Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_10_Presse_OCR
- S.5
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
‚ Ich kann
so ein
Projekt nicht in
sechs Stunden
pro Woche
machen.“
Ina Heitmann
(Club Commission)
„‚Luisa‘ ist nicht mehr hier“, Seite 5
Seit 2022 ist das Projekt „Luisa ist hier“ ein Teil des Tiroler Nachtlebens.
‚ Die
Verfünffachung der
Fördersumme
steht in keinem
Verhältnis.“
Eva Pawlata
(Soziallandesrätin)
Foto: APA/dpa/Kembowski; Land Tirol/Christanell
„Luisa“ ist nicht
mehr hier
Wegen fehlender Fördergelder wird ein Projekt gegen
Belästigung im Tiroler Nachtleben eingestellt.
Von Melina 0. Mitternöckler
und Benedikt Mair
Innsbruck — An der Eingangstür zum Lokal klebt ein lila Sticker. Darauf zu lesen: „Luisa
ist hier.“ Wird eine Frau hier
im Laufe der Nacht in eine
Notlage gebracht, kann sie
mit der Frage „Ist Luisa hier?“
das Personal um Hilfe bitten —
zumindest bis jetzt. Das Projekt wird eingestellt. Seit dem
Jahr 2022 war das Awareness-
Programm Teil des Tiroler
Nachtlebens. Denn ein großer
Teil der Frauen wird im Laufe
ihres Lebens Opfer von Übergriffen und Gewalt.
Warum das plötzliche Ende? „Zum einen fehlen Förderungen. Im Vorjahr gab es
nur eine geringfügige Stelle
— aber ich kann nicht ein so
großes Projekt in ganz Tirol in
sechs Stunden pro Woche machen“, erklärt Projektleiterin
Ina Heitmann von der Innsbrucker Club Commission. In
Kooperation mit zahlreichen
Tiroler Vereinen organisierte
sie etwa Schulungen in Betrieben. Zudem seien die Lokale selbst zu sehr mit sich und
ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen: „Es braucht
für dieses Projekt ein laufendes Qualitätsmanagement.
Die Betriebe sollten regelmäßig Feedbackbögen ausfüllen.
Aber das hat nicht geklappt“,
resümiert Heitmann.
Land weist Vorwurf zurück
Dass es zu wenig Förderung gibt, will die zuständige Landesrätin Eva Pawlata
(SPÖ) so nicht gelten lassen.
Grundsätzlich stünden auch
weiterhin rund 20.000 Euro
aus Mitteln der Gewaltprävention bereit, insbesondere für die Weiterführung von
Schulungen und Printmaterial. Zutreffend sei, dass der
Wunsch geäußert wurde, die
Unterstützung auf 100.000
Euro zu erhöhen und damit
die Gesamtstruktur des Vereins zu garantieren, berichtet Pawlata. Das entspreche
allerdings nicht ihrem Res-
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sortbereich und auch nicht
der Zielsetzung des Projekts
„Luisa ist hier“. „Ich verstehe
den Wunsch der Club Commission nach einem breiten
Auftritt in der Club- und Kulturszene in Innsbruck“, sagt
Pawlata. „Als Soziallandesrätin geht es mir aber um ganz
konkrete Projekte im Sinne
der Gewaltprävention. Die
Verfünffachung der Fördersumme steht in keinem Verhältnis.“
Evi Kofler, die für die Alternative Liste (ALi) im Innsbrucker Gemeinderat sitzt, ruft
auch die Stadt, welche das
Projekt mitfinanziert, zum
Handeln auf. „Wer auf Sicherheit und Gewaltprävention
pocht, darf nicht zulassen,
dass zivilgesellschaftliche Arbeit an bürokratischen Hürden und politischem Unwillen
scheitert“, sagt sie.
Und nun? „Wir versuchen,
das am Leben zu halten“, erklärt Ina Heitmann von der
Club Commission. Die genaue
Zukunft ist jedoch noch offen.