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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Opposition bei Gratis-Öffis gespalten, Experte skeptisch“, Seite 4

Opposition bei Gratis-Öffis
gespalten, Experte skeptisch

FPÖ und NEOS orten noch viele Hürden im Land, VCÖO sieht Erhalt eines
guten Angebots als relevanter an. Liste Fritz fordert von Zumtobel Taten ein.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck — Der Bericht von
Verkehrslandesrat Rene Zumtobel (SP) und des Verkehrsverbundes Tirol (VVT) zu den
(finanziellen) Folgen von Gratis-Öffis für alle in Tirol scheidet die Geister. Nämlich jene
der Opposition. Das wurde
gestern einmal mehr deutlich.
Wie berichtet, rechnen
Zumtobel und VVT dem
Landtag vor, dass neben den
2024 budgetierten 135 Millionen Euro weitere 135 Mio.
€ zu finanzieren wären. Letztere setzen sich zusammen
aus den im Falle von Gratis-
Öffis erwartbaren Verlusten
‚ ‚ Die Zahlen liegen
auf dem Tisch. Das
müsste für Zumtobel
Ansporn genug sein,
Wege zu finden, endlich
Gratis-Öffis anzubieten.“

Schnaird

Andrea H
(Parteiobfrau Liste Fritz)

a Ar

bei Einnahmen (71,4 Mio.)
und Co-Finanzierungen (63,6
Mio. €). Eine völlige Unbekannte in dieser Rechnung
sind freilich jene Kosten, die
wohl notwendig wären, um
des zu erwartenden Kunden-
Ansturms infrastrukturmäßig
Herr werden zu können.

Verhandlungen mit Bund
Die Liste Fritz zählt zu den
Befürwortern eines kostenlosen öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Die nun im Raum stehenden
(mindestens) 270 Mio. € pro
Jahr schrecken Parteichefin
Andrea Haselwanter-Schneider deshalb auch nicht: „Wir
‚ ‚ Es gibt auch ohne
Gratis-Öffis schon
genug ‚Geisterbusse‘,
die angeboten werden,
aber mit denen niemand
fährt.“
Evelyn Achhorner
(FP-Verkehrssprecherin)

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Y



haben nie gefordert, dass
man Gratis-Öffis von heute
auf morgen einführt.“ Wenn
auch der Rechtsanspruch auf
Kinderbetreuung stufenweise
von Schwarz-Rot umgesetzt
werde, müsse dies auch in
diesem Bereich möglich sein.
Schließlich sei die Landesregierung ja bereits für Landes- und Gemeindebedienstete beim Gratis-Klimaticket
in Vorlage getreten. Eine stufenweise Einführung verhelfe
auch zu mehr Zeit zur Sicherstellung der von Zumtobel befürchteten Qualitätseinbußen
beim Öffi-Angebot, so Haselwanter-Schneider. Zumtobel sei jedenfalls gefordert,
Busse und Züge

„ sind auf den Hauptrouten und zu den Stoßzeiten bereits jetzt oft
komplett überfüllt. Und
es fehlt das Personal.“

Birgit Obermüller
(Verkehrssprecherin NEOS)

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Innsbrucks Neo-Bürgermeister Johannes Anzengnlber will die Öffis für alle Stadtbewohner gratis machen. Auf
Landesebene wird dem Landtag gerade vorgerechnet, wie teuer ein kostenloses System in Tirol käme.

Foto: Böhm

Seite 5 von 20

schnellstens mit dem Bund
Verhandlungen über Kompensationszahlungen aufzunehmen.

Ein kostenloses Öffi-Angebot fordern auch die Grünen
ein. Bis 2022 stellten sie im
Land die Verkehrslandesrätin.
Für die Umsetzung nimmt
Klubobmann Gebi Mair nun
aber VP/SP in die Pflicht. Er
attackiert Zumtobels Rechnung scharf und wirft ihm „frisierte Zahlen“ vor.

VCÖO warnt vor Angebotsverlust

Der Verkehrsclub Österreich
(VCÖ) blickt einem Gratis-
Angebot mit einer Portion
Skepsis entgegen, wie Christian Gratzer einwirft: „Aus Sicht
der Fahrgäste ist das Angebot
die entscheidende Frage.“
Also, ob die Taktung stimme
oder das Wagenmaterial den
Anforderungen der KundInnen entspreche. Im Falle eines kostenlosen Öffi-Verkehrs
bestünde — angesichts beschränkter finanzieller Ressourcen — die Gefahr, dass
sich das Angebot verschlechtere, weil zentrale Finanzmittel eben die Einnahmenausfälle kompensieren müssten:
„Das wäre kontraproduktiv.“
Tirol habe leistbare und sozial
gestaffelte Tarife: „Öffis dürfen aber auch etwas kosten.“
Skeptisch verbleibt auch
der Rest der Landtags-Opposition. Die Öffis weiter zu
attraktivieren hält FP-Verkehrssprecherin Evelyn Achhorner zwar grundsätzlich
für den richtigen Weg, nicht
aber über die Gratis-Schiene:
„Kosten, Angebot, überfüllte
Öffis — auch die Folgen müssen bedacht werden.“
Ebenso sehen die NEOS
bereits aktuell „eine große
Lücke zwischen Angebot
und Nachfrage“ klaffen, wie
Landtagsabgeordnete Birgit Obermüller zu bedenken
gibt: „Die Verkehrsbetriebe
suchen schon jetzt händeringend nach Personal, um das
derzeitige Angebot abdecken