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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_02_24_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Frießer in Erklärungsnot“, Seite 19
Frießer in
Erklärungsnot
Im Kontrollausschuss der Stadt erklärte Werner
Frießer, die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden
ehrenamtlich auszuüben. Auch in Seefeld brodelt es.
Von Denise Daum
Innsbruck - Die Affäre um
Zahlungen der Patscherkofelbahn an die Bergbahnen
Rosshütte für Beratungsleistungen weitet sich aus und
bringt immer mehr Unstimmigkeiten zutage.
Wie berichtet, ließ sich
Werner Frießer seine Entschädigung für den Vorsitz
im Patscherkofel-Aufsichtsrat nicht direkt, sondern über
die Bergbahnen Rosshütte
auszahlen. Dort war Frießer
bis Herbst 2021 Vorstand. So
überwiesen die Innsbrucker
von Mai 2016 bis Anfang 2021
monatlich 2160 Euro brutto
nach Seefeld. Das Geld verblieb nicht bei der Bergbahn,
sondern ging unmittelbar an
Werner Frießer weiter - und
das sogar 14-mal im Jahr.
Frießer räumte ein, dass damit zu viel Geld auf seinem
Konto landete, die Zahlungen
von der Kofel-Bahn kamen
nur zwölfmal im Jahr.
In Innsbruck sorgen diese
Geldflüsse auch aus anderen
Gründen für Empörung. Bei
einer Kontrollausschuss-Sitzung zur Kostenexplosion bei
der neuen Patscherkofelbahn
wurde Werner Frießer als
Aufsichtsratsvorsitzender geladen und befragt. Dort gab er
an, dass er kein Geld für seine
Tätigkeit als Kofel-Aufsichtsrat bekommen habe. In dem
der TT vorliegenden Protokoll
ist festgehalten, dass Frießer
auf die Frage der damaligen
Stadträtin Andrea Dengg „Sie
machen das nicht ehrenamtlich, nehme ich an?“ antwortet: „Ich schon, weil ich einen
Transfer-Knowledge-Vertrag
habe. Die Seilbahn Rosshütten AG stellt an die Patscherkofelbahn eine Rechnung
zwölfmal im Jahr, aber nicht
meine Person, sondern die
Rosshütten AG bekommt dafür das Geld.“ Das war im Juli
2019.
Mesut Onay, damals Vorsitzender des Kontrollausschusses, zeigt sich bestürzt. „Das
ist keine Notlüge, sondern ein
Ausweichmanöver in einem
entscheidenden Moment bei
der Aufarbeitung des Patscherkofel-Desasters.“
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denen es auch um Wemer Frießer als Aufsichtsratschef ging. Den Gemeinderäten wurde gesagt, dass er dafür keine Entschädigung erhält. Foo Fa
Auch beim Sondergemeinderat zum Kofel im Juli 2019
hieß es, dass Frießer selbst
keine Entschädigung erhalte.
Folgende Erklärung von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) ist im Protokoll festgehalten: „Er (Werner Frießer,
Anm.) sagt, dass er das Honorar nicht nimmt, denn seine
‚ Meine Aussage im
Kontrollausschuss
war falsch. Wie diese Unwahrheit zustande kam,
kann ich nicht sagen.“
Werner Frießer
(KofekAufsich hef)
Arbeitgeberin, die Bergbahnen Rosshütte Seefeld-Reith
AG, bekommt das Geld.“
Werner Frießer selbst räumt
heute ein, dass seine Aussage
im Kontrollausschuss damals
„falsch war. Wie diese Unwahrheit zustande kam, kann
ich nicht sagen. Vielleicht habe ich die Frage falsch verstanden.“ Die Zahlungsflüsse
seien leicht nachvollziehbar
gewesen. „Mir tut dieser vermeidbare Fehler unendlich
leid. Den entstandenen Schaden werde ich korrigieren.“
Doch damit nicht genug.
Auch in einer Anfragebeantwortung der Liste Fritz heißt
es, dass Werner Frießer in
seiner ersten Aufsichtsratsperiode von 2016 bis 2021
keine Aufwandsentschädigung durch die Patscherko-
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felbahn erhalten habe. Liste-
Fritz-Gemeinderat Thomas
Mayer ist fassungslos ob dieser Behauptung. „Im Rahmen
der Anfragebeantwortung hat
mir Bürgermeister Georg Willi eiskalt ins Gesicht gelogen.
In Wahrheit hat der ehemalige Seefelder Bürgermeister
Werner Frießer im Laufe der
Jahre mehr als 120.000 Euro Steuergeld aus Innsbruck
erhalten“, erklärt Mayer. Es
brauche nun volle Aufklärung in dieser Sache. Mayer
wird deshalb eine weitere Anfrage an Bürgermeister Willi
stellen. Dieser sagt dazu nur
so viel: „Die Patscherkofelbahn hat die Entschädigung
für den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Frießer an die
Bergbahnen Rosshütte und
nicht an ihn ausbezahlt —- wie
unter meiner Vorgängerin
und auf Wunsch von Frießer
selbst vereinbart.“
Auch in Seefeld spitzt sich
die Lage zu. Der Aufsichtsrat
der Bergbahnen Rosshütte
habe nichts von diesen Zahlungsflüssen von Innsbruck
an die Rosshütte gewusst, erklärt Vorsitzender Alexander
Schmid. Der Aufsichtsrat habe Frießer lediglich gestattet,
die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden am Patscherkofel „als Privatperson
und in seiner Freizeit“ auszuüben. „Dem Aufsichtsrat war
nicht bekannt, dass er dafür
eine Entschädigung erhält“,
sagt Schmid.