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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_07_14_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Spekulanten und Spekulation“, (Kommentar) Titelseite
14.7.2024
Kommentar
Von Marco Witting
Welchen Wohnbedarf gibt
es eigentlich? Und warum v”
werden leer stehende
Wohnungen nicht vermietet?
Die Politik spekuliert.
marco.witting@tt.com
Spekulanten und
Spekulation
Leistbares Wohnen —- ein Dauerversprechen
im Wahlkampf. Doch die Basis für
Entscheidungen ist oft viel zu vage.
Innsbruck neu gebaut wurden, wohnt der-
zeit niemand. Diese meist Ein- und Zweizimmerwohnungen sind größtenteils im Besitz
von Privatpersonen. So weit, so klar. Wie diese
Wohnungen dann auch tatsächlich auf den Markt
gebracht werden können, da ist man sich unschlüssig. Wenn die Politik stets davon spricht,
jetzt dann aber wirklich leistbares Wohnen zu
ermöglichen, dann sollte sie offen und ehrlich
kommunizieren, dass der Handlungsspielraum
ziemlich klein ist und es natürlich kein Allheilmittel gibt. Höchstens ein Bündel an Maßnahmen.
Das zeigt sich in Innsbruck. Weil die Ursachen,
warum die neuen Wohnungen nicht bewohnt
werden, eben nicht geklärt sind. Ja, es braucht
Anreize, dass die leer stehenden Immobilien
auch vermietet werden. Eine Leerstandsabgabe,
die gegebenenfalls auch richtig wehtut, ist eine
Möglichkeit. Ein Interessenausgleich zwischen
Mietern und Vermietern aber wohl auch dringend
notwendig. Diverse schlechte Erfahrungen lassen
etliche Immobilienbesitzer davor zurückschrecken und die Wohnungen lieber leer stehen. Die
Kinder sollen ja in ein paar Jahren dort möglicherweise einziehen.
Man spekuliert, dass in Innsbruck 7000 Wohnungen leer stehen könnten. Wissen tut man es
wohl nur von der Hälfte. Der Datenschutz macht
mehr Infos schwierig. Gleichzeitig sollen bis 2026
rund 500 Wohnungen mit Bundesgeldern entstehen. Für die gibt es zwar die Mittel, aber deshalb
noch lange keine verfügbaren Grundstücke.
Statt großer Ankündigungen wäre die Politik gut
beraten, sich an stabilen Fakten zu orientieren.
Und vielleicht einmal ernsthaft erheben, welchen
Bedarf an Wohnungen es eigentlich gibt, und entscheiden, wie eine Region künftig wachsen soll.
I n rund 100 Wohnungen, die im Jahr 2023 in
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