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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_09_15_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Schwerere Deckel und mehr Kontrollen nach Gully-Unfall“, Seite 12
Schwerere Deckel und mehr
Kontrollen nach Gully-Unfall
Etwa 70 Kilo wiegen jetzt
die Betondeckel, mit denen
Kanalschächte in den
Innsbrucker Parkanlagen
abgesichert werden.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck —- Rund 13 Kilo
wog der Eisendeckel, den
ein Unbekannter im Februar 2023 von einem
Kanalschacht in einer
Innsbrucker Parkanlage
gehoben und teilweise
zur Seite geschoben
hatte. Buchstäblich eine
eher leichte Übung, allerdings mit schmerzhaften Folgen für einen
neunjährigen Buben. Wie
berichtet, trat das Kind
beim Tischtennis-Spielen auf den Deckel, der
den kreisrunden Schacht
, Ohne Werkzeug würde
man sich beim Entfernen des Betondeckels die Finger
brechen.“
Stefan Engele
(Amt für Grünanlagen)
zu etwa zwei Dritteln bedeckte. Der Deckel kippte
dann und der Schüler fiel
bis zu den Oberschenkeln
in den Schacht. Er erlitt
dabei Preilungen und Abschürfungen. Der Fall war
bereits gerichtsanhängig. Dabei verurteilte die
Richterin die Stadt Innsbruck als „Kanalbetreiberin“ zur Zahlung von
1000 Euro Schadenersatz
an den Neunjährigen.
Davon abgesehen
führte der Unfall zu weiteren Konsequenzen
für die Stadtverwaltung:
„Der Deckel des Schachts
wurde bereits kurz nach
dem Unfall ersetzt“, sagt
Stefan Engele vom Amt
für Grünanlagen: „Der
Schacht wird jetzt von
einem Betondeckel verschlossen, der rund 70
Kilo wiegt. Der kann
nicht so einfach entfernt
oder verschoben werden.
Ohne Werkzeug würde
man sich dabei die Finger
brechen.“ Wie Engele versichert, sind die schwereren Abdeckungen bereits
seit längerer Zeit in den
Innsbrucker Parkanlagen auf den Spielplätzen Standard. „Wir haben in diesen Bereichen
im gesamten Stadtgebiet
116 derartige Schächte. Schon lange vor dem
Unfall wurden bei fast
allen die leichten Eisenabdeckungen durch welche aus Beton ersetzt.“
Mit einer Ausnahme:
Das war der Schacht
am Spielplatz in der
Freundsbergstraße, in
den der Bub am 14. Februar 2023 gestürzt ist.
Aber auch die Kontrollen
wurden nach dem Unfall verstärkt. Wie beim
Schadenersatz-Prozess
zur Sprache kam, wurden
die Gully-Abdeckungen
in den Parkanlagen bisher nur zweimal im Jahr
im Zuge von Wartungsarbeiten überprüft. Das
war jeweils im Frühling
und im Herbst. „Jetzt haben wir eine weitere Kontrolle eingeführt, die im
Sommer stattfindet“, so
Inzwischen wurde bei der Tischtennis-Anlage in der Reichenau der 13 Kilo leichte Eisendeckel des
Gullys durch einen Betondeckel ersetzt. Dieser wiegt rund 70 Kilo.
der Magistratsmitarbeiter. Wie berichtet, hat die
Richterin die bisherigen
Sicherheitsvorkehrungen beim Schadenersatzprozess am Innsbrucker
Bezirksgericht als ungenügend beurteilt. Zumal
— wie am Spielplatz in der
Freundsbergstraße geschehen - Unbefugte einen 13 Kilo schweren Eisendeckel ohne Werkzeug
entfernen oder verschieben können. „Die Wahr-
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scheinlichkeit der Verletzung von spielenden
Kindern ist bei Vorliegen
einer solchen Gefahrenquelle sehr hoch. So wäre
die Anordnung strengerer Kontrollmaßnahmen
derartiger Kanaldeckel zu
erwarten, um der gebotenen Sorgfaltspflicht zu
entsprechen“, hieß es in
der Urteilsbegründung.
Zur Verhandlung kam
es übrigens nur, weil die
Haftpflichtversicherung
Foto: Falk
der Stadt Innsbruck die
Zahlung einer Entschädigung an den Neunjährigen ablehnte. In der Folge
brachte Anwalt Herwig
Homma von der Innsbrucker Kanzlei Praxmarer
und Homma die Klage
beim Bezirksgericht ein.
Die Stadt muss jetzt nicht
nur 1000 Euro Schadenersatz zahlen, sondern
auch die Anwaltskosten
in der Höhe von 1700
Euro begleichen.