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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Der Weg für den neuen Platz ist frei‘“, Seite 17

Der Weg für den neuen Platz ist frei

Zustimmung nur von der Dreierkoalition: Beim Beschluss für die Neugestaltung des Bozner Platzes gab es in
Innsbruck gestern ein klares Bild. Grünflächen, Verkehrsführung und Kosten bleiben zentrale Streitpunkte.

Innsbruck — Die Mehrheit für
die lange geplante Neugestaltung des Bozner Platzes,
die es in der Vorperiode am
Ende nicht (mehr) gab — jetzt
gibt es sie. Und so brachte die
Dreierkoalition aus „JA — Jetzt
Innsbruck“, Grünen und SPÖ
gestern eines der zentralen
Projekte aus ihrem Zukunftsvertrag auf Schiene. Die „große Mehrheit“, die sich BM
Johannes Anzengruber (JA)
gewünscht hatte, gab es allerdings nicht: Nur die 22 Mandatare der drei Koalitionspartner
stimmten für die Umsetzung
des Siegerprojekts („Piazza“)
von EGKK Landschaftsarchitektur.

Die Oppositionsfraktionen
sagten zur Platzgestaltung dagegen Nein (FPÖ, KPÖ, Liste Fritz) bzw. enthielten sich
(TURSKY, ALi). Das geplante
Ermittlungsverfahren für eine Begegnungszone am Platz
lehnte die — an sich denkbar
heterogene - Opposition gar
geschlossen ab.

Doch was sind eigentlich die
zentralen Argumente der Befürworter und Kritiker, wo liegen die entscheidenden Konfliktpunkte? Ein Überblick:
> Platzgestaltung: Höhere
Aufenthaltsqualität, das Flair
einer südlichen „Piazza“ an
einem Ort, der bisher „vorrangig ein Verkehrsknotenpunkt“
war, dazu die Kühlung des
überhitzten Platzes und eine
Reduktion des Durchzugsverkehrs: Genau diesen Mehrwert erreiche man durch die
Umsetzung des 2021 gekürten

Bürgermeister Johannes A

Siegerprojekts, betont Stadträtin Mariella Lutz (JA).

Der zentrale, entsiegelte Bereich um den Rudolfsbrunnen,
gestaltet als „wassergebundene Wegdecke“, werde um 43 %
größer als der „frühere, nicht
nutzbare Rasenbereich“. Rasenflächen seien wichtig, sagt
Lutz, „aber in Parks“ — nicht
hier am Platz, wo sie angesichts 10.000 querender Fußgänger täglich rasch zertrampelt wären.

Die 31 Bäume (Gleditschien), die mit einer Höhe von 8
bis 10 m eingesetzt werden,
„bieten vom ersten Tag an
Schatten“, so Lutz - wenn sie
auch erst in ca. 20 Jahren ihre
volle Wirkung entfalten. Der
restliche Platz werde mit Na-

(M.) ist üb

5"

tursteinpflaster mit ungebundenen Fugen versehen, dieses
sei versickerungsfähiger als
der jetzige Asphalt.

Neben konsumfreien Zonen
mit Bänken seien ein Trinkwasserbrunnen,
14 Beleuchtungspunkte (für mehr
Sicherheitsgefühl)
sowie neue Veranstaltungsinfrastruktur vorgesehen, die
im Westen des Platzes Märkte sowie
Gasto- und Kulturevents ermöglicht.
> Bodengrün: Von
der Opposition kam
aber durch die Bank
die Forderung nach
mehr (sichtbarem)

Grün: GR Christine Oppitz-
Plörer (TURSKY) brachte dazu
einen Abänderungsantrag ein
—- und schlug nach Wiener Vorbild konkret vor, rund um die
neuen Bäume Einfassungen
mit Pflanzen anzulegen (auch um die
Bäume Sso zu schützen). Dies fand aber
keine Mehrheit.
FPÖ, ALi und Liste Fritz schlugen in
dieselbe Kerbe: „Ein
paar Tröge sind zu
wenig“, befand Liste-
Fritz-Gemeinderätin
Andrea Haselwanter-Schneider. Mehrere Experten, mit
denen er gesprochen
habe, würden das

