Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_17_Presse_OCR
- S.10
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Tiroler Tageszeitung
„Was kommt jetzt, Herr Bürgermeister?“, Seite 21
Was kommt jetzt, Herr Bürgermeister?
Seit exakt einem Jahr ist Johannes Anzengruber als Stadtchef von Innsbruck im Amt. Die Zwischenbilanz von
JA, Grünen und SPÖ weist einige Erfolge aus. Erste Prestigeprojekte musste man aber schon auf Eis legen.
Innsbruck - Genau heute vor
einem Jahr, am 17. Mai 2024,
wurde Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) als
neuer Innsbrucker Bürgermeister angelobt. Zeit für eine
kleine Zwischenbilanz über
die Arbeit der Dreierkoalition
aus JA, Grünen und SPÖ:
> Bauprojekte: In der Vorperiode scheiterte die ebenso
umstrittene wie lange geplante Neugestaltung des Bozner
Platzes noch. Die neue Koalition hat das Siegerprojekt
aus der Schublade geholt
und die Umsetzung zügig
gestartet. Bis Herbst ist es
so weit - und dank der Baukonjunktur dürfte es deutlich
günstiger werden als erwartet. Bereits bis zum bzw. vor
dem Sommer sollen die Neupflasterung der Altstadt und
der Lugger-Platz-Umbau im
O-Dorf („COOLYMP“) abgeschlossen sein - bei-
des freilich noch
Ergebnisse der vo-
rigen Periode.
> Wohnen: Die neuen, einheitlichen Vormerk- und
Vergaberichtlinien für Stadtwohnungen greifen ab 1.
Juni. Die geflopp-
te eigene „Mittelstandsliste“ ist damit Geschichte.
Eine breite Polit-Mehrheit
fand auch die Absicherung
von Vorbehaltsflächen für
geförderten Wohnraum per
Bausperre - doch das Mittel
ist umstritten (dro-
hender Rechtsstreit), die Erfolgsaussicht ungewiss.
> Kultur: Die freie Kulturszene protestiert wegen fehlender Räume, für BALE oder
Junge Talstation (deren Ankauf und Sanierung ad acta
gelegt wurde) gibt es noch
keinen adäquaten Ersatz.
Daran ändern auch ein neuer „Kulturr A dinator“
und ein zusätzliches
Festivalareal in
der Rossau vorerst
nichts.
Einige Fortschritte sind
hingegen im Bereich der Erinnerungskultur zu erkennen
— auch wenn die Umsetzung
der neuen Gedenkstätte
zum NS-Lagerkom-
plex Reichenau
nur etappenweise
erfolgt.
> Verkehr: Das anvisierte
tirolweit gültige Klimaticket
um 19,60 Euro für Jugendliche wird wegen der angespannten Stadtfinanzen auf
unbestimmte Zeit verschoben. Die Erhöhung der Parkgebühren auf unpraktische
1,10 Euro pro halber Stunde und baustellenbedingte
Staus zerren an den Nerven
der AutofahrerInnen —- auch
wenn die Notwen-
digkeit vieler Baustellen unbestritten ist.
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Die Innsbrucker Dreierkoalition aus JA, Grünen
und SPÖ - hier bei der Präsentation des „Zukunftsvertrags“ im Juni 2024 -
vermittelt seit einem Jahr
demonstrativ Geschlossenheit. Während am Bozner
Platz (r.) ein rascher Baustart gelang, gibt es in anderen Bereichen unfreiwillige Baustellen - etwa rund
um die Frage fehlender
Räume für die Jugend- und
Subkultur.
Fotos: Auzl Springer (2). Sita Falk
Ob die „Jahrhundertchance“ Fuß- und Radwegunterführung unter dem
Hauptbahnhof doch
ergriffen wird, ist
nach wie vor offen.
> Politischer Stil: Die Dreierkoalition hält nach außen
bisher felsenfest zusammen,
klare Mehrheitsentscheidungen sind nun Standard
— kein Vergleich zur chaotisch-zerrütteten Vorperiode. Diese Geschlossenheit
verringert Angriffsflächen für die Opposition.
Kehrseite der Medaille ist
streng abgestimmte Kommunikation, die oft an Message-
Control grenzt. Und speziell
gegenüber der Mitte-rechts-
Opposition ist das Gesprächsklima gestört. Dass deren Flut
an Anfragen teils lückenhaft
oder flapsig beant-
wortet wird, macht
das Verhältnis
nicht besser. (md)