Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2025

/ Ausgabe: 2025_02_12_Presse_OCR

- S.3

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2025_02_12_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2025
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Krisen statt Kahlschlag“, Seite 11

12.2.2025

Von Barbara Unterthumer

Innsbruck - Leere Bühnen,
abgesagte Veranstaltungen,
wackelnde Existenzen: Bald
schon jährt sich der Beginn
eines monatelangen Stillstands nicht nur im Kulturbereich zum fünften Mal. Am
25. Februar 2020 wurde in
Österreich erstmals die Diagnose „Covid-19“ gestellt —
ausgerechnet in Innsbruck.
Wie ist es Kulturschaffenden
seither ergangen? Gab es den,
besonders in der freien Szene
befürchteten, Kahlschlag?
Als „Kahlschlag“ will Helene Schnitzer, Geschäftsführerin der Tiroler Kulturinitiativen (TKI), nicht bezeichnen,
was in und nach der Pande-

Krisen statt Kahlschlag

Was bleibt nach Corona in der freien Szene? Für Helene Schnitzer (TKI) sind multiple Krisen die eigentliche Herausforderung.

mie passiert ist. „Dass ein
solcher ausblieb, ist auch auf
Corona-Hilfen zurückzuführen“, sagt Schnitzer, „und die
Einführung neuer Fördermodelle“ — etwa die Arbeitsstipendien des Landes Tirols.
Auch heuer werden 50 von
ihnen vergeben, Einreichfrist
ist der 15. Februar.

Derlei „prozessorientierte Unterstützung“ habe sich
bewährt und sei auch künftig
dringend notwendig, zumal
die multiplen Krisen dem heimischen Kulturbereich nach
wie vor zu schaffen machen:
Auf Pandemie folgte Teuerung, erklärt Schnitzer. Und
verweist auf eine Inflationsrate von 22,1 Prozent — zusammengerechnet in den Jahren

Wir haben gesehen: Die Krisen
wirken sich wie ein
Domino-Effekt aus.“

Helene Schnitzer
(Geschäftsführerin TKI)

2021 bis 2024 — und damit auf
ein Loch, das auch die vereinzelten Teuerungszuschüs-

se der öffentlichen FördergeberInnen „bei Weitem“ nicht
schließen konnten.

Die Folgen waren laut
Schnitzer bereits absehbar:
„Initiativen nehmen Programmkürzungen vor, das
bedeutet Einnahmeneinbußen für die Kulturbetriebe
und weniger Engagements
für KünstlerInnen“, rechnet
sie vor. Deren prekäre Beschäftigung werde also weiterhin verschärft — kurzum:
„Die Krisen wirken sich wie
ein Domino-Effekt aus.“

Frustration spürbar
Auch die Aussichten bleiben für Schnitzer düster: Die

angekündigten Sparmaßnahmen, auf Gemeindeebe-

ne werden sie mit Blick auf
Hall in Tirol teilweise schon
schlagend, schließen nun
laut Schnitzer nahtlos an die
Teuerungskrise an. „Auch wo
Kulturbudgets stagnieren, etwa beim Land Tirol, wird aufgrund der Teuerung de facto
gespart“, erklärt die TKI-Geschäftsführerin. Nicht weniger Sorgen bereitet ihr zudem
eine mögliche FPÖ-Regierungsbeteiligung im Bund.
„Die Frustration spürt man
in der gesamten Szene“, so
Schnitzer. Sie erzählt von Kulturschaffenden, die endgültig
das Handtuch werfen oder
für ihre Vorhaben Land oder
Bundesland wechseln wollen.
Zumindest die Sichtbarkeit
der mitunter prekären Ar-

beitsbedingungen im Kulturbereich sei inzwischen eine
andere als vor der Krise, sagt
Schnitzer. Als einen „positiven Nebeneffekt“ der Pandemie will sie diesen Umstand
aber nicht verstanden wissen. Schon seit Jahren setzt
sich die TKI für faire Gehälter
und Honorare in der freien
Szene ein. „Wir haben wichtige Schritte bereits gesetzt“,
betont Schnitzer, „von einer
fairen Bezahlung für Kulturschaffende sind wir aber
noch weit entfernt.“ Und: Die
Sparmaßnahmen wirken sich
auch hier negativ aus, weiß
sie. „Wird gespart, werden in
Kulturbetrieben erfahrungsgemäß zuerst die eigenen Gehälter gekürzt.“

Seite 3 von 27