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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_02_13_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Nur Innsbruck stellt Kameras scharf“, Seite 21
Nur Innsbruck stellt Kameras schar
Wörgl und andere Gemeinden blitzten bei den Behörden mit ihren Ansuchen für eine Videoüberwachung im
öffentlichen Raum ab. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair sieht abseits der Landeshauptstadt keinen Bedarf.
Von Jasmine Hrdina
Innsbruck, Wörgl - Manchmal
fühlt man sich zu Recht beobachtet. Videoüberwachung
ist in Österreich nämlich gar
nicht so selten, wie man meinen mag. Einfach drauflos filmen geht aber nicht. Der Einsatz ist im privaten Bereich wie
im öffentlichen Raum stark
reglementiert. In Tirol scheiterten immer wieder Gemeinden mit ihren Plänen, Straßen
und Plätze so zu überwachen.
Kürzlich musste sich wie berichtet die Stadtgemeinde
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‚ Wenn es Bedarf
an weiteren Orten
gäbe, würden dort längst
Kameras hängen.“
Astrid Mair
(L dı ätin fi
VP)
Wörgl dem Erkenntnis des
Bundesverwaltungsgerichts
unterordnen. Die Kamera in
der Bahnhofstraße bleibt aus.
In Tirol ist man es nur in
Innsbruck gewohnt, dass die
Polizei aus der Ferne das Geschehen beobachtet und aufzeichnet. Weit über hundert
Kameras wachen vor dem
Bahnhof, im Bereich der Bogenmeile, beim Sillpark und
im Rapoldipark über Menschen und Eigentum. Warum
geht das in Innsbruck, aber
nicht in der Begegnungszone
in Wörgl? Laut Landespolizei-
direktor Helmut Tomac hatten
sich Rapoldipark und Bögen,
anders als die Bahnhofstraße
in Wörgl, als „kriminalpolizeiliche Hotspots“ erwiesen:
Es habe unzählige Suchtgiftdelikte und schwerwiegende
Strafrechtsdelikte bis hin zum
Mord gegeben. „Der Rapoldipark wurde als Naherholungsgebiet gemieden, und in der
Bogenmeile fühlte sich die Bevölkerung nicht mehr sicher.
Im Vergleich dazu fanden in
Wörgl keine derartigen massiven Strafrechtsdelikte statt.“
Rückblick: Im Jänner 2014
wurde die französische Stu-
dentin Lucile am Fuße der Festung auf der Innpromenade
mit einer Eisenstange erschlagen. Der Ruf nach einer Videoüberwachung wurde schnell
laut. Es war ein tragischer Einzelfall, doch auch hier hielten
die Behörden entgegen, dass
es keine Häufung krimineller
Vorfälle gäbe. Daran änderte
auch eine Serie an Banküberfällen im Zentrum zehn Jahre
später nichts.
Tomac: „Die Aufzeichnung der Daten soll die Aufklärungsquote erhöhen und
zugleich einen Beitrag zur
Stärkung des subjektiven Si-
Im Rapoldipark sind seit 2018 rund 70 Karfleras aktiv. Nach einem Imagewandel wird die Grünanlage wieder mehr von Familien genutzt.
cherheitsgefühl leisten. Daher
dürfen solche Videoüberwachungen auch nicht inflationär an jeglicher Örtlichkeit
erfolgen, an der es vereinzelt
Vorfälle gegeben hat. Nur
dann, wenn es sich aufgrund
von polizeilicher Betrachtung
und Lageeinschätzung mit
relativ hoher - ortsbezogener
— Wahrscheinlichkeit als zielund zweckgerichtet erweist“.
So schnell darf ohnehin
nicht zur Kamera gegriffen
werden. Die Behörden bestehen darauf, dass zuvor andere Maßnahmen zu Prävention
und für den Schutz von Leib
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Foto: TT/ Springer
und Eigentum ergriffen werden. Polizei und Stadt Innsbruck setzten bei Rapoldipark
und Bögen auf verstärkte Beleuchtung, Diskurs mit GeschäftsbetreiberInnen, insbesondere was Veranstaltungen
betrifft, Modernisierung und
ein flexibleres Kontrollkonzept der Polizei. Die Metamorphose gelang: Beide Orte
wurden vom Schandfleck zu
vielschichtig genutzten Orten.
An der Videoüberwachung
will die Polizei offenbar festhalten. Aus Zahlen ließe sich
der Erfolg nicht herauslesen,
heißt es bei der Polizei. Aus-
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S
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K3
‚ Videoüberwachungen dürfen
nicht inflationär an jeglichen Örtlichkeiten erfolgen, an denen es einzelne
Vorfälle gegeben hat.“
Helmut Tomac
(Landespolizeidirektor)
kunft darüber, wie sich die
Zahl der Vorfälle über die Jahre entwickelt hat, oder welche
Vorfälle man mit Hilfe der Kameras klären konnte, gibt es
nicht. Letztlich müssen die
Verordnungen für die Kameras laufend erneuert werden,
daher wird der Bedarf regelmäßig neu geprüft.
Die Stimmen aus der Bevölkerung, die eine vermehrte
Überwachung des öffentlichen
Raums begrüßen würden,
werden mehr. Braucht es eine Gesetzesänderung, die
Gemeinden dies erleichtert?
Sicherheitslandesrätin Astrid
Mair (VP) verneint. Die Innsbrucker Kameras sieht sie als
gerechtfertigt, darüber hinaus
ortet die Polizistin keinen weiteren Bedarf in Tirol. „Wenn
es Orte geben würde, würden
dort längst Kameras hängen.“
Sie erinnert daran, dass sich
Videoüberwachung auch negativ auf das Sicherheitsgefühl
auswirken kann, denn wo Kameras hängen, ist es offenbar
gefährlich. Und das ist selten
eine gute Werbung für ein
Land oder eine Stadt.