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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_12_12_Presse_OCR
- S.9
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Kurier
„Hauptbahnhof wird Großbaustelle*“, Seite 17
Alle Bahnsteige
sollen verbreitert werden.
Das heißt auch,
alle Gleiskörper
zu verlegen
Hauptbahnhof wird Großbaustelle
Innsbruck. Die ÖBB sehen eine „große Herausforderung“, die Stadt wittert eine Chance
VON CHRISTIAN WILLIM
39.000 Zugpassagiere werden am
Innsbrucker Hauptbahnhof im
Schnitt pro Tag gezählt. Am Vorplatz
halten zudem Straßenbahnen, Regional- und Stadtbusse. Kurzum: Das
Areal ist die wichtigste Drehscheibe
des öffentlichen Verkehrs in Tirol.
Und die wird in den kommenden Jahren massive Veränderungen erfahren.
Die Neuerungen werden auch an
den Reisenden nicht spurlos vorübergehen. „Das ist ein Riesenprojekt und
wird eine Herausforderung“, sagt
ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.
Im Fokus steht zunächst die Errichtung
eines Instandhaltungs- und Interventionszentrums für den im Bau befindlichen Brenner Basistunnel (BBT).
Das soll bis 2032 auf dem Areal
des Frachtenbahnhofs beim Hauptbahnhof entstehen. „Es muss rechtzeitig vor der Inbetriebnahme des
BBT fertig sein“, so Gasser-Mair. Doch
die OBB verfolgen Pläne, die weit darüber hinaus gehen. Ebenfalls am
Frachtenbahnhof ist etwa ein Bürogebäude für die Staatsbahnen geplant.
Neue Bahnsteige und Gleise
„Und wir brauchen größere Abstellanlagen, da wir immer mehr Züge bekommen“, erklärt der Tiroler. Das sei
dem erhöhten Fahrgastaufkommen
und somit einer erfreulichen Entwicklung geschuldet. Die gestiegene Zahl
an Passagieren bedingt wiederum jene Arbeiten am Hauptbahnhof, welche die Zugreisenden wohl am stärksten zu spüren bekommen werden:
„Wir benötigen einen zusätzlichen
Bahnsteig, und alle anderen sollen
verbreitert werden. Das heißt aber
auch, dass wir die Gleisachsen verlegen müssen“, sagt Gasser-Mair.
All das wird zu einer Operation
am offenen Herzen der zentralen Offi-Drehscheibe Tirols. „Den Innsbrucker Hauptbahnhof kann man nicht
einfach zudrehen.“ Der ist immerhin
auch einer der wichtigsten Bahnknotenpunkte im österreichischen, aber
auch europäischen Schienennetz.
Was die zeitliche Umsetzung all
dieser Bauvorhaben betrifft, ist die
Fertigstellung des BBT-Servicecenters, von dem der Betrieb des Bahntunnels zwischen Nord- und Südtirol
gesteuert und im Notfall Rettungseinsätze erfolgen sollen, bis 2032 der
Dreh- und Angelpunkt. Beim Rest
werde noch geschaut, wie er getimet
wird, erklärt der ÖBB-Sprecher. Und
dennoch gibt es Zeitdruck.
Bahnhof ohne Radanbindung
Wie berichtet, will die Stadt Innsbruck in Hinblick auf die Umgestaltung des Hauptbahnhofs 2025 eine
Planungsvereinbarung mit ÖBB und
Land schließen. Die für die Stadtplanung zuständige Stadträtin Janine
Bex (Grüne) sieht darin, wie berichtet, gar das wichtigste Projekt dieser
Abteilung im kommenden Jahr.
Denn das Großvorhaben der ÖBB
soll dafür genutzt werden, den bisher
vom Radwegenetz praktisch abgeschnittenen Hauptbahnhof anzubinden und vor allem eine Querung des
Areals für Radfahrer und Fußgänger
zu realisieren. „Mit einer besseren
Verbindung von West nach Ost schaf-
Der Hauptbahnhof ist die wichtigste Öffi-Drehscheibe Tirols
Fakten
Lage
Der Innsbrucker
Hauptbahnhof liegt
zwischen Innenstadt
und dem Stadtteil
Pradi am Südtiroler
Platz. Im Fußgängerund Radverkehr
stellt das Areal, zu
dem auch der Frachtenbahnhof gehört,
eine Barriere dar
Bedeutung
Am Hauptbahnhof
werden täglich im
Schnitt 39.000
Zugreisende gezählt.
Am Vorplatz halten
zudem Straßenbahnen, Regionalund Stadtbusse. Für
Radfahrer gibt es bis
jetzt hingegen keine
direkte Anbindung
an das Radwegenetz
der Stadt
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WILLIM CHRISTAN
fen wir die Grundlage für eine engere
Anbindung der Stadtteile“, sagt Bex.
„Das ist sicher eine einmalige Chance
für die Stadt“, sagt Gasser-Mair. Es
brauche aber rasch eine Entscheidung zu der Durchbindung für Radund Fußgängerverkehr, da die dafür
notwendigen Schritte in die anderen
Bauvorhaben miteingeplant werden
müssten.
Der Bahnhof stellt eine Barriere
zwischen Innenstadt und dem benachbarten Stadtteil Pradl dar. Als Verbindung ist eine Unterführung angedacht.
Diese könnte bei der Verlegung der
Gleiskörper Schritt für Schritt mitgebaut werden. Wird dieses Zeitfenster
nicht genutzt, wäre eine Unterführung
ungleich komplizierter zu realisieren
und wohl auch teurer. Zu verhandeln
wird aber auch sein, wie sich ÖBB,
Stadt und Land die Kosten für diese
neue Achse aufteilen.
„Herzstück der Stadt“
Für Bex ist der Hauptbahnhof „das
Herzstück der Stadt“, das als Öffi-
Knotenpunkt für regionalen und städtischen Verkehr weiter aufgewertet
werden solle. Dazu gehören für die
Stadträtin auch „ausreichend Abstellflächen für den Radverkehr — etwa in
Form einer zentralen Fahrradgarage“,
deponiert sie weitere Wünsche.
Nicht berührt von all den Vorhaben wird im Übrigen das Bahnhofsgebäude selbst, das heuer seinen 20.
Geburtstag feiert. Die offizielle Eröffnung fand nach Neubau im Jahr 2004
statt. Sobald Gleise und Bahnsteige
baulich in Angriff genommen werden, müssen Passagiere aber zwischenzeitlich an _ provisorischen
Halteinseln ein- und aussteigen.
Auf lange Sicht will die Stadt als
Grundeigentümerin auch den Südtiroler Platz vor dem Hauptbahnhof umgestalten, der sein heutiges Erscheinungsbild ebenfalls erst vor knapp 20
Jahren erhalten hat. Was damals unter
anderem verabsäumt wurde und nun
in den Sommermonaten merklich
spürbar ist: Es gibt kein Büschel Grün,
geschweige denn Bäume.
WILLIM CHRISTIAN