Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_3_Presse_OCR
- S.23
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Der Standard
D> Fortsetzung von Seite 11
hoch, dadurch ist hier viel möglich. Ich habe
mit Stahlkonsolen und Holzbohlen eine Zwischendecke eingezogen, die Stahltreppe ist
ein Entwurf von Martin Vesely, sehr minimalistisch, alles verschraubt, sodass ich die Treppe eines Tages wieder dekonstruieren und an
einen neuen Ort mitnehmen kann.
Meine Arbeit ist hier sehr präsent, auf dem
Tisch, im Regal, vor dem Fenster, auf dem Boden, überall. Ich habe eine gute Vorstellung davon, was Arbeiten bedeutet, es ist die für mich
größtmögliche Befriedigung, doch dafür habe
ich bis heute nicht so ganz herausgefunden,
wie man wohnt. Aktuell arbeite ich an einer
neuen Serie, bei der ich die alten Igel-Mecki-
Karten aus den 1970er- und 1980er-Jahren dia-
gonal durchschneide und zu Collagen unter
dem Titel Double Life zusammenfüge. Da wird
die doch sehr konservative, konformistische
Wohn- und Lebensvorstellung der Igel - mitsamt Gartenarbeit, Keksebacken und Kinderaufziehen - durcheinandergebracht.
Meistens finde ich den Raum zu klein, und
das große Fenster ist mir manchmal zu groß,
weil es eben nicht nur ein Fenster in der Wand
ist, sondern die ganze Wand zum Fenster
wird, ohne zielgerichteten Ausblick, und das
wiederum empfinde ich als hermetisch. Überhaupt engt mich Architektur irgendwie
schnell ein, denn ich bin niemals frei in meinen Tätigkeiten: Das Fenster sagt mir, wo ich
hinauszuschauen habe, die Anschlüsse in der
Küche sagen mir, wo ich zu kochen habe. Das
Seine Arbeit ist in seinem Wohnatelier „überall präsent“, sagt Siggi Hofer —
„auf dem Tisch, im Regal, vor dem Fenster, auf dem Boden“. Eventuell wird er aber
bald wieder weiterziehen, „immer auf der Suche nach dem optimalen Arbeitsraum“.
LISI SPECHT
sind entsetzliche Zwänge und funktionalistische Kämpfe, die ich auszutragen habe. Das
allerbeste aller Ergebnisse wäre, mich damit
zu arrangieren.
Ich weiß nicht, ob mir dieses Arrangement
eines Tages gelingen wird. Ich weiß gar nicht,
ob ich hier schon angekommen bin oder mich
mental nicht schon wieder allmählich verabschiede. Ich habe schon mehrere Ausstiegsszenarien im Kopf: Entweder schaffe ich es,
hier doch noch Wurzeln zu schlagen und mit
diesen manchmal doch sehr herausfordernden Situationen im Haus Frieden zu schließen, oder aber ich werde wieder weiterziehen,
immer auf der Suche nach dem optimalen
Arbeitsraum, um mich wieder im Tri- ‘ ‘
angel durch die Stadt zu bewegen.
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Siggi Hofer, geboren 1970 in Bruneck,
Südtirol, besuchte von 1991 bis 1993
die Meisterschule Malerei an der Ortweinschule Graz und studierte Malerei
an der Universität für angewandte Kunst
Wien. Er wurde u. a. mit dem Otto-Maurer-Preis 2009, dem Paul-Flora-Preis
2010 und dem Kunstpreis der Stadt
Innsbruck 2012 ausgezeichnet. Aktuell
bereitet er sich auf ein dreimonatiges
Atelierstipendium in Seoul vor. Heute,
3. Mai, eröffnet die von ihm kuratierte
Ausstellung „the artist’s intelligence“
im Kunstverein Schattendorf.
„ siggihofer.com
kunstverein.schattendorf.com