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Jahr: 2022
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- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Seefeld lässt Geldflüsse prüfen“, Seite 19
Seefeld lässt
Geldflüsse prüfen
Werner Frießer ließ sich für seine Funktion als Aufsichtsrats-Chef am Kofel über die Rosshütte zahlen.
Von Denise Daum
Seefeld - Monatliche Zahlungen von der Patscherkofelbahn an die Bergbahnen
Rosshütte sorgen für Zündstoff in Seefeld. Monat für
Monat wurden 2160 Euro
brutto von Innsbruck nach
Seefeld überwiesen. Knapp
fünf Jahre lang, von Mai
2016 bis Anfang 2021. „Für
Beratungsleistungen und
Wissenstransfer“, wie auf den
Rechnungen angeführt wurde. Das Geld landete in weiterer Folge bei Werner Frießer,
bis September 2021 Vorstand
der Rosshütte, bis Juni 2021
Bürgermeister von Seefeld
und seit Mai 2016 Aufsichtsratsvorsitzender bei der Patscherkofelbahn. Aufgefallen
sind diese Zahlungsflüsse im
Zuge des Vorstandswechsels
bei der Rosshütte.
Die Gemeinde Seefeld, die
91,5 Prozent an den Bergbahnen hält, weiß von „Unstimmigkeiten“, wie Vizebürgermeister Markus Wackerle
sagt. „Wir lassen diese Vorgänge nun prüfen“, erklärt
Wackerle, der derzeit die Gemeinde führt.
Werner Frießer, der mittlerweile in der Axamer Lizum tätig ist, erklärt, dass es
sich bei diesen Zahlungen
um Aufwandsentschädigungen für seine Funktion als
Aufsichtsratsvorsitzender bei
der Patscherkofelbahn handelt. Er habe zu Beginn die-
ser Tätigkeit 2016 mit den
Geschäftsführern und der
damaligen Bürgermeisterin
Christine Oppitz-Plörer vereinbart, dass diese Zahlungen
nicht direkt an ihn, sondern
über die Rosshütte erfolgen.
Das Problem dabei: Die
Zahlungen von Innsbruck
nach Seefeld erfolgten zwölfmal im Jahr, die Auszahlung
von der Rosshütte an Frießer
allerdings 14-mal. Auch bei
den Lohnnebenkosten soll es
Unstimmigkeiten zum Nachteil der Seefelder Bergbahn
gegeben haben.
Frießer räumt ein, dass
„Lohnverrechnungsfehler“
passiert seien. Für die Rosshütte hätten diese Verrechnungsmodalitäten ein Nullsummenspiel sein sollen, wie
Frießer betont. „Es war niemals Absicht, dass Geld ausbezahlt wird, das mir nicht
zusteht“, betont Frießer. Jeden Cent, den er von der
Rosshütte zu viel erhalten habe, werde er „selbstverständlich“ zurückzahlen.
In Seefeld ist darüber hinaus die Frage aufgetaucht, ob
das Beratungshonorar nicht
im Unternehmen Rosshütte
hätte verbleiben müssen, anstatt volley an Frießer weiterzugehen. Diesen Denkansatz
kann Frießer nicht nachvollziehen: „Ohne meine Person
hätte es dieses Geld vom Kofel ja nicht gegeben.“
Thomas Scheiber, im Jahr
2016 Patscherkofel-Ge-
B
Die Bergbahnen Rosshütte in Seefeld stellten der Patscherkofelbahn über fünf .lnfue lang eine monatliche Rech-
nung über 2160 Euro für „Beratungsleistungen und Wissenstransfer“.
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schäftsführer, erklärt, dass
Werner Frießer diese Entschädigung als Aufsichtsratsvorsitzendem der Kofelbahn
zustand. Die Höhe orientiert
sich an dem Gehalt eines einfachen Gemeinderats. Der
Vorschlag, die Zahlung über
die Rosshütte abzuwickeln,
kam seinerzeit von Werner
Frießer selbst. Den Innsbruckern war es einerlei, an
wen sie das Geld überweisen.
„Dem Patscherkofel ist ja dadurch kein Schaden entstanden. Ganz im Gegenteil. Wir
haben enorm von der Expertise der Rosshütte, allen voran
natürlich von Werner Frießer,
profitiert“, erklärt Scheiber.
Bürgermeister Georg Willi hat diese Vorgangsweise übernommen. Auch für
ihn machte es keinen Unterschied, an wen das Geld
überwiesen wurde. „Und das
Innenverhältnis zwischen
Rosshütte und Werner Frießer geht mich nichts an“,
sagt Willi. Der Bürgermeister
hat mittlerweile die Höhe der
Entschädigungszahlungen für
Aufsichtsräte geändert. Seit
Anfang 2021 erhält Frießer
eigenen Angaben zufolge für
seinen Aufsichtsratsvorsitz
um die 3200 Euro brutto jährlich —- direkt auf sein Konto.
Der Aufsichtsrat der Rosshütte hat in der Causa Wirtschaftsprüfer und Anwalt
eingeschaltet. „Wir prüfen
die Vorgänge“, sagt Aufsichtsrats-Chef Alexander Schmid.
Fato: Oympiaregion Seefeld