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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_08_17_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Weiterhin widerständig“, Seite 14
Weiterhin
widerständig
Beim Alles Gute Festival feiert die p.m.k ihr
20-Jähriges und erinnert sich zurück: Schon Anfang
der Nullerjahre ging es um die Raumnot in Innsbruck.
Von Barbara Unterthurner
Innsbruck - Einiges hat sich
verändert. Grundsätzliches
aber ist gleich geblieben. So
resümiert der geschäftsführende Obmann der p.m.k die
letzten 20 Jahre (Sub-)Kulturarbeit in Innsbruck. Anlässlich des heurigen 20-Jahr-
Jubiläums der „Plattform
mobile Kulturinitiativen“
spricht Chris Koubek von einem De&jä-vu, das ihn zuletzt
wieder beschleicht: Die Demos für mehr Kulturräume
sind zurück, weil bestehende
Räume wegfallen und kaum
neue dazukommen. Also finden Menschen mitunter illegale Ausweichmöglichkeiten.
In der Sillschlucht etwa.
Vielleicht ist jetzt also der
richtige Zeitpunkt, um sich
neben Jubiläumsfeierlichkeiten (beim Alles Gute Festival
ab 21. August, siehe rechts)
nochmals an die Entstehung
der p.m.k zu erinnern. Dafür
arbeitet die Initiative aktuell
an einer Publikation. Demos,
unter dem Motto „Platz da!
Wir tanzen auf der Straße“
etwa, hatten die p.m.k-Initia-
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‚ Es ist ernüchternd,
wenn man merkt,
wie visionslos und planlos unsere Kulturpolitik
heute wieder agiert.“
Chris Koubek
(p.m.k-Obmann)
torInnen schon 2002 organisiert, um auf die Raumnot in
der Stadt tanzend hinzuweisen. Erst die Hausbesetzung
der Minatti-Halle im selben
Jahr aber bescherte ihnen nationale Aufmerksamkeit.
Die Entstehung der p.m.k
war durchaus eine Geschichte
des Widerstands, sagt Koubek
heute. Der „Schock nach dem
Utopia-Aus 2001“ trieb für ihn
heimatlose VeranstalterInnen
einst zusammen. Und man
nahm sich die Orte, die fehlten. 24 Stunden dauerte das
Abenteuer Hausbesetzung
damals übrigens. Nach der
polizeilichen Räumung stand
man erneut auf der Straße.
Im Gepäck das bis heute aktive Konzept der Plattform,
des Zusammenschlusses von
Vereinen, die einen Raum gemeinsam betreiben. Nur haben wollte Hilde Zach einen
solchen Ort 2002 nicht. „Kein
neues Fass ohne Boden“ wolle sie sich aufmachen, zitiert
Koubek die frühere Bürgermeisterin. Unterstützung gab
es zunächst nur vom Land.
„Flucht nach vorn“
Jedenfalls nachdem die p.m.k
die „Flucht nach vorn“ angetreten hatte, wie Koubek es
gern nennt. Auf eigenes Risiko mietete der Verein ein leeres Bogenlokal an. Der Rest
ist Subkulturgeschichte. Oder
in Zahlen: 35 Kulturvereine
veranstalten dort heute 150
Events jährlich. Rund 20.000
BesucherInnen kommen.
Rechnet man das Bogenfest
mit, dessen Dreh- und Angelpunkt die p.m.k ist, vervielfacht sich die Zahl. 190.000
Euro lässt sich die öffentliche
Hand das alles im Jahr kosten. „Eh günstig“, meint Koubek, der einer von zwei Arbeitskräften in der p.m.k ist.
Zum Jubiläum
Das Alles Gute Festival findet
heuer von 21. bis 24. August am
Nebenplatz des Tiroler Landestheaters und von 30. und 31. August
im Botanischen Garten statt. Es
wird von der p.m.k, der Bäckerei, dem Bonanza Festival und
Arche*Ahoi organisiert.
Publikation: Im Herbst erscheint
eine 20-Jahr-Publikation der p.m.k.
Zumal 80 Prozent der Arbeit,
die in die p.m.k fließt, Ehrenamt der Mitgliedervereine ist.
Für Koubek ist gerade der
Erfolg des Bogenfests ein Beweis, dass die p.m.k längst
nicht mehr „nur“ Nischenkultur ist. Gerade im jüngsten
Gemeinderats-Vorwahlkampf
wurde die Wichtigkeit der
„kleinen Vereine“ betont. Gegen das „klein“ hat sich Koubek mehrfach lautstark gewehrt. Von der Politik fordert
er jetzt, dass in Sachen fehlende Räume endlich gehandelt
wird. Mit Blick in Richtung
St. Bartlmä, das immer wieder
als möglicher neuer Ort für die
Kultur im Gespräch war, sagt
er, es sei ernüchternd, „wenn
man merkt, wie visionslos und
wie planlos die Kulturpolitik
heute wieder agiert“.
Den vielen, die sich gerade
für Orte wie etwa die Talstation einsetzen, wünscht Koubek Mut. Und Durchhaltevermögen. „Dass es die p.m.k
heute gibt, liegt nicht daran,
dass die Kulturpolitik so einen Ort für wichtig erachtet
hätte“, sagt er, „sondern daran, dass wir Tatsachen geschaffen haben.“ Sonst versande Potenzial eben, wie so
oft in Innsbruck. Eine Gefahr,
die für Koubek in St. Bartlmä
gerade wieder akut besteht.
Der Zusammenschluss ist der p.m.k heilig: 150 Veranstaltungen finden dort jährlich statt.
Foto: Jarosch
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2007 wurde die p.m.k umgebaut, heute gibt es neben dem Koordinationsbüro einen Veranstaltungsraum und Barbetrieb.
2002 wurde die Minatti-Halle iri der
Dreiheiligenstraße besetzt.
Murauer Parigger
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