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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_3_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Alle sollen Rad fahren können“, Seite 6
Von Hannah Pumer
Innsbruck - Gemeinsam mit
der Stadt Innsbruck lädt das
Klimabündnis Tirol bereits
zum 13. Mal zu kostenlosen
Radkursen für mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein
am Rad. Anmelden kann sich
grundsätzlich jeder, ein besonderer Fokus liegt aber auf
Frauen und Menschen mit
Migrationsgeschichte. In den
Trainings lernen sie die Basics: von Verkehrsregeln bis
hin zum Radfahren selbst.
Abseits der regulären Termine hat Gebremeskel K. eine „Intensivwoche“ in der
Rossau initiiert. Eigentlich
hat der gebürtige Äthiopier einen Doktor in Maschinenbau.
Weil er in einem Asylverfahren steckt, kann er in Österreich allerdings nur einer freiwilligen Tätigkeit nachgehen.
Beworben hat er sich u.a. auf
Alle sollen Rad fahren können
Die Stadt Innsbruck und das Klimabündnis Tirol bieten kostenlose Fahrradkurse an. Der Fokus liegt besonders auf Frauen.
einen Job als Gärtner, anreisen wollte er mit dem Rad. „In
der Rossau gibt es keine Radwege und der Verkehr ist irre.
Ich kann Radfahren, kannte
aber die Beschilderung nicht
gut genug und wollte mir und
anderen Verkehrsteilnehmern
mehr Sicherheit in stark befahrenen Zonen geben“, erklärt der 50-Jährige.
Später lemnt sich’s schwerer
Außer Gebremeskel fahren
insbesondere Frauen um die
kleinen Hütchen. „Frauen
trauen sich weniger zu, das
merke ich auch bei den regulären Trainings“, erklärt
der Fahrradinstruktor Steffen Kanduth. Bei jenen mit
Migrationsgeschichte käme
außerdem eine weitere Komponente hinzu: „In vielen
Ländern dürfen Frauen nicht
Rad fahren. So etwas dann
im Erwachsenenalter zu ler-
nen, das ist richtig schwierig.“
Er betont die Wichtigkeit, es
trotzdem anzugehen: „Radfahren bedeutet gleichzeitig
Unabhängigkeit und das ist
besonders für Frauen mit und
ohne Migrationsgeschichte
ein enormer Gewinn.“
Zum großen Stolz der Gruppe gehört Sakina D. „Sie ist
jenseits der 50, das macht es
nicht einfach. Aber sie hat jeden Tag stundenlang geübt,
ohne Pause“, grinst Kanduth
stolz. Und tatsächlich fährt
Sakina am Ende der Woche
souverän über den Übungsplatz, ihre Tochter Masoumah
hat sie stets im Blick und gibt
ihr hin und wieder Tipps und
einen kleinen Schub.
„Wahnsinn“, sagt auch
Gebremeskel, als er zum
Übungsplatz blickt, „es sind
so viele gekommen, die Radfahren lernen wollen.“ Er
selbst traue sich nach erfolg-
reich abgeschlossenem Training jedenfalls auf die Straße.
Bringt Menschen zusammen
„Radfahren bringt Menschen
an die frische Luft und sie tun
sich selbst damit etwas Gutes“, weiß Simone Profus vom
Klimabündnis Tirol. „Deswegen wollen wir alle Leute, egal,
ob Mann oder Frau, mit oder
ohne Migrationsgeschichte,
aufs Rad und sicher auf die
Straße bringen.“
In Österreich gehört der
Radführerschein zur Schulzeit dazu. „Wir unterstützen
insbesondere Mütter dabei,
Radfahren zu lernen, damit sie
ihren Kindern ein Vorbild sein
können“, so Profus. Auch Ausflüge als Familie sind das Ziel.
Obendrein seien in den Kursen schon Radfreundschaften
entstanden. „Radfahren bringt
die Menschen einfach zusammen“, sagt Profus stolz.
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Pro Jahr gibt es sechs Kurse in ganz Tirol, zwei davon fanden bereits in
Kufstein statt. Der nächste startet am 6. Juni in Innsbruck. Foto: Bita Fal