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„Dornauer schießt sich Richtung Aus“, Seite 3
12.11.2024

Dornauer schießt sich Richtung Aus

Wackelkandidat. Ein Jagdausflug mit Milliarden-Pleitier Rene Benko bringt Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer
in Bedrängnis. ÖVP-Landeschef Anton Mattle zieht „rote Linie“. Für Innsbrucks Rote ist das „Maß voll“

VON CHRISTIAN WILLIM
UND MICHAEL HAMMERL

Die Mitglieder des Tiroler
SPO-Landtagsklubs fallen am
Montag aus allen Wolken. Sie
sind gerade auf der Rückreise
aus den USA, als sie von der in
der Heimat geplatzten Polit-
Bombe erfahren. Wieder einmal schlägt Landesobmann
Georg Dornauer Wellen.

Wie die Krone berichtet —
und mit einem Foto dokumentiert -, war der SPO-Landeshauptmannstellvertreter ausgerechnet mit Milliarden-Pleitier Rene Benko auf der Pirsch.
Den Jagdausflug in die Steiermark gestand der 41-Jährige
laut dem Blatt erst ein, als er
auf das Beweisbild hingewiesen wird. Den Hirsch auf dem
Foto will er nicht geschossen
haben. Auch wenn der „Beutebruch“ auf seinem Hut genau
darauf hinweist.

Aufrechtes Waffenverbot

Der Abschuss wäre rechtlich
mehr als heikel. Denn gegen
Dornauer wurde vor fünf
Jahren ein Waffenverbot verhängt, dessen Aufhebung er
gerade erst beantragen wollte,
wie der KURIER letzte Woche
berichtet hatte. Das Verbot
war vor fünf Jahren erlassen
worden, weil der SPO-Frontmann sein Jagdgewehr am
Flughafen Innsbruck auf der
Rückbank seines Autos liegen
ließ — bei offenem Fenster.

Für Innsbrucks Vize-Bürgermeisterin Elisabeth Mayr
ist die rechtliche Frage nur
ein Nebenaspekt. „Benko hat
uns als Bevölkerung und uns
als Österreich um so viel betrogen, wo ich mir als Sozialdemokrat klar sein muss, dass
ich mit so einer Gesinnung
weder lustwandeln noch auf
die Pirsch gehen kann“, sagt
sie zur Tiroler Tageszeitung.

Sie glaubt nicht, dass
Dornauer sich politisch noch
werde halten können. Für die
SPO-Spitzenfrau „ist das Maß
voll“. So sieht es auch Innsbrucks SPO-Stadtparteiobmann Benjamin Plach. „Es ist
so jenseitig, dass es nur noch
wehtut“, sagt er zum KURIER.

Dass Dornauer ausgerechnet mit dem
gescheiterten Immo-Investor Rene
Benko auf die Pirsch gegangen ist

(oben), erschüttert die SPÖ. Für Bundes-

obmann Andreas Babler (li.) kommt die
Causa angesichts möglicher Koalitionsgespräche zur Unzeit. Dornauer sorgt
oft für Schlagzeilen. Auch wegen der
öffentlich zelebrierten Beziehung mit
einer italienischen Rechtspolitikerin

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Auf einen
Blick

Darf Dornauer derzeit
auf die Jagd gehen?

Wer in Österreich jagen
will, benötigt eine gültige
Jagdkarte. Prinzipiell darf
jeder Bürger, auch
DOHHUP!, eiınen Jager ım
Wald begleiten - solange
er selbst keine Waffe bei
sich trägt und/oder
abfeuert. Dornauer besitzt
derzeit keine Jagdkarte
Seit 2019 besteht gegen
ihn ein Waffen- und
Jagdverbot, nachdem er
sein Jagdgewehr auf der
Rückbank seines Porsches
vergessen hatte — bei
geöffnetem Wagenfenster
Dornauer bestreitet, gegen
das Jagd- und Waffen
verbot verstoßen zu
haben

Drohen ihm abseits
davon rechtliche Konsequenzen?

Das hängt davon hab, wer
zur Pirsch geladen, den
Abschuss bezahlt und den
Hirsch erlegt hat. Der
Schütze erhält normaler
weise die Jagdtrophäe

die in diesem Fall rund
1.000 Euro wert sein
dürfte. Als politischer
Amtsträger darf Dornauer
nur Zuwendungen im Wert
von bis zu 100 Euro straffrei annehmen

Wer wäre für mögliche
Ermittlungen zuständig?
Laut dem Land Tirol
könnte die Bezirkshaupt
mannschaft Innsbruck
prüfen, ob Dornauer gegen
das Waffengesetz
verstoßen hat. Zuständig
für mögliche Ermittlungen
se r die Staatsanwalt
schaft Graz. Laut Steirischer Landesjäg aft
wurde die zuständige
Behörde aufgefordert, die
näheren Umstände zu
klären

Man sei nicht mehr bereit,
„solche Ausritte weiter zu
ertragen. Wir sind bereit, alle
Schritte einzuleiten.“ Während die Stadt-Roten Druck
auf Dornauer machten, lehnte der einen Rücktritt ab.

Jagdluft schnuppern
Er sprach von einer „fürchterlichen Optik“ und könne dadurch hervorgerufene „Irritationen“ nachvollziehen. „Das
Bild war nie zur Veröffentlichung bestimmt“, rechtfertigt
sich der SPO-Landesobmann.
Er habe nach Jahren „wieder
Jagdluft schnuppern“ wollen
und daher einen befreundeten
Tiroler Hotelier begleitet, der
wiederum ein langjähriger
Jagdkollege von Benko sei.
Politische Querschüsse
gegen die Bundespartei und
persönliche Eskapaden pflastern den Weg der Politkarriere Dornauers, die am seidenen Faden zu hängen scheint.
Nicht zum ersten Mal. Noch
gar nicht zum Parteichef
gekürt, musste er etwa 2018
erklären, warum er sich eine
grüne Landesrätin in einer
Landtagssitzung „nNicht in
der Horizontalen“ vorstellen
wollte. Dass er ausgerechnet
mit einer _ italienischen
Rechtspolitikerin liiert ist, die
vom gemeinsamen Liebesurlaub Fotos postete, irritierte in der Partei ebenfalls.

Kopfwäsche von Mattle

Am Montagnachmittag musste sich Dornauer in einem
„klärenden Gespräch“ von
ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle den Kopf waschen
lassen, der danach erklärte:
Sollte sein Vize „gegen das
ihm auferlegte Waffenverbot
verstoßen haben, ist eine rote
Linie überschritten“. Mattle
forderte aufgrund der Äußerungen der SPO Innsbruck
aber auch „eine klare Position
vom Koalitionspartner“. Hier
ist der Landtagsklub gefragt,
der sich bis Redaktionsschluss noch nicht geäußert
hat, ob er Dornauer weiter
die Stange hält. Auch SPÖ-
Chef Andreas Babler gab vorerst kein Statement ab.