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Jahr: 2024

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Bezirksblätter Innsbruck

„Die Legende in Mühlau“, Seite 26

Die Legende in Mühlau

Der Mühlauer Bach
führt derzeit mehr Wasser und Geröll als in den
vergangenen Jahren.
Liegt das am Tazlwurm?

Der Mühlauer Bach und die
Mühlauer Klamm sind Inhalt
zahlreicher Sagen. Eine der bekanntesten ist vermutlich die
des Tazlwurms, der in der sogenannten Teufelskanzel gelebt
haben soll. Seine Gestalt und
sein Gift seien so gefährlich
gewesen, dass sich viele der Anwohner kaum zur Teufeskanzel
wagten bzw. eine Begegnung
mit diesem Wurm nicht überlebten. J. Pöll schrieb in Stimmen der Heimat 1940 : „Jeder,
der ihn sah, ist eiligst davongelaufen, wie es bei jedem echten Tatzlwurm üblich ist, daher
bleibt sein Wesen unergründlich. So hatte so ein Tatzlwurm
wohl nur eine Vergangenheit und nie eine Gegenwart.“
Schlussendlich sei das Ungeheuer erfolgreich besiegt worden und dessen Blut vermischte
sich mit dem Wasser des Baches, das es Rot färbte und ansteigen ließ. Nun stellt sich die
Frage, ist ein neuer Tatzlwurm
in die Teufelskanzel gezogen
und füllt mit dessen Blut erneut
den Bach, oder woran liegt die
augenscheinliche Veränderung
der Wassermengen?

Mühlauer Kraftwerke
Natürlich ist und bleibt der Tazlwurm eine Sage und die Verän-

derung, die am Mühlauer Bach
erkennbar sind, haben ganz rationale Gründe. Zum einen ist
der Mühlauer Bach neben seinen Sagen auch dafür bekannt,
dass er Heimat einiger Kraftwerke ist. Bereits 1831 erwarb
der Müller Anton Rauch die
sogenannte „Kindermühle“, die
er durch neueste Maschinen in
einen Vorzeigebetrieb umwandelte. Ab 1884 wurde sie zur Erzeugung von Strom verwendet,
was zur Errichtung des ersten
elektrischen Kraftwerkes 1888
führte. Diesem ersten Kraftwerk folgte das 1953 eröffnete
Trinkwasserkraftwerk Mühlau,
das heute in den Händen der
Innsbrucker Kommunalbetriebe liegt. 1959 wurde dieses um
ein zweites Kraftwerk erweitert.
2005 kam es schlussendlich
zu einem Gemeinschaftsprojekt der Fa. Anton Rauch und
der IKB AG und das Ökostrom-
Kraftwerk Naturstrom Mühlau
wurde eröffnet. Genau dieses
Kraftwerk ist einer der Gründe für den derzeitigen Anstieg
der Wassermenge im Mühlauer Bach. Laut Auskunft der IKB
heißt es: „Aufgrund der Hochwasserführung am Inn musste
in den vergangenen Tagen immer wieder das Kraftwerk Naturstrom Mühlau außer Betrieb
genommen werden, da es aufgrund des hohen Unterwasserpegels am Inn nicht produzieren kann. In diesem Fall führt
der Mühlauer Bach wieder die
natürliche Wassermenge, die
auch ohne Kraftwerk dort flie-

ßen würde.“ Des Weiteren sei
der Mühlauer Bach vor mittlerweile mehr als 10 Jahren restauriert worden, was generell dazu
führt, dass mehr Wasser fließt
als früher.

Niederschlag und Bauphase

Doch es ist nicht nur das Kraftwerk, was zu einem Anstieg der
Wassermengen im Mühlauer
Bach führt. Ähnlich wie beim
Inn sind es die sehr intensiven
Niederschläge, die zu wesentlich mehr Wasser führen. Laut
IKB liegen die Niederschlagsmengen bei teilweise bis zu
60% über dem langjährigen
Mittel, wobei sich das aufgrund
einer fehlenden Messstelle am
Mühlauer Bach nicht 100% genau sagen lässt. Des Weiteren
wird während der Bauphase
aus dem neuen Quellstollen
der Mühlauer Quelle temporär
Wasser in den Mühlauer Bach

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Die Legenden rund um den Mühlauer Bach sind zahlreich, doch sind sie
auch Ursache für die heutigen Bedingungen?

-

Foto: Alicla Martin Gomez

abgeleitet. Dieser umgeleitete Teil beträgt aber lediglich
10-15% der Abflussmenge des
Mühlauer Baches bei jährlichem Hochwasser (3000 Liter/
Sekunde).

Gebrüll des Tazlwurms

Durch die erhöhte Wasserführung der letzten Zeit werden
auch immer mehr Steine und
Schotter vom Wasser mittransportiert. Diese neue Geschiebemenge sorgt dafür, dass der
Mühlauer Bach lauter ist als
gewohnt und man viele Rumpelgeräusche wahrnimmt.
Dies sind natürliche Vorgänge,
die man nur schwer aufhalten
kann. Wen der Lärm dennoch
stört, sollte einen märchenhafteren Blick auf das Ganze werfen
und das Gerumpel als Gebrüll
des Tatzelwurms wahrnehmen.
Das macht die ganze Situation
um einiges interessanter.