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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_02_8_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Zeichen ihrer Zeit“, Seite 3
8.2.2025
Zeichen
ihrer Zeit
Erst machten die Männer Karriere im Nazi-Regime,
dann verlieh ihnen das Nachkriegs-Tirol Orden. Diese
sollen sie nun verlieren. Bei Klaus Mahnert, Sepp Tanzer
und anderen soll eine Aberkennung geprüft werden.
Von Benedikt Mair
Innsbruck - Auf der Liste
jener Männer, denen wegen einer nationalsozialistischen Vergangenheit das
Tiroler Verdienstkreuz oder
die Verdienstmedaille aberkannt werden könnte, stehen
durchaus einige prominente
Namen.
Zum Beispiel Sepp Tanzer.
Lange Jahre war er Säulenheiliger der heimischen Blasmusik-Szene, seine führende
Rolle im Propaganda-Apparat
des NS-Staates wird erst seit
relativ kurzer Zeit kritisch betrachtet. Oder Klaus Mahnert,
der bereits vor dem Anschluss
Österreichs als Nazi auffiel
und danach als SS-Obersturmbannführer bis zum
Gauinspektor für Tirol-Vorarlberg aufstieg. Später gründete er die FPO mit und saß
für diese Partei unter anderem im Nationalrat. Eng werden könnte es auch für Karl
Senn, den Komponisten und
glühenden Hitler-Verehrer,
Raimund Klebelsberg, einen
antisemitischen Uni-Rektor,
und Ferdinand Obenfeldner,
der als Gestapo-Beamter am
Novemberpogrom beleuhgl
war und später I
im Nachkriegs- T1rol verhehe
nen Orden wieder
B
W
dem l.ßlsmngen sagt Tirols
nen, liegt an einer Ändemng
des Auszeichnungsgesetzes.
Diese wurde am vergangenen
Mittwoch vom Tiroler Landtag beschlossen und sieht vor,
Ehrungen auch posthum entziehen zu können.
’‚ Wie Ehrungen nicht
leichtfertig vergeben werden, so soll auch
eine Aberkennung nicht
leichtfertig passieren.“
Anton Mattie
(Landeshauptmann von Tirol)
Wie bereits mehrfach berichtet, soll dies unter anderem dann möglich sein, wenn
Vizebürgermeister wurde.
Alle diese Männer eint nicht
nur das Engagement für das
nationalsozialistische Regime,
sondern auch die Tatsache,
dass sie bereits seit Jahren tot
sind. Dass überhaupt darüber debattiert wird, die ihnen
nton
Maule „Menschliche Fehler und Schwächen sind kein
Grund, die gegen eine Auszeichnung sprechen. Grobe
Vergehen, Verbrechen gegen
die Menschlichkeit oder abscheuliche Taten, die erst im
Nachhinein bekannt werden,
müssen aber sehr wohl Konsequenzen haben.“
Auch deshalb, erklärt der
Landeshauptmann, sei die
Möglichkeit der Aberkennung geschaffen worden. „So
wie Ehrungen nicht leichtfertig vergeben werden, so soll
auch eine Aberkennung
nicht leichtfertig passieren. Deshalb ist dies mit
einer fundierten Prüfung verbunden, die
auch Rücksicht auf
die Gegebenheiten
der jeweiligen Zeit,
in der die Geehrten gewirkt haben,
nimmL“
Ob Klaus Mahnert, Sepp Tanzer,
Ferdinand Obenfeldner und die
die Ausgezeichneten eine füh- anderen Genannrende Rolle in der National- ten ihre Orden
sozialislischen Deulschen Ar- verlieren werden,
oder steht noch nicht
aber in leltender Posiuon für fesl Spätestens im
hulz- Fı mllcn
slafl"el (SS), der Landı
(SA) oder andere NS-Organisationen tätig waren.
„Ehrungen sind ein Ausdruck von Wertschätzung
und A& g für beson-
die Ergebnisse der
Recherchen vorgelegt
werden, auf deren Basis
dann über die Aberken-
Die rechte
g hieden wird,
Ständchen Rektor der
Illegal ‚
für den
Hand des
Gauleiters
Bereits als junger Mann war
der im heute slowenischen
Maribor geborene Klaus
ein überzeugter Nas list. 1931 trat er der
Als Beamter
am Pogrom
beteiligt
Er war NSDAP-Mitglied, als
meister seiner Helnnmndt
Innsbruck, 1966 wurde ihm
ein Ehrenzeichen verliehen.
Partei bei und hatte drei Jah-
re später beim Juliputsch in
lm$xuck seine Finger mit im
Spiel. Deshalb wurde er auch
verhaf(et und musste Österreich verlassen. Nach dem
Anschluss kehrte Mahnert
Gründung:nitdledem der
Gemeinderat Innsbruck und im Nationalrat. 1978 ehrte ihn das
Land Tirol mit einem Orden.
»
auf Hitler
. J:
vereidigt
Am 1, Mai 1933 trat der Org:l:l und Komponist Karl
spielte er eine wichtige Rolle im Tirol Musikleben des
us e
te enge Kontakte zu antisemitischen Kreisen, Im Jahr
1937 wurde Senn - wie auch
andere Mitglieder des „Arbeitskreises Tiroler Komponisten“ — ill auf Adolf
Hitler vereidigt. Kurz nach
dem Anschluss Österreichs
an Nazi-Deutschland vertonte er das Lied „Ein Volk,
ein Reich, ein Führer“. Auch
andere propagandistische
We stammen aus seiner
Feder, Ab 1940 leitete er die
Fachschaft
dene Ehrenzeichen des Landes S
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Führer
Alpen-Uni
und Antisemit
Der in Matrei am Brenner ge- Der am 14. Dezember 1886
borene Musiker Sepp im Südtiroler Brixen gebore-
1938 seine Aufnah- ne
me in die und Geologe und arbeitete als solim selben Jahr den „Gauleiter- cher ab dem Jahr 1919 an der
Hofer- “ Er SA nm
slldg:uäv;ufl_ngonflm_g. unter anderem in der Zeit des
rat der Reichsmi ‚geht
und dirigierte 1940 beim Tref- zurück, die Hochschule in
fen von Benito Mussolini und „Deutsche Alpenuniversität”
Adolf Hitler am Brenner ein umzubenennen. 1938 wurde
Ständchen. 1965 erh|elu_:[v;: er auf eigenes Betreiben hin in
seiner Punktion als Rektor ver-
Klebelsberg im Jahr noch
am Tag der Verhaftung des
fers
schluss. Zwischen 1934 und
‘l‚988 war
Tirol verlieh ihm 1956 das Eh-