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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_10_12_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Es begann mit sieben Müttern“, Seite 6
Es begann mit sieben Müttern
Vor 45 Jahren gründete Sonja Steixner mit sechs weiteren jungen Mamas das erste
Eltern-Kind-Zentrum Österreichs in Tirol. Bis heute wird ihre Arbeit weitergeführt.
Von Nicole Strozzi
Innsbruck — Es war das Jahr
1978. Sieben junge Frauen,
sechs davon Mütter von Babys und Kleinkindern, lernten sich zufällig über Studium
und Mutterberatung kennen.
Eine der Frauen war Ärztin,
zwei Psychologinnen, eine
Sozialarbeiterin, die anderen
Studierende. Sie sprachen
über die Herausforderungen
des Mama-Seins und darüber, dass es keinen Platz des
Austauschs für werdende Eltern und Eltern mit kleinen
Kindern gab.
Eine von ihnen war Sonja
Steixner. „Ich war die Sozialarbeiterin“, lacht die 70-Jährige. Steixner war damals 23,
ihr erstes Kind gerade einmal
ein halbes Jahr alt. „Wir wollten eine Veränderung bewirken“, erzählt die zweifache
Mama und vierfache Oma.
Aus eigener Betroffenheit
heraus gründeten die sieben Frauen im April 1979 eine Einrichtung, die zu einem
Vorzeigeprojekt wurde: Österreichs erstes Eltern-Kind-
Zentrum. An die 200 sollten
in den folgenden Jahren in
ganz Österreich und Südtirol nach dem Innsbrucker
Vorbild folgen.
Meilensteine gesetzt
Und auch heute noch - 45
Jahre später - treffen sich
im EKIZ Innsbruck und
österreichweit Schwangere, Mütter und Väter mit ihren Kindern,
um sich in einer anspruchsvollen Zeit auszutauschen und sich
zu vernetzen.
Die heutige Obfrau im EKIZ in der
Amraser Straße ist
Stephanie Navratil,
Mama von Zwillingsbuben
und —- genau wie Sonja Steixner — Sozialarbeiterin. Vom
Babyschwimmen über Zwillings-Picknicks bis zur Babymassage, das Angebot wurde
in ihrer Zeit als Obfrau weiter ausgebaut. „Was auffällt,
immer mehr Väter nehmen
an den Kursen teil“, erzählt
die Wattenerin von neuen
Entwicklungen.
Die 39-Jährige hat großen
Respekt vor der Arbeit, die
die sieben EKIZ-Gründerinnen damals geleistet haben.
Denn die Zeit war nicht leicht
Ende der 70er-Jahre. Es fehl-
te nicht nur
ein Platz für Eltern. „Es
gab damals in den Krankenhäusern weder ‚Rooming-in‘
noch eine selbstbestimmte
Geburt. Der Dammschnitt
war verbreitet, Männer durften bei der Geburt nicht dabei sein und es herrschte ein
‚stillunfreundliches‘ Klima“,
erinnert sich Sonja Steixner.
Wertfreier Ort für Familien
Im ersten Jahr nach der Gründung konnten die Gründerfrauen mit ihren Angeboten
im Treffpunkt für Klinikpersonal unterkommen. Geburt,
Geburtsvorbereitung und Erziehung waren
Themen, die großen Anklang
fanden. „Das Land ist für die
Miete aufgekommen, bald
zog die Stadt nach“, erzählt
die einstige Obfrau. Durch
Vorträge, Empfehlungen und
ein großes Kinderfest 1980
— die TT berichtete von der
Pionierarbeit — wurde das
EKIZ immer bekannter und
aus den Kursen entwickelten
sich neue Gruppen.
Mit ihrem Engagement
setzten die Vereinsmitglieder
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Meilensteine. „Wir konnten
mit vortragender Unterstützung von namhaften Gynäkologen und Kinderärzten aus
dem In- und Ausland sowie
Podiumsdiskussionen unter
anderem nachhaltige Impulse für sanfte Geburt, Anwesenheit der Väter bei der
Geburt oder Rooming-in setzen“, schildert die Pionierin.
Wenn Sonja Steixner und
Stephanie Navratil heute in
den bunten Spielraum im
EKIZ-Obfrau Stephanie Navratil gratuliert
Gründerin Sonja Steixner zum Jubiläum. Die TT
berichtete 1980 über die Pionierarbeit. Steixner und Navratil im EKIZ Innsbruck mit Peter
Schafferer (Vorstand), Michaela Öfner (kaufm.
Geschäftsführerin) und einigen Kindern.
EKIZ in der Innsbrucker Amraser Straße blicken und die
Kinder beim offenen Treff
herumwuseln sehen, dann
sind sie stolz darauf, wie alles
gekommen ist.
Aus einer Idee, die durch
Gespräche unter Müttern ihren Anfang nahm, entstand
ein wertfreier Ort, an dem
Schwangere und Eltern über
Sorgen, Ängste sowie Scham
sprechen und schöne Momente teilen können.