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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_03_18_Presse_OCR
- S.5
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Revoluzzen und experimentieren“, Seite 14
Revoluzzen und experimentieren
Eva Schlegel sprach im jüngsten Zeitzeugen-Gespräch über ihren Weg in die Kunst.
Innsbruck —- Das Leben ist ein
stetes Experimentieren, das ist
die Grundaussage an diesem
Abend. Es spricht Eva Schlegel, eine jener Tiroler Künstlerinnen, die seit Jahren auf der
internationalen Kunst-Bühne
präsent sind. Schlegel war etwa nicht nur Ausstellende
im Österreichischen Pavillon
der Biennale in Venedig, sondern stand ihