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Tiroler Tageszeitung

„Rettung für Mini-IVB“, Seite 19

Rettung für Mini-IVB

Österreichs größte Straßenbahn-Modellanlage vergammelt in einem Hinterzimmer. Ein
Innsbrucker will das Lebenswerk eines 84-Jährigen wieder auf Schiene bringen.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck - Auf den winzigen
IVB-Straßenbahnen liegen
zehn Jahre Staub, die Oberleitungen hängen traurig von
den zehn Zentimeter hohen
Masten: Wie Dornröschen
wartet Österreichs größte
Straßenbahn-Modellanlage im Pradler Asyl auf einen
Prinzen, der sie wachküsst.
Mit 84 Jahren ist Herbert Guba, Schöpfer der 22 Quadratmeter großen Wunderwelt,
kaum noch in der Lage, sich
um sein Lebenswerk zu kümmern. „Und ich hab’ keine
Zeit dafür“, sagt dessen Tochter Margit Mrak: „Meine vier
Kinder sind auch nicht die
Lösung, sie haben kein Interesse, die Anlage zu renovieren.“ Allerdings gibt es jetzt
Hoffnung. Der Innsbrucker
Günther Plattner kann sich
vorstellen, Gubas Lebenswerk fortzusetzen.

Einst eine Attraktion

Viele der nicht mehr ganz
jungen Innsbrucker dürften
die insgesamt 70 Straßenbahn- und O-Bus-Garnituren
— allesamt Modelle von historischen IVB-Originalen —
schon in Aktion erlebt haben.
„Mein Vater hat die Anlage
mehrmals in Kaufhäusern
wie dem Sillpark ausgestellt“,
erinnert sich die Tochter. Ab
2006 konnte die Miniaturwelt
in einem leerstehenden Geschäft am Franziskaner Platz
bewundert werden. Das war
der damaligen Bürgermeisterin Hilde Zach zu verdanken,
die Gubas Meisterwerk den
gebührenden Platz im Schau-

.

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Margit Mrak und Günther Plattner bei der Modellanlage, die ein 84-Jähriger in 45 Jahren aufgebaut hat. Foto: Lieb!

fenster ermöglichte. Zuvor
stand die Modelleisenbahn
in einem Keller in Wilten. Bis
der Raum gekündigt wurde.

Ab 2010 fuhren die Straßenbahnen fast nur noch unter
Ausschluss der Öffentlichkeit
in einem abgeschiedenen
Raum in der Pradler Lindenstraße. „Hin und wieder sind
Schulklassen vorbeigekommen“, erzählt Mrak.

Die ersten Schienen verlegte Guba bereits vor etwa
45 Jahren in der damaligen
Wohnung im Saggen. „Mein
Vater war Schlosser, ging damals aber nach einem Arbeitsunfall in Frühpension“,
erinnert sich die Tochter.
Fortan habe sich Guba acht
bis zehn Stunden täglich mit
seiner Modelleisenbahn beschäftigt. Davon zeugt auch

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eine Tafel über der Anlage,
auf der der Innsbrucker einige technische Daten aufgelistet hat. Dabei ist zu erfahren,
dass der Pensionist 45.000
Arbeitsstunden und etwa
150.000 Euro in sein Hobby
investiert hat. Auf den insgesamt 22 Quadratmeter großen Spanplatten „wachsen“
4000 Plastikbäume, ebenso
viele Figürchen bringen Le-

ben in die Bude. Etwa als
Mitglieder einer Musikkapelle, als Artisten und Tiere des
ebenfalls nachgebauten Zirkus Krone oder als Opfer eines Verkehrsunfalls, um die
sich Polizisten und Sanitäter
kümmern. Feuerwehrmänner sind keine da, die müssen
sich um einen Gebäudebrand
kümmern. Selbst ein Begräbnis ist zu sehen. Wer einen
Blick unter die Anlage wirft,
sieht die zwei Kilometer langen Kabel, die Oberleitungen
und Weichen mit Strom versorgen. 14 Trafos sind nötig,
um die Straßenbahnen auf
dem 60 Meter langen Schienennetz kreisen zu lassen.
Wer genau hinsieht, wird auf
der Anlage Innsbruck wiederfinden. Nicht das gesamte Stadtbild, aber einzelne
Gebäude wie den Ziegelstadl
samt Ausbruchversuch oder
das IVB-Gebäude. Auch der
Lanser See ist bequem mit
der „Igler“ erreichbar.

Bald wieder nach Fahrplan

Schon vor Jahren wollte Guba sein Lebenswerk verkaufen. „Für 5000 oder 10.000
Euro“, erinnert sich Mrak:
„Leider hat sich niemand gefunden.“ Plattner fehlt zwar
das Geld, nicht aber die Zeit
und der gute Wille. „So etwas
muss man doch erhalten, die
Anlage ist ja Innsbrucker Kulturgut.“ Der 58-Jährige will
die Straßenbahnen wieder in
Schuss bringen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Mrak und Guba würden sich freuen, wenn die
Mini-IVB wieder den Fahrplan einhält.