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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Weihnachten wird weggeworfen“, Seite 26

Weihnachten wird weggeworfen

Das Christkind war da, Silvester steht vor der Tür und die Abfalleimer quellen über. Tirols Müllentsorger
lassen dieser Tage die Überreste der Feste verschwinden - und werden dabei ein wenig nachdenklich.

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Andreas, Bruno und Patrick tuckern mit dem Laster durchs kalte Innsbruck und sammeln Papiermüll ein. Fotos: Fa

Von Melina Mitternöckler

Innsbruck — Die Feiertage
glitzern und funkeln, machen
Freude, schmeicheln dem
Gaumen - und hinterlassen
eine Spur der Verwüstung.
Geschenkpapier, Sackerln
und Schleifen, Kartonagen,
Raketenverpackungen und
verschimmelte Gourmet-
Mahlzeiten: Tirols Müllentsorger setzen alles daran, die
Abfallprodukte unserer eng
mit Konsum verknüpften
Feierlaune schnell und unauffällig zu beseitigen.
Andreas Krismer kurvt
mit dem Papiermüll-Laster durch die Innsbrucker
Innenstadt. Alle paar Meter springen seine Kollegen
Bruno Reinisch und Patrick
Weihrauter vom Heck und
holen die schwarz-roten
Container heran. Kartonagen stapeln sich in, auf und
neben den Eimern, die die
Männer über die vereisten
Schneehaufen rollen, „Ab der
Black Week und dem Black
Friday bis nach Silvester ist
es eine irrsinnige Menge an
Müll“, erzählt Andreas, Seit
33 Jahren ist er Müllentsorger bei den Innsbrucker
Kommunalbetrieben (IKB).
An fünf Tagen pro Woche
schwärmen er und seine Kollegen aus und entleeren etwa
zweitausend Papier-Kübel in
der Landeshauptstadt.
Dabei sind Verpackungen
nicht die einzigen Überbleibsel der Feiertage. „Am 23. Dezember haben wir vor einem
Supermarkt Pause gemacht“,
erinnert sich Andreas. „Da
haben wir beobachtet, wie
die Leute mit ganzen Bergen
im Einkaufswagen rauskommen. Und dann höre ich von
meinen Kollegen vom Biomüll, dass so viel Essen weggeschmissen wird und dass es
rund um Weihnachten noch
einmal um geschätzt ein Viertel mehr wird.“ Das mache
nachdenklich und über kurz
oder lang auch konsumkritisch. Deshalb gebe es bei ihm

Seite 8 von 17

daheim an Heiligabend nur
die klassische Würschtlsuppe
und noch ein paar Schinkenrollen. „Du schaust, dass du
nur kaufst, was du brauchst,
und dass dir nichts schlecht
wird“, erklärt er. An seinem
Briefkasten klebe außerdem
schon lange ein Sticker mit
der Aufschrift „Bitte keine
Werbung“.

Vorbei an Transportern von
Paketlieferdiensten arbeitet
sich das Müllauto durch die

S

Foto: Fotohinweis

‚ Ab der Black Week

und dem Black
Friday bis nach Silvester
ist es eine irrsinnige
Menge an Müll.“

Andreas Krismer
(Müllentsorger bei den IKB)

Innsbrucker Innenstadt. Die
einen bringen die Waren, die
anderen holen die Reste wieder ab. Klirrende Kälte kriecht
die Hosenbeine hinauf und
durchdringt die Fleecejacken
der IKBler. Patrick öffnet den
Deckel eines Papiercontainers und findet ein Sechsertragerl leerer Bierflaschen.
Bruno schüttelt den Kopf:
„Die Leute jammern über wenig Geld, kaufen mehr, als sie
brauchen, und holen sich das
Pfand nicht zurück.“

Müll wird nicht plötzlich Luft

Zwei Fuhren fahren die Papiermüllentsorger Andreas,
Bruno und Patrick pro Tag.
Während sich der Laster an
normalen Tagen nur eineinhalbmal füllt, sind gegen
Jahresende beide Fuhren
zum Bersten voll. So werden
Häuser und Straßen langsam wieder sauber - und Augen und Gewissen bald nicht
mehr von den Nebenwirkungen der Feste gequält. Dabei verschwindet der Abfall
nicht einfach so. Er wechselt
den Ort und lebt irgendwo in
anderer Form weiter.

Feste machen Müllentsorgern Arbeit

Das Restmüllaufkommen steigt
gegen Jahresende um zirka fünf
Prozent. Höher ist die Zahl beim

Jahresdurchschnitt sammeln die
IKB rund um Weihnachten.

Glasverpackungen landen oft in
öffentlichen Müllkübeln. Passan-

Recyclinghof darf sie nicht
annehmen. Die Silvesterkracher

Keine zusätzlichen Fahrten
machen die IKB rund um Heiligabend und Neujahr, obwohl es

wöchentlich „die Mull“ kommt.

Einige Bitten richten die Müll-

dest auf die Container legen. Als
Altemative zu Geschenkpapier
eigne sich Zeitungspapier.