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6020 Stadtmagazin

„Über das Luxusgut Wohnraum“, Seite 3

5.12.2024

Editorial

Über das Luxusgut

Wohnraum

ß Michael Steinlechner
b

nnsbruck ist eine lebenswerte Stadt, Dank

über 30.000 Studierenden dürfen wir trotz

beschaulicher Größe auf eine große Dichte

an kulinarischem und kulturellem Angebot

blicken, Die einzigartige Lage ermöglicht

die schnelle Flucht in die Natur und die nicht
weniger schnelle Flucht in südliche Gefilde. Kein
Wunder also, dass Wohnraum in so einer Stadt zum
Luxusgut wird. Das hat aber in Wahrheit auch andere Gründe.

Schuld an unseren Mietpreisen sind der Staat
und die Stadt selbst. Letztere hat es über Jahrzehnte verabsäumt, ausreichend Grundstücke anzukaufen und diese dann mit leistbarem Wohnraum zu
bebauen.

Wien dient hier als großes Positivbeispiel,
Noch heute findet man in den unzähligen Gemeindebauten Wohnungen, die nicht 50 Prozent oder
mehr des Gehaltes verschlingen. In Innsbruck
schlug man in den letzten Jahren allerdings einen
anderen, in der Retrospektive wohl falschen Weg
ein, Wohnbauträger wurden und werden dazu verdonnert, dass sie einen Teil der gebauten Fläche
zu sozialen Preisen anbieten. Was auf den ersten
Blick sinnvoall erscheint, bedeutet aber in Wahrheit,
dass die Wohnbauträger den dadurch entgangenen
Profit an den freien Markt weitergeben. Kostet ein
Quadratmeter Wohnraum zum Beispiel 11.000 Euro
und die Stadt schreibt vor, ein Drittel davon für, sagen wir, 6.000 Euro anzubieten, wird das Delta am
freien Markt aufgeschlagen. Der Quadratmeter zum
Normalpreis kostet in diesem Beispiel dann plötzlich 13.500 Euro. Wer kauft, muss also tiefer in die
Tasche greifen. Wer mietet, übrigens auch, weil der
Vermieter seine Immobilie teurer eingekauft hat.

Das Fass zum Überlaufen bringt aber die 2022
vom Staat eingeführte KIM-Verordnung, die
Innsbrucker:innen in die Miete treibt. Seitdem bekommt man Wohnungseigentum in Österreich
nämlich nur mehr finanziert, wenn man erstens 20
Prozent Eigenmittel aufbringen kann und zweitens —
und das ist das Kernproblem der Misere - maximal
40 Prozent des Haushalts-Nettoeinkommens für die
Kreditrate benötigt. Ein Großteil wird so vom Wohnungskauf ausgeschlossen und muss mieten. Und
zahlt dann oft mehr Miete, als er für die monatliche
Kreditrate ausgegeben hätte.

In Innsbruck verteuerten sich
die Mieten in den letzten zwei
Jahren um gleich 33 Prozent.

Der Quadratmeterpreis kletterte in diesem Zeitraum
von 15,05 auf 20,05 Euro. Kosteten 70 Quadratmeter Anfang 2022 noch durchschnittlich 1.050 Euro,
sind es heute über 1.400 Euro. Gleichzeitig wird der
Wohnraum knapp, weil die Immobilienbranche am
Boden ist und kaum noch Neues baut.

Wenn der Staat nicht zeitnah aufhört, uns in
die Miete zu zwingen, und Innsbruck nicht aufwacht
und die Sache des leistbaren Wohnraums selbst in
die Hand nimmt, steuert Innsbruck auf ein Desaster
zu. Immer noch weniger freie Wahnungen zu iImmer
noch höheren Preisen werden das Prädikat „lebenswert“ hart auf die Probe stellen,

Pr<

a tadtmagazin.at

m stalnlach

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