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Tiroler Tageszeitung

„Vertrauenskrise schlägt voll durch“, Seite 3

Vertrauenskrise schlägt voll durch

LH Günther Platter (VP) und Innsbrucks BM Georg Willi (Grüne) stürzen im Vertrauensindex ab. Neue ÖVP-
Landesräte mit wenig Bekanntheit, aber mit Vorschusslorbeeren. AK-Präsident Erwin Zangerl im Hoch.

Von Peter Nindler

Innsbruck —- Der Vertrauensindex ist das Spiegelbild für
die politische Stimmung im
Land. In der repräsentativen
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Gallup“
im Auftrag der Tiroler Tageszeitung ist die Landespolitik
noch weiter in eine Vertrauenskrise geschlittert. Allerdings in unterschiedlichen
Ausprägungen.

Die oft als überholt bezeichneten Sozialpartner liegen mit Abschlägen obenauf,
Arbeiterkammerpräsident
Erwin Zangerl (+29) steht sogar an der Spitze. Er konnte
gegenüber 2020 noch zulegen. In der Krise vertrauen
die Menschen offenbar mehr
auf die Interessenvertreter
und weniger auf die Politiker.
Einschränkend gilt jedoch,
dass Bauernkammerchef
Josef Hechenberger (+10),
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (+4)
und ÖGB-Vorsitzender Philip
Wohlgemuth (+3) im Gegensatz zu Zangerl einen deutlich
geringeren Bekanntheitsgrad
aufweisen. Das trifft auch auf
Gemeindeverbandspräsident
Ernst Schöpf (+10) zu. Einzig
Industriellenpräsident Christoph Swarovski (-1) befindet sich im Vertrauensindex
knapp im negativen Bereich.

Wer die neuen ÖVP-Regierungsmitglieder Annette Leja (Gesundheit), Toni Mattle
(Wirtschaft) kennt - das waren
jedoch weniger als ein Drittel
der 600 Befragten —, hat jedenfalls einen guten Eindruck
von ihnen. Leja (+28) schaffte

ze ins Minus (-2). Der Innsbrucker Politologe Ferdinand
Karlhofer führt das auf „Platters Schlingerkurs“ in der Corona-Krise zurück, es würden
zudem in Tirol die positiven
Signale nach vorne bzw. die
Aufbruchstimmung fehlen.

Voll erwischt hat es einen
weiteren Regierenden, nämlich den grünen Innsbrucker
Bürgermeister Georg Willi
(-23). Die instabilen Verhältnisse in der Landeshauptstadt
mit dem Aus für die Viererkoalition und dem nunmehrigen
freien Spiel der Kräfte führen
zu einem deutlichen Imageverlust für den seit 2018 amtierenden Stadtchef.

Wie Platter geht es seiner
Stellvertreterin Ingrid Felipe
von den Grünen, die weiter
an Vertrauen verliert (-18).
Gegenüber dem Vorjahr kann
sich zwar die grüne Sozialreferentin Gabriele Fischer
verbessern, aber nach wie vor
wird sie negativ gesehen (-2).
Ihre ÖVP-Regierungskollegen Hannes Tratter (-6) und
LHStv. Josef Geisler (-11) teilen mit ihr dieses Schicksal.

Die Vertrauenskrise ist aber
nicht nur eine der Regierenden, sondern gleichsam eine
der Oppositionspolitiker: So
rangieren FPÖ-Chef Markus
Abwerzger (-29), SPÖ-Vorsitzender Georg Dornauer
(-23), NEOS-Landessprecher
Dominik Oberhofer (-15)
und Liste-Fritz-Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider (-12) mit ihren Glaubwürdigkeitswerten
ausnahmslos im letzten Drittel. Wobei Dornauer und Abwerzger auf der Beliebtheits-

es im Vertrauensranking auf

skala „Boden gutgemacht“ !

Anhieb auf Platz zwei, der Ex- haben.
Landtagsvizepräsident Mattle
(+11) als Dritter ebenfalls aufs
Stockerl. ÖVP-Bildungs- und
Kulturlandesrätin Beate Palfrader (+3), die mit Zangerl
eine der schärfsten KritikerInnen der türkisen ÖVP im Bund
war, kann als einziges Mitglied
der schwarz-grünen Regierung hier mithalten.

Früher hatte ÖVP-Chef und
Landeshauptmann Günther
Platter seine Partei mitgezogen, augenblicklich befinden
sich sowohl die Volkspartei als
auch Platter im historischen
Umfragetief. Im Vertrauensin- Arbeiterk präsident Erwin Zangerl und Gesundheits-LR Annette Leja
dex stürzt Platter von der Spit- führen den Vertrauensindex in der Tiroler Landespolitik an. — Foto: Falk, 8öhm

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