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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_07_26_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Landestheater kann es nicht allen recht machen“, (Leserbrief) Seite 21
Landestheater kann es
nicht allen recht machen
Thema: Berichterstattung und
Leserbriefe über das Programm
am Landestheater.
llen recht getan, ist eine Kunst, die (kaum) jemand kann.
Landestheater-Intendantin
Irene Girkinger und ihr Team
haben es nicht einfach. Einige Theaterbesucher sind
der Meinung, Musiktheater
und Schauspiel müssen so
dargeboten werden wie vor
50 Jahren. Die Boheme und
Don Giovanni gehören so wie
früher, kein Wenn und Aber,
ebenfalls Faust. Ja nicht zu viel
Erneuerung und Provokation,
sonst heißt es: „Das geht nicht,
sonst komme ich nicht mehr,
und das Abo wird auch nicht
verlängert.“
Vielleicht sind moderne Aufführungen für einen Teil des
Tiroler Publikums noch zehn
Jahre zu früh. Frau Fassbaender und Herr Reitmeier boten
Schauspiel und Musiktheater
für ein breites Publikum, ohne
viel anzuecken, Experimentelles blieb im Rahmen. Die Aufführungen waren gediegen,
das Publikum zufrieden, die
Abozahlen blieben gleich.
Eine andere Gruppe nimmt
das Programm stoisch zur
Kenntnis, billigt moderne Auf-
führungen und sagt „geht so“.
Diese Theaterbesucher stellen
sich langsam auf Neues ein.
Und jetzt kommt noch Innsbrucks politische Obrigkeit dazu und ordnet an, Gassenhauer wie „Jesus Christ Superstar“
ins Programm zu bringen.
Hoffentlich überzeugt sie sich
auch von der hohen künstlerischen Qualität des Hauses.
Eine andere Gruppe freut
sich, dass ein frischer Wind
durch das ehrwürdige Haus
weht. Noch mehr umkrempeln ist ihre Devise, es soll fast
kein Stein auf dem anderen
bleiben. Für sie gehört dazu,
dass Schauspiel, Oper und
Operette zeitgenössischer Aufarbeitung bedürfen, progressiv und unkonventionell sind.
Das Programm am Landestheater sorgt für Kontroversen.
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Für mich war die letzte Saison eine durchaus zufriedenstellende. Wenn ich an „Die
Liebe zu den drei Orangen“,
„Cafe Schindler“, „Freiheit im
Krähwinkel“ und „Frau Luna“
denke, bin ich immer noch
überwältigt und dankbar, diese Hochkulturdestination in
Tirol zu haben. Frau Girkinger
und das Team müssen noch
eine gesunde Balance — angepasst dem Tiroler Publikum
— finden. Das Landestheater
soll weiterhin eine Kulturoase
bleiben, und wenn so gut wie
alle Besucher das Theater mit
zufriedenem Gesicht verlassen, werden sich die Kontroversen auch wieder beruhigen.
Alois Gasser, 6145 Navis
Foto: Springer