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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„‚Jeder weiß, dass ich kein Nazi bin‘“, Seite 19

W

Gegen das „System“: Chris Veber glaubt, die Beschlagnahmung seiner Da-

z

ten sei eine „Strafe“ für „woke- und regierungskritische Tweets“. Foto: Springer

„Jeder weifß,
dass ich kein

Nazi bin“

Ein Posting vom Jänner führte nun
zu einer Hausdurchsuchung bei
Ex-Bürgermeisterkandidat Chris

Veber. Für ihn „völlig absurd“.

Innsbruck — Er war Mitglied
der Grünen, ehe er, vor allem
wegen gegensätzlicher Positionen in der Migrationspolitik,
radikal mit der Partei brach.
Später trat er vehement gegen
Corona-Maßnahmen auf. Im
April 2024 kandidierte Chris
Veber mit der eigenen Liste
„TUN“ bei der Innsbrucker
Gemeinderatswahl, wobei er
als Bürgermeisterkandidat 163
Stimmen erreichte.

Montagfrüh klopften nun
drei Polizisten an Vebers
Wohnungstür. Bei einer von
der Staatsanwaltschaft (StA)
Innsbruck angeordneten
Hausdurchsuchung wurden
Handy und Computer beschlagnahmt. Die Begründung: Verdacht auf NS-Wiederbetätigung, mutmaßliche
Verstöße gegen zwei Paragraphen des Verbotsgesetzes. Anlass war ein Posting
Vebers vom Jänner 2024 (s.
unten): „Liebe Linksfaschisten, was habt Ihr eigentlich
gegen Adolf Hitler?“, schrieb
er auf X und Facebook, um
dann zu argumentieren, dass
Hitler schließlich „Sozialist“
und „Vegetarier“ gewesen sei,
„Andersdenkende“ ausgeschaltet habe. Und die angesprochene Linke möge Juden
„ja auch nicht“: „Also, wo ist
Euer Problem mit Nazis? Ihr
seid ja selbst welche.“

Aus Sicht des Landesamtes
Staatsschutz und Extremismusbekämpfung, per anonymem Hinweis aufs Posting
aufmerksam gemacht, verharmlost Veber damit Hitler
und den Nationalsozialismus,
erwecke den Eindruck einer
„positiven Grundhaltung“ gegenüber der NS-Ideologie.

Laut Florian Oberhofer,
Sprecher der StA Innsbruck,
werden die Speichermedien
nun forensisch ausgewertet
und geprüft, „ob sich der Tatverdacht erhärtet“.

Für Veber ist das „völlig absurd“. Das Posting sei „natürlich satirisch gemeint“, halte
den Herrschenden den Spiegel vor. Er wolle damit zeigen,
„dass Faschismus heute Grün
und Rot trägt“, wenn Linke etwa mit Hamas-Fahnen auf die
Straßen gingen. „Jeder weiß,
dass ich kein Nazi bin“, betont Veber. „Es hätte einfach
gereicht, zu schauen, was ich
online schreibe.“

Hausdurchsuchung und
Beschlagnahmung sieht er als
„Bestrafung ohne Gerichtsurteil“, die ganze Aktion als
„politisch motiviert“. Vom
Tatsachensubstrat her seien
alle Ermittlungen einzustellen.
Sollte es aber zu einem Prozess
kommen, „freue ich mich darauf“, weil er die Anklage „vor
Gericht zerlegen“ werde. (md)

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