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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_19_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Was Tirols Busfahrer im Berufsalltag ausbremst“, Seite 2, 3
19.6.2025
Was Tirols Busfahrer im
Zeitverlust durch Radtransport, zu wenig Platz
für Ruhepausen: Busfahrer im Linienverkehr sind
oft mit großen Herausforderungen konfrontiert.
Von Michael Domanig
Innsbruck — Michael
Schöpf ist seit 1998 Buschauffeur aus Leidenschaft —- auch als Postbus-
Betriebsratsvorsitzender
für Tirol und Vorarlberg
sitzt er weiter aktiv hinterm Lenker. Er weiß aus
der Praxis also genau, wo
BusfahrerInnen im regionalen Linienverkehr der
Schuh drückt - und macht
auf eine ganze Reihe von
Problemen aufmerksam.
> Fahrradtransport: Dieses Thema treibt Busfahrer derzeit besonders um.
Beim Verkehrsverbund
Tirol (VVT) wurden und
werden viele neue Linienbusse mit Heckträgern
ausgerüstet, die Platz für
je fünf Fahrräder bieten.
Eigentlich sind Öffi-Nutzer angehalten, die Räder
selbst zu befestigen, seit
Kurzem gibt es dazu ein
Erklärvideo des VVT.
In der Praxis bitten viele
Kunden aber die Busfahrer um Hilfe, weil sie mit
dem Auf- und Abladen
überfordert sind, erst recht
bei schweren E-Bikes, sagt
Schöpf. Für die Busfahrer,
die kundenorientiert sein
sollen und rasch weiterkommen müssen, bedeutet das: aussteigen, den
Bus gegen unbefugte Inbetriebnahme absichern,
zum Heck eilen, helfen,
dann zurück ans Lenkrad und den Bus wieder
„hochfahren“ — und in ein
paar Minuten vielleicht alles wieder von Neuem.
‚ ‚ Und auf einen
Radfahrer, der
glücklich ist, kommen dann womöglich 50 Fahrgäste, die
verärgert sind.“
Michael Schöpf (Busfahrer
und Postbus-Betriebsrat)
„Der Fahrplan gibt das
überhaupt nicht her“, sagt
Schöpf. Rasch ergeben
sich Verspätungen - „und
auf einen Radfahrer, der
glücklich ist, kommen 50
Fahrgäste, die verärgert
sind und vielleicht ihre
Anschlüsse versäumen“.
Außerdem wüssten
die Busfahrer nach wie
vor nicht genau, „wie wir
rechtlich dran sind“, ergänzt Schöpf —- Stichwort
Haftung: Was passiert,
wenn sich ein vom Passagier unsachgemäß befestigtes Fahrrad vom Heckträger löst? Oder auch
„nur“ eine Flasche oder
Fahrradtasche? Wenn es
dadurch gar zu Unfällen
kommt? „Der Fahrer ist
letztlich für die Ladungssicherung zuständig“, sagt
Schöpf. Sein Fazit: „Das
ist nicht ausgegoren, reibt
einen auf.“ Bei einem Gesprächstermin mit dem
VVT nächste Woche soll
es noch einmal um dieses
brisante Thema gehen.
> Platzmangel am Busbahnhof: Dichtere Takte auf vielen Linien seien
grundsätzlich „super“,
sagt Schöpf, die Platzprobleme am Busbahnhof
in Innsbruck hätten sich
dadurch aber weiter verschärft. Eine Folge: Bei
längeren Pausen könnten viele Fahrer ihren Bus
nicht mehr bis zur nächsten Fahrt dort stehen lassen, sondern müssten
(erst recht mit längeren
Gelenkbussen) irgendwohin ausweichen bzw.
längere Ruhezeiten überhaupt „draußen“ in der
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Region verbringen. „Dort
gibt es dann oft kein WC,
keinen Schatten, keine
Möglichkeit, sich die Hände zu waschen, Jause zu
Öffi-Nutzer sind mit den neuen Fahrrad-Heckträgem oft überfordert
—
kaufen oder sich im Winter aufzuwärmen.“ Und
die Problematik wird noch
größer werden, ist Schöpf
überzeugt - etwa wenn im