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Tiroler Tageszeitung

„‚Der Ort ist ideal‘“, Seite 11

„Der Ort ist ideal“

Eine Brache bei Vill wird seit einem Jahr als „Kulturbauernhof“ bespielt. Die MacherInnen hoffen, ihn
langfristig betreiben zu können. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass er einer Tierklinik weichen muss.

Die Ruine des Gluirschhofs am Viller

Berg soll bald abgerissen werden. Bas-

tian Gashi und Marlene Benzinger vom

- Verein „Frühschicht“ bespielen das Are-
— __ albereits seit Anfang 2024. Fotos: Springer

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Von Joachim Leitner

Innsbruck —- Ein Kulturort
war der Gluirschhof am Viller
Berg schon vor mehr als hundert Jahren. Das Haus gehörte
einst Josef Pembaur, der Tirols
Musikleben Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich geprägt
hat. Komponist ist er gewesen,
Dirigent, Lehrer und Leiter des
Innsbrucker Musikvereins.
Pembaur hat in Vill seine Sommer verbracht. Namhafte Gäste hat er hier empfangen, musiziert und doziert.

Inzwischen steht der Hof seit
Jahren leer - und zum Verkauf.
Im Sommer 2023 stand er sogar in Flammen. In den kommenden Wochen soll die Ruine
abgerissen werden.

Bastian Gashi würde Haus
und Hof mit seinem Verein
„Frühschicht“ nur allzu gerne
kaufen. Seit gut einem Jahr bespielt „Frühschicht“ das Areal:
Konzerte haben hier schon
stattgefunden. Und zahlreiche Workshops. Es wurde gemeinsam gearbeitet, geweint
und getanzt. Sogar die klandestinen Raves, die in den vergangenen Jahren für viel Aufmerksamkeit —- und bisweilen
für Polizei- und Rettungseinsätze - sorgten, sind aus der
Sillschlucht hierher übersiedelt. Ohne dass Unbeteiligte

davon erfahren hätten. Mangels Anrainern gibt es hier niemanden, der sich über laute
Musik bis in die frühen Morgenstunden aufregen könnte. „Der Ort“, sagt Gashi, „ist
ideal.“ Er sei einerseits abgelegen und andererseits mühelos mit den Öffis zu erreichen:
„Ein zentraler Rückzugsort.“
„Hier“, davon ist Bastian Gashi überzeugt, „kann etwas
Einmaliges entstehen.“

Umfangreiches Konzept

Mehr als 400 Mitglieder hat
„Frühschicht“ inzwischen.
„Quer durch alle Bevölkerungsschichten - vom Studierenden bis zum Vorstands-

vorsitzenden außer Dienst“
— wurde in den vergangenen
Monaten an der Zukunft des
Ortes gearbeitet. Der „Pembau“ — so wurde das gut 6000
Quadratmeter große Areal
als Referenz an den einstigen Eigner getauft - soll „Kulturbauernhof“ werden. Ein
umfangreiches Konzept liegt
inzwischen genauso vor wie
ein detaillierter Finanzierungsplan.

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Allein der Ankauf des Areals
dürfte mehr als drei Millionen
Euro kosten. „Ohne langjährige Planungssicherheit und eine Anschubfinanzierung von
der öffentlichen Hand lässt
sich das Projekt allerdings
nicht realisieren“, sagt Bastian Gashi. Die Förderung allerdings müsse man als Investition in die Zukunft sehen.

Sonderlich wahrscheinlich
ist die Umsetzung des Pro-

jekts allerdings nicht. Wie
manch anderes ambitionierte Kulturkonzept dürfte auch
der Pembau bald in eine der
unteren Schubladen der städtischen Amtsstuben wandern.
Zum Verhängnis dürften dem
Vorhaben ausgerechnet jene Vorzüge werden, die den
Pembau für Gashi und seine
MitstreiterInnen so einmalig
machen: Abgelegenheit und
gute Erreichbarkeit.

Zuschlag für Tierklinik?

Wie das Büro von Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA) gestern am späten
Nachmittag auf TT-Anfrage mitteilte, macht sich der
Stadtchef für ein anderes
Projekt stark. Es habe bereits mehrere, durchaus
vielversprechende Gespräche mit den Betreibern von
Tierkliniken gegeben, die derzeit nach neuen Standorten
suchen. Der Viller Berg sei
auch dafür ideal.