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Jahr: 2024
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- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Alle Nebenjobs bei Feuerwehr auf dem Prüfstand“, Seite 5
19.11.2024
Alle Nebenjobs bei Feuerwehr auf dem Prüfstand
Mit der Kritik an den Nebenbeschäftigungen hat das Kontrollamt für Unruhe in der Berufsfeuerwehr gesorgt. Jetzt wird evaluiert.
Innsbruck — Nebenjobs: Seit
dem Erscheinen des Kontrollamtsberichts vor etwa einem
Monat sorgt dieses Thema für
Unruhe in der Innsbrucker
Berufsfeuerwehr. Zumal —- wie
das Kontrollamt auflistet - ein
Drittel der Feuerwehrmänner
auch außerhalb der Dienstzeit
entgeltlich arbeitet. Im Schnitt
19 Stunden pro Monat, in Einzelfällen sind es sogar 40 Stunden. Die vom Kontrollamt
empfohlene „Prüfung“ der
Causa Nebenjobs klingt für
so manchen Feuerwehrmann
wie eine gefährliche Drohung.
Wohl auch, weil im Bericht
darauf hingewiesen wird, dass
eine Nebenbeschäftigung gemäß Innsbrucker Vertragsbedienstetengesetz eigentlich
untersagt ist.
Wie Helmut Hager, Branddirektor und damit Chef der
Innsbrucker Berufsfeuerwehr,
gegenüber der TT bestätigt,
wird die Causa Nebenbeschäftigungen jetzt in Zusammenarbeit mit dem Personalamt
des Stadtmagistrats geprüft:
„Wir nehmen den Bericht
des Kontrollamts ernst und
schauen uns genau an, wie die
rechtliche Situation ist.“ Nicht
nur generell, „wir begutachten
auch jeden Einzelfall“.
Grundsätzlich steht Hager
hinter den Nebenjobs: „Wie
das bisher bei uns gelebt wurde, macht schon Sinn. Es muss
halt rechtlich passen“, meint
der Branddirektor: „Es kommt
ja auch der Feuerwehr zugute,
wenn Mitarbeiter weiterhin
ihr erlerntes Handwerk anwenden und somit in Übung
bleiben.“ Aber was ist, wenn
ein Zimmermann jetzt im Nebenjob Versicherungen verkauft? „Wie gesagt, wir schauen uns jeden Einzelfall an“,
sagt der Chef der Berufsfeuerwehr. Er betont aber, dass die
vom Kontrollamt ausgelöste
Diskussion nur Tätigkeiten in
der Freizeit betrifft.
Davon haben Mitarbeiter
der Berufsfeuerwehr mehr, als
man glaubt. Die Feuerwehrmänner arbeiten in 24-Stunden-Schichten bis zu 60 Stunden pro Woche. „Wenn in der
Nacht nichts los ist, können
Hintergrund
Von
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wir immer wieder ein paar
Stunden schlafen“, erzählt ein
Betroffener. Somit sind die
Mitarbeiter je nach Anzahl der
Einsätze halbwegs ausgeruht,
wenn sie am Morgen nach
Hause gehen. Daher sei es
problemlos möglich, die freien Tage für einen Nebenjob zu
nützen. Etwa als Tischler, Nebenerwerbsbauer, Hausmeister etc. Laut Kontrollamt führen einige Feuerwehrmänner
sogar eigene Unternehmen.
Von der Diskussion nicht
betroffen sind Nebentätigkeiten während des Bereitschaftsdienstes. Der beginnt
wochentags um 17 Uhr. Von
da an warten die Feuerwehrmänner nur noch auf Einsätze.
Alltagsarbeiten wie die Pflege
der Ausrüstung, Schulungen
und Übungen stehen in den
Abend- und Nachtstunden
nicht mehr am Dienstplan.
Das gilt auch fürs Wochenende. „Schon um Langeweile
und vielleicht auch Streitereien zu vermeiden, macht es
Sinn, den Bereitschaftsdienst
für Nebenbeschäftigungen zu
nützen“, erzählt ein Betroffener: „Die einen reparieren ihr
Auto, andere schreiben Brandschutz-Gutachten.“
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Ein ehemaliger Feuerwehrmann kennt auch die Ursache für die aktuelle rechtliche
Unsicherheit bezüglich Nebenjobs. „Vor einigen Jahren
mussten aufgrund einer neuen EU-Beschränkung auf maximal 60 Arbeitsstunden pro
Woche neue Dienstverträge
erstellt werden. Die Verhandlungen endeten mit einem
Deal: Die Mitarbeiter unterschrieben, der Magistrat duldete weiterhin die Nebenjobs.
Allerdings ist der Deal in den
Verträgen nicht angeführt.“
Nächtliche Einsätze wie hier in Vill fallen in den Bereitschaftsdienst. Wenn
nichts los ist, dürfen Feuerwehrmänner schlafen.
Foto: Daniel Liebl