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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_4_Presse_OCR
- S.9
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Tiroler Tageszeitung
„Strikte Geheimhaltung für mehr Transparenz?“, Seite 4
Strikte Geheimhaltung
für mehr Transparenz?
ORF-Vertragsklauseln zur Song-Contest-Bewerbung werfen Fragen auf.
Innsbruck fordert Unterlagen an, Polit-Beschlüsse in Stadt unwahrscheinlich.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck - Der ORF lockt alle potenziellen Austragungsstätten für die 70. Auflage
des Eurovision Song Contest (ESC) nicht nur mit „einer hohen Wertschöpfung“
durch den Mega-Event, sondern verspricht zudem ein
„transparentes, zügiges und
faires Auswahlverfahren“. So
ist es auf jenen neun Seiten
nachzulesen, mit denen sich
Innsbruck, Wien, Graz und
Co. hierfür beim öffentlichen
Rundfunk seit Montagnachmittag bewerben können.
Der innerösterreichische
Countdown für alle Möchtegern-ESC-Städte läuft mit 4.
Juli ab. Bis 8. August will der
ORF die Vergabe entschieden
haben. Als Austragungstermine für das Finale sind der 16.
oder 23. Mai 2026 genannt.
Innsbruck ist in der ersten Bewerbungsrunde mit an
Bord. Die Interessenbekundung wurde am Dienstag ab-
‚ Im letzten Gemeinderat gab es bereits
eine Meinungsbildung
und die politische Stimmung für eine ESC-Bewerbung überwiegt.“
Büro Bürgermeister
Johannes Anzengruber
geschickt, wird der 7T durch
das Büro von Bürgermeister
Johannes Anzengruber bestätigt. Die Mindestanforderungen erfüllt man. Die Olympiahalle fasse 10.000 Besucher
und könne auch acht Wochen
rund um den ESC freigehalten
werden. Olympiaworld-Boss
Matthias Schipflinger gibt sich
hier zuversichtlich.
Langen die ORF-Detail-
Unterlagen im Magistrat
ein, wird die Stadt eine Arbeitsgruppe zur Erstellung
des Bewerbungs-Pakets ins
Leben rufen: OSVI, Innsbruck Marketing, Innsbruck
Tourismus, Tirol Werbung.
Ebenso in Kooperation mit
an Bord: Land, der ORF Tirol
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Bei der diesjährigen ESC-Gala in Basel ist dieser Musik-Act mit Sicherheit gekommen. Ob der ESC 2026 nach
Innsbruck kommt, hat der ORF in der Hand - und zwar in einer Geheimaktion.
und die Wirtschaftskammer,
verlautbarte man.
Wie die umfangreichen Geheimhaltungsklauseln des
ORF gegenüber den Austragungs-Interessenten mit der
versprochenen Transparenz
in Einklang zu bringen sind —
das fragen sich nach Durchsicht des ORF-Papiers aber einige Verantwortliche in Tirol.
Politische Stimmung ist Pro
So dürfen alle ORF/EBU-
Infos bzw. Leistungen rund
um den Event nicht veröf-
fentlicht werden. Auch die in
den kommenden Wochen zu
schnürenden Gesamtpakete
der „Host Cities“ müssen geheim bleiben. Damit dürfte
die Öffentlichkeit - dem ORF
zufolge —- auch keine Kenntnis
über die jeweiligen Kosten für
die Austragungsorte erlangen.
Sogar ein allfälliger Gemeinderatsbeschluss zum Bewerbungspaket müsste in Innsbruck „in nicht öffentlicher
Sitzung“ erfolgen.
Letztere Frage dürfte sich
aber eher nicht stellen. Mit
Wien, Graz - Bereits Montagnachmittag habe sich
Wien die Unterlagen für
die ESC-Bewerbung vom
ORF übermitteln lassen,
bestätigte am Dienstag
Bürgermeister Michael
Ludwig. Die Bundeshauptstadt werde sich „auf jeden Fall bewerben“. Das
ist nun sogar im druckfrischen Regierungsprogramm von SPÖ und NEOS
festgehalten. Zum ESC-
Wien will, Graz könnte
mit 20 Mio. einsteigen
Budget machte Ludwig indes noch keine Angaben.
2015 war der ESC bereits in
Wien zu Gast.
Gegenüber dem ORF-
Steiermark signalisiert
auch die Stadt Graz ihr Interesse. Laut Finanzstadtrat
Manfred Eber (KPÖ) könne
sich die Stadt einen Zuschuss von rund 20 Mio. €
vorstellen. Dort hofft man
aber auch noch auf Geld
vom Land. (APA, mami)
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Fotn: imaga/Jezsca Gow
Verweis auf Innsbrucks ESC-
2015-Bewerbung hält Anzengrubers Büro fest, dass 2014
weder Stadtsenat noch Gemeinderat hierzu einen Beschluss gefasst hätten. Zudem
habe bei einer ESC-Debatte in
der Gemeinderatssitzung am
28. Mai die „politische Stimmung für eine Bewerbung
Innsbrucks“ überwogen. Und:
„Der Bürgermeister hätte die
geplante Bewerbung ohnedies in seinen Mitteilungen
kommuniziert.“
ORF verteidigt Vorgehen
Der ORF verteidigt die Geheimhaltungsklauseln: „Eine
faire und nachvollziehbare Suche nach dem bestmöglichen
Austragungsort setzt neben
vielen anderen Kriterien voraus, dass die Bewerberinnen
ihre Bewerbung nicht aufeinander abstimmen.“ Hierzu sei
Vertraulichkeit essenziell, weil
ansonsten „der bestmögliche
künstlerische und wirtschaftliche Erfolg gefährdet“ sei.
Auswahl-Prozess und Kriterien seien für alle offengelegt.
Dieses Vorgehen entspreche
einem von der EBU mitgeprägten Best-Practice-Modell,
das „auch sehr erfolgreich in
der Schweiz zur Anwendung
gekommen ist“, so der ORF.