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KURIER

„NS-Lager Reichenau: Spatenstich für Gedenkort“, Seite 16

25.1.2025

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Der Baustart des Erinnerungsortes für die Opfer des I.a.gers Reiéhenau soll heuer erfolgen, die Fertigstellung dann erst 2026

NS-Lager Reichenau:
Spatenstich für Gedenkort

Innsbruck. 80 Jahre nach Kriegsende starten zumindest die Bauarbeiten

VON CHRISTIAN WILLIM

Er stammt aus dem Jahr 1972
und ist nicht nur inhaltlich aus
der Zeit gefallen — er steht auch
noch neben dem Recyclinghof
der Stadt Innsbruck: Der Gedenkstein für die Opfer des NS-
Lagers Reichenau. „Dieser Platz
ist nicht würdig“, erklärte Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA — Jetzt Innsbruck) am
Freitag bei einer Pressekonferenz, wo der weitere Fahrplan
für die Errichtung eines neuen,
seit Jahren diskutierten Erinnerungsortes präsentiert wurde.
Am 8. Mai, an dem sich das
Ende des Zweiten Weltkriegs
und damit auch jenes der Nazi-
Herrschaft zum 80. Mal jährt,
soll der Spatenstich erfolgen.
Bei der Präsentation des Siegerentwurfs im vergangenen Oktober hatte der für das Projekt
verantwortliche Vize-Bürgermeister Georg Willi (Grüne)
noch gehofft, das bis zu diesem
markanten Datum „ein wesentlicher Teil“ der neuen Gedenkstätte bereits errichtet sei.

Fakten

Das Lager

1941 hat die
Gestapo in Innsbruck
das „Arbeitserziehungslager
Reichenau“ errichtet.
Hier wurden sogenannte „Arbeitsbummelanten“ interniert,
um sie im Sinne der
NS-Arbeitsmoral
„umzuerziehen“

Folter und Tod
Später wurde das
Lager auch zur Inhaftierung politischer
Gefangener oder als
Durchgangsstation
für Juden, die in
Konzentrationslager
gebracht wurden,
genutzt. Häftlinge
wurden gefoltert und
zu Zwangsarbeit
verpflichtet. Mindestens 114 Menschen
kamen hier um

„Das wäre wünschenswert
gewesen“, sagte er am Freitag
auf Nachfrage. Aber dass im
Zuge der Juryentscheidung bei
der Auswahl des Entwurfs für
das Andenken an die mindestens 114 Menschen, welche die
unmenschlichen Bedingungen
im 1941 von der Gestapo eingerichteten „Arbeitserziehungslager“ Reichenau mit ihrem Leben bezahlt haben, noch eine
Extrarunde gedreht wurde, habe für Verzögerung gesorgt.

Wichtiger als ein Datum?

Lukas Morscher, Leiter des
Innsbrucker Stadtarchivs, zeigte sich bei dem Pressegespräch
aber überzeugt: „Es ist wichtiger, ein gescheites Projekt zu
haben, als einen Jahrestag einzuhalten.“ Für ihn zählt zudem,
dass durch einen breit angelegten Aufarbeitungsprozess neue
Erkenntnisse gewonnen wurden, die in das Gestaltungskonzept eingeflossen sind.

Das sieht unter anderem
vor, dass nahe des ehemaligen
Lagerkomplexes — heute mit

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einem Gewerbegebiet überbaut — in einem Grünstreifen
am Inn Namenssteine aus Beton und Glasterrazzo errichtet
werden. In einem offenen Pavillon sollen historische Informationen aufbereitet werden.
Ob das im vollen, geplanten
Umfang umgesetzt wird, ist
noch nicht klar. Sollten die Namenssteine, für die es bisher
nur Kostenschätzungen gibt,
teurer als erwartet ausfallen,
könnte beim Gebäude gespart
werden, hieß es.

Man wolle das Gesamtbudget (rund 1,3 Millionen Euro)
nicht überschreiten. Die Stadt
steuert 840.000 Euro bei, vom
Land kommen 300.000 Euro.
Um den Rest der notwendigen
Gelder aufzutreiben, hat man
sich an Firmen gewandt, „die
von Zwangsarbeit profitiert haben“, so Willi. Nun soll das Projekt in zwei Phasen umgesetzt
werden. Heuer sollen zunächst
Landschaftsgestaltung und Errichtung der Namenssteine erfolgen, 2026 dann der Vollausbau samt Pavillon.

-DENZER-MACHAT-SCHLOR-

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