Tag im Mai ist auch Jakob Flatz dabei, der das noch nie zuvor
gemacht hat: „Es gefällt mir unglaublich
gut“, lacht er. Immer wieder setzt der
21-Jährige an, versucht die Beine in Position zu bringen, um dann kurz darauf
in der Sill-Gischt unterzutauchen. Am
Tagesende schafft er es aufs Board. Die
Surfer-Gruppe klopft zum Applaus moti
vierend auf ihre Bretter. Unter ihnen sind
auch Linnart Traugott und Chiara Markert. Sie beschreiben die Szene als total
„welcoming”. Das erleichtert die ersten
Versuche. Denn Mut braucht es schon -
um sich in den strömenden Fluss zu werfen ebenso wie dabei beobachtet zu werden, wie es eben nicht auf Anhicb gelingt.
Laut, rau und einzigartig
Nlja Kunz hat das schon lange hinter sich.
Er ist seit über zehn Jahren ein passionierter Surfer. Er ist in Tirol schon auf
Silz, Inn und Co. gesurft - immer auf der
lich „perfekten
\Hk‘ Er ist Teil des Teams, das den Ort
am Kraftwerk entdeckt hat, „Es ist rau
hier und urban“, sagt er, während er sich
umschaut, Hinter ihm ragen die Kraftwerksverbauungen empor, über ihm
rauscht die Autobahn. Es ist laut hier.
Der Verkehr und das Wasser konkurrieren um die akustische Aufmerksam-
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welche durch den Einbau einer verstellbaren Rampe die Nutzung für Surf- und
Kajakfahrende ermöglicht,
2017 haben sich die Surf-Vereinsleute um Daniel Rechberger-Stillebacher
und Ilja Kunz aber zusammengetan,
um vier Kilometer Nussaufwärts alternativ eine kleine Welle beim Kraftwerk
Untere Sill „besurfbar“ zu machen. +
Willkommen !!ja Kunz
(1) begrüßt einen
Surf-Kollegen.
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Stadtiage Unterhalb der Autobahn diskutleren die Surfer Ihre Technik.
Erfolg Den Sprung aufs Brett hat
Chliara Markert geschafft.
keit, !ja grinst und meint: „Vielleicht ist
es aber auch der untypischste Surf-Spot
schlechthin.” Weitere Wellenprojekte
sollen folgen. Man hofft auf eine Welle,
welche unabhängiger vom Wasserstand
funktioniert und für noch mehr Menschen zugänglich ist.
ja klopft auf sein Board, Ein weiterer
Surfer hat es aufs Brett geschafft. Darum
-
geht"s hier am allermeisten.