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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_25_Presse_OCR
- S.8
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Kronenzeitung
Kronen
Zeitung
„Fehlende Tiefenschärfe“, Seite 33
25.6.2024
S”
Jonathan Bloxham W
dirigierte das Tiroler _
Symphonieorchester
,
Foto: Franz Grat|
Fehlende Tiefenschärfe
Beim letzten Symphoniekonzert der laufenden Saison gastierte der britische
Dirigent Jonathan Bloxham als Leiter des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck
er Abend stand unter
D dem Motto „Volkslie-
der und Weisen“ und
brachte im ersten Teil tatsächlich Folkloristisches, im
zweiten Teil dann mit Gustav Mahlers Symphonie Nr.
1 ein titanenhaftes Mammutwerk, dessen Reduktion
auf das Volksliedhafte viel
zu kurz greifen würde. Die
Rumänische Rhapsodie Nr.
1 des aus Rumänien stammenden Violinvirtuosen und
Komponisten George Enescu ist ein Frühwerk und
zählt nicht unbedingt zu seinen inspiriertesten Schöpfungen. In der Themenerfindung offenbart sich eine gewisse Plumpheit, das Ganze
wirkt doch reichlich plakativ
und wenig inspiriert. Da gibt
es schon weit qualitätsvollere Stücke im umfangreichen
Schaffen Enescus. Die Wiedergabe durch das Orchester
wirkte routiniert und trug
auch nicht unbedingt dazu
bei, das Werk in ein besseres
Licht zu stellen. Kompositorisch ist auch Franz Liszts
Fantasie über ungarische
Volksweisen im Arrangement des Cymbalom-Virtuosen Jenö Lisztes — de facto
ein Arrangement der Ungarischen Rhapsodie Nr. 21 —
kein großer Wurf. Mit seinem virtuosen Spiel auf
einem spannenden, in der
Tiefe sehr interessant klin-
genden, vor allem viel „Nationalkolorit“ versprühenden Instrument, einer spezifisch ungarischen Bauform
des Hackbretts, machte Jenö Lisztes das Stück so
spannend wie möglich.
Zum ersten Mal auch musikalisch wirklich interessant schien der Ungarische
Tanz Nr. 1 von Brahms in
der gelungenen Fassung für
Cymbalom solo von Lisztes.
Wie reich und vielgestaltig
ist im Vergleich Mahlers
symphonische Welt selbst
im Erstling! Die Symphonie
hätte mehr Differenzierung
und Schärfung benötigt, so
gab es herrliche Stellen, aber
auch viel wenig Ausgearbei-
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tetes und auch zu wenig
Pointiertes in dieser Interpretation. Diese Symphonie
hebt „wie ein Naturlaut“ im
Pianissimo an —- beim TSOI
war dieser Anfang leider viel
zu wenig spannend und vor
allem zu laut. Schade! Respekt vor Mahlers Genius
verschaffte die Aufführung
allemal, vor allem im Vergleich mit den Werken im
ersten Teil. Der Konzertabend war übrigens von der
Aura des Abschieds geprägt:
Es war der letzte reguläre
Auftritt dreier Urgesteine
des Orchesters: Robert Zorn
(Schlagwerk), Christoph
Peer (Viola) und Nikolaus
Walch (Horn). Franz Gratl