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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Laubwald ja, aber bitte keine Neophyten“ (Lesebrief), Seite 31

Laubwald ja, aber bitte
keine Neophyten

Thema: Projekt Laubwaldaufforstung in Innsbruck.

paziergänger*innen frag-

ten sich schon lange, welches Experiment am „Brunnelboden“ in Innsbruck/Arzl
unterhalb des Rechenhofes
läuft. Einheimische und fremde Laubgehölze wurden hier
vom Amt für Wald und Natur
im Jahr 2014 angepflanzt. Seit
kurzer Zeit stehen nun drei
schöne, informative Schilder
und erläutern, dass es hier
um die Bildung eines klimafitten Stadtwaldes geht, der
den geschlägerten Fichtenwald ersetzen soll.

Neben den heimischen
Baumarten Bergahorn, Bergulme, Vogelkirsche, Stieleiche und Schwarzerle wurden auch Schwarznuss
(Heimat: öÖstliches Nordamerika), Walnuss (Heimat:
Östliches Mittelmeergebiet,
Vorder- und Mittelasien) und

Roteiche (Heimat: östliches
Nordamerika) gepflanzt. Eines der Schilder weist auf die
ersten Ergebnisse des Projektes hin: Stieleiche, Roteiche
und Schwarzerle entwickelten sich gut, Schwarznuss
und Walnuss weniger gut.
Sosehr es wünschenswert
ist, dass die Forstwirtschaft in
Höhen bis 1000 m Laubwälder fördern will, so bedenklich wäre es, wenn auf Grund
des Brunnelboden-Experimentes Neophyten, d.h. Arten aus einem fremden Florengebiet wie die Roteiche
oder standortuntypische

Arten wie die Schwarzerle,
empfohlen würden. Neophyten verändern nicht nur
die Zusammensetzung der
Baumartengarnitur, sondern
können auch den heimischen
Unterwuchs ändern oder, im
Fall der Walnuss, sogar verhindern. Man denke hier beispielsweise an die Probleme,
die durch Pflanzung der aus
Nordamerika stammenden
Robinie (=Scheinakazie) in
wärmeren Gegenden Europas
entstanden sind. Negativbeispiele für Aufforstungen mit
nicht einheimischen Baumarten (Robinie, Schwarzföh-

Viele Städte bemühen sich um klimafitte Stadtwälder. Symbotieto: mago-Images

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re) können im Vinschgau an
den Sonnenhängen gesehen
werden.

Zukunftsfähige Empfehlungen für die Anpflanzung
von Laubwäldern sollten insbesondere auch die Ökologie
der Baumarten bedenken.
Die Schwarzerle ist nicht unbedingt ein idealer Baum für
den Laubwald der unteren
montanen Stufe. Sie ist — mit
wenigen Ausnahmen - charakteristisch für überflutete Auwälder oder ganzjährig
nasse Bruchwälder. Als Pionierart und Grundwasserzeiger ist sie in trockeneren
Wäldern, die ja im Zuge des
Klimawandels zu erwarten
sind, gegenüber anderen
Baumarten wohl nicht konkurrenzfähig, da sie auf gute
Wasserversorgung angewiesen ist.

Dr. Brigitta Erschbamer
6020 Innsbruck