Seite 4 von 21

dass die knapp 9 Mio. Euro für die Attraktivierung des Platzes gut investiert sind. Christine

Oppitz-Plörer und Tom Mayer plädierten hingegen für mehr sichtbares Grün - und eine Fußgängerzone. Visualisierung: EGKK Landschaftsarchitektur, Fotos (3): Falk/TT

Projekt aus ökologischer Sicht
als Verschlechterung beurteilen, ergänzte Fraktionskollege
Tom Mayer.

> Verkehrsführung: Noch
härter fiel die Oppositionskritik an der Begegnungszone
aus: FPÖ-Klubobfrau Andrea
Dengg kann sich nicht vorstellen, „wie man bei täglich 4000
Pkw und vielen Buslinien“ mit
Kinderwagen oder Rollator sicher über den Platz kommen
soll. Hingegen sei die FPÖ „sofort bereit, über eine Fußgängerzone zu reden“.

Die Liste Fritz hätte sich
ebenfalls „den Mut zu einer
Fußgängerzone“ und die dafür nötige Verlegung der Tiefgaragenzufahrt gewünscht.
Statt einer Zone mit 20 km/h,

„in der keine Begegnung stattfinden kann“, wäre GR Mesut
Onay (ALi) für ein 5-km/h-
Limit. „Es hätte mehr Mut
zu einer langfristigen und
nachhaltigen Verkehrslösung
gebraucht“, meinte KPÖ-
Klubobfrau Pia Tomedi.

Durch die Verordnung einer
Begegnungszone samt Wegfall
der Ampeln werde der Zielverkehr in die Tiefgaragen „staufreier ablaufen“, ist hingegen
StR Lutz überzeugt. Die große IKB-Baustelle habe bereits
gezeigt, dass es ohne Ampeln
funktioniere, meinte BM Anzengruber. Und im Unterschied zu früheren Projekten
werde es hier von Anfang an
eine „baulich umgesetzte“ Begegnungszone geben, betonte
Stadträtin Janine Bex (Grüne)
— wobei der nunmehrige Beschluss auch „jegliche Weiterentwicklung des Platzes“ in
der Zukunft offenhalte.
> Kosten: In den voraussichtlichen Gesamtkosten von 8,99
Mio. Euro brutto sei bereits
eine Reserve von 1 Mio. Euro
inkludiert, führte StR Lutz aus.
2,7 Mio. Euro an Förderungen
seien schon am Stadt-Konto,
zudem suche man um weitere
Mittel aus den „klimaaktiv“-
Programmen an. Vize-BM Elli
Mayr (SPÖ) betonte, dass das
Projekt sehr „seriös aufgegleist“ sei, ihre Liste könne daher nun, anders als in der Vorperiode, zustimmen.

Für FPÖ-Klubobfrau Dengg
ist hingegen zweifelhaft, ob die
Kosten halten, auch die Höhe
der Förderungen sei „völlig offen“. Ihr Klubkollege Rudi Federspiel sprach von „brutaler
Steuergeldverschwendung“.

Liste-Fritz-Mandatarin Haselwanter-Schneider formulierte es emotional: „Neun
Mio. Euro: Wisst ihr, wie viel
Geld das ist, in Anbetracht dessen, wie es vielen Menschen in
der Stadt geht?“
> Wie geht es jetzt weiter?
Nach dem jetzigen Beschluss
kommt es über den Sommer zur Ausschreibung, die
Bauvorbereitung startet im
Herbst. Geplanter Baubeginn
ist dann im Frühjahr 2025 —
und bis Herbst 2025 soll die
„Piazza“ fertig sein. (md)