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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_09_28_Presse_OCR
- S.8
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Kronenzeitung
„Intrige am Hof zu Innsbruck“, Seite 29
Foto: Christof Birbaumer
Foto: zVg
Einstimmig wurde lulia
Moscovscaia am 1. April
zur Amtsvorständin
bestellt - und vom Ex-BM
gleich wieder gefeuert:
Das Wohnungsamt ist eine
Baustelle (Bild links).
Intrige am Hof zu Innsbruck
Laut der Stadtregierung herrscht Wohnungsnotstand, aber im dafür zuständigen Amt
herrscht seit Monaten Chaos - und jeder schaut zu! Die Hintergründe sind haarsträubend.
ohnen war das zentrale Thema im Innsbrucker Wahlkampf.
Was haben die Innsbrucker
Parteien nicht alles versprochen: Wohnen muss leistbarer werden, Leerstand muss
bekämpft und die Wohnungsvergabe auf neue Beine gestellt werden. Parallel
soll das Amt vom Rathaus
aussiedeln und in der Bürgerstraße unterkommen, ein
Unterfangen, das die Steuerzahler viel Geld kosten wird.
Aber der Reihe nach.
Warum das Innsbrucker
Wohnungsamt seit Monaten ohne Amtsleitung dasteht, ist allein für sich betrachtet schon ein Skandal.
Denn vor vier Monaten wurde die damalige Leiterin,
eine alleinerziehende Mutter, auf die brutalstmögliche
Weise abgesägt. Und zwar
am letzten Tag ihrer vierwöchigen Probezeit, am letzten
Dienstag im April kurz vor
Dienstschluss um 17 Uhr.
Verantwortlich dafür: Der
damalige grüne Stadtchef
Georg Willi. Es dürfte sich
also um eine seiner letzten
Amtshandlungen überhaupt
gehandelt haben. Und er
PHILIPP NEUNER
Tiroler Politik
Inoffiziell
überging die Magistratsdirektorin dabei komplett,
ebenso den damaligen Stadtsenat, der die Bestellung der
Expertin einstimmig beschlossen hatte — ein seltenes Ereignis bei der damals
zerstrittenen Konstellation.
„Mir sind bei der Kündigung keine Gründe genannt
worden. Lediglich, dass meine Kündigung angeblich bereits mit dem neuen Bürgermeister (Anm.: Johannes Anzengruber) abgesprochen
war. Ich will klarstellen, dass
ich mir während meiner
Amtszeit nichts zuschulden
kommen lassen habe. Den
mir bei der Anstellung angewiesenen Dienstweg habe
ich gewissenhaft eingehal-
ten“, betont die ehemalige
Amtsleiterin für Wohnungsservice Iulia Moscovscaia
gegenüber der „Krone“. Zuvor hatte sie sich in einem
Hearing gegen mehrere Mitbewerber klar durchgesetzt.
Die gebürtige Moldawierin
vermutet eine „Palastrevolte“, eine Intrige, angezettelt
von engen Mitarbeiterinnen
Willis. Die „Krone“ bat den
nunmehrigen Vize-BM um
eine Stellungnahme. Aus
datenschutzrechtlichen
Gründen könne er zu dem
Fall nichts sagen, teilte er
mit. Auch BM Anzengruber
(JA) winkt ab: Er sieht die
Zuständigkeit nicht bei sich.
Das Wohnungsamt wurde
nach der Wahl wieder den
Grünen anvertraut. Zufall
oder Berechnung?
Wie auch immer: Seit Monaten werkelt der Apparat
vor sich hin. Seltsamerweise
wurde er, obwohl seit Mai
quasi führungslos, personalmäßig um mehr als das Doppelte (!) aufgestockt. Was
unter dem früheren, langjährigen Referenten der Wohnungsvergabe und späteren
Amtsleiter für Wohnungsservice Christian Zabernig
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mit sieben Personen zu bewerkstelligen war, dafür sollen jetzt mehr als 16 notwendig sein. Im Rathaus ist zu
hören, die Stimmung im
Amt ist schlecht, die Fluktuation hoch, langjährige Mitarbeiter gehen. Zabernig war
einer davon, der das Hineinregieren aus Willis Büro satt
hatte. Doch was machte die
beiden dort federführend tätigen Damen so umtriebig
bzw. so nervös?
„Ich war stets auf eine
sehr korrekte Vorgangsweise bedacht. In Anbetracht
gewisser Ungereimtheiten
im Amt handelte ich ausschließlich nach dem Okay
bzw. der Freigabe meiner
Vorgesetzten, denn Fehler
wollte ich mir in Anbetracht
der Vorkommnisse keine erlauben“, verrät Moscovscaia
kryptisch.
Sie will die grundlose Demontage durch das Willi-
Büro nicht auf sich sitzen
lassen: Sie bewirbt sich wieder. Seit gestern ist die Stellenanzeige online. Fünf Monate hat sich die Stadtregierung dafür Zeit gelassen. So
viel zum Thema Wohnungsnotstand in Innsbruck!