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Jahr: 2022

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Kurier

KURIER

„Die Brennpunkte bei den Tiroler Gemeinderatswahlen“, Seite 7

20.2.2022

Die Brennpunkte bei den
Tiroler Gemeinderatswahlen

27. Februar. Vor allem die Städte sind kommenden Sonntag heiß umkämpft

VON CHRISTIAN WILLIM

Wer ist der Mann? Das fragen sich
Wähler in Hall in Tirol, die Werner
Hackl nicht zufällig persönlich kennen. Nicht gerade beste Voraussetzungen für eine Persönlichkeitswahl. Der 45-jährige Quereinsteiger
soll bei den Gemeinderatswahlen
am 27. Februar aber für die Volkspartei bei seinem ersten Antreten
das Bürgermeisteramt in der
14.000-Einwohner-Stadt nahe Innsbruck — seit 1945 stets schwarz geführt - verteidigen.

„Ich bin seit dem Sommer laufend
unterwegs und bester Dinge“, versichert Hackl. Er sieht sich mit vier
Gegenkandidaten und fünf Konkurrenzlisten konfrontiert — darunter
auch die MFG, die kommenden
Sonntag in 51 Gemeinden antritt. Die
impfkritische Partei ist eine der großen Unbekannten dieser Wahl.

GR-WAHL
2022 TIROL

KURIER-SERIE

rat bewerben sich gar zehn Listen.
Krumschnabel könnte von der Zersplitterung der Konkurrenz profitieren. Die OVP ist mit zwei Listen vertreten, das blaue Lager hat sich in der
traditionellen FPO-Hochburg ebenfalls geteilt und muss noch dazu die
Konkurrenz der MFG befürchten.

Für die tritt mit Lukas Blunder ein
23-Jähriger an, der bei den Neos - sie
rechnen sich mit Birgit Obermüller
Chancen auf das Bürgermeisteramt

aus — wegen seiner Impf-Haltung gegangen wurde. Und danach offenbar
versuchte, bei der OVP anzudocken.
Jetzt probiert er es mit der MFG und
ist einer ihrer 22 Bürgermeisterkandidaten bei diesen Wahlen.

Duell in der LH-Gemeinde

So spannend der Urnengang in den
Städten ist, so sehr stehen auch einige kleinere Gemeinden im Fokus —
allen voran Zams, der Heimatort von
Landeshauptmann Platter. Dort hat
im Sommer Dominik Traxl (VP) mit
nur 27 Jahren das Bürgermeisteramt übernommen. Die SPO versucht ihm dieses mit Benedikt
Lentsch nächsten Sonntag abzuluchsen. Gelingt das, wäre es ein roter Nadelstich ins schwarze Herz.

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In Kufstein ist die Konkurrenz besonders groß

wählen am

27. Februar neue
Kommunalparlamente und Bürgermeister. In Innsbruck
und drei weiteren
Orten finden keine
Wahlen statt

13

stehen bereits fest,
weil es in diesen
Gemeinden nur je
einen Kandidaten
gibt. In 92 Orten
gibt es Duelle. Nur
in 68 Gemeinden
könnte es zu Stichwahlen kommen

Das Waidhofen-Gespenst

„Wir haben die Erfahrung aus Waidhofen“, ist sich Hackl bewusst, dass
Politbeben wie zuletzt in Niederösterreich, wo die OVP abstürzte und die
MFG auf Anhieb 17 Prozent schaffte,
auch in Tirol möglich sind. „Aber ich
glaube schon, dass die Leute erkennen, dass es jetzt um Hall geht.“

Dort steht die VP mit Hackl auf
dem Stimmzettel. Und das ist keine
Selbstverständlichkeit. Die Partei von
Landeshauptmann Günther Platter
rechnet sich zwar 232 Bürgermeister
zu. Aber gerade einmal 22 schwarze
Listen tragen bei diesen Kommunalwahlen den Zusatz VP oder Volkspartei. Ein Versteckspiel, das auch die
anderen Parteien beherrschen und
das in Tirol Tradition hat.

Elisabeth Blanik spielt da nicht
mit. Die ehemalige SPO-Landeschefin ist Bürgermeisterin der Bezirks-

In Lienz will Blamk (SPÖ) Stadtchefin
bleiben, Hackl (ÖVP) soll Hall halten

Seite 12 von 24

APA/DANIEL LIEBL

hauptstadt Lienz, die über Jahrzehnte in schwarzer Hand war. Und ihre
Liste heißt wie ihre Partei.

Blaniks Erfolg steht sinnbildlich
für die Schwäche der sonst landauf,
landab in den Gemeinden dominierenden Volkspartei in den Städten.
So hat etwa die Landeshauptstadt
Innsbruck, die erst 2024 wieder
wählt, mit Georg Willi einen grünen
Bürgermeister.

Die Städte und Großgemeinden
sind es auch, die bei diesem Wahlgang besonders umkämpft sind. Blanik muss sich in Osttirol gegen vier
Herausforderer behaupten, will sie
weiter im Amt bleiben. In den Gemeinderat drängen gar acht Listen.

In der Bezirkshauptstadt Imst im
Oberland heißt die Liste von VP-Bürgermeister Stefan Weirather zwar
„Alle für Imst“. Die Realität ist aber:
Alle gegen die OVP. Neben ihr stellen
sich acht weitere Listen der Wahl, insgesamt rittern sieben Bürgermeister-
Kandidaten um die Gunst der Wähler.

Noch enger am Stimmzettel ist es
in Kufstein, der zweitgrößten Stadt
des Landes an der Grenze zu Bayern.
Dort erheben gleich acht Kandidaten
Anspruch auf den Bürgermeistersessel. Der parteifreie Amtsinhaber Martin Krumschnabel gibt sich dennoch
gelassen: „Das war 2016 ähnlich und
ich habe trotzdem im ersten Wahlgang gewonnen.“ Für den Gemeinde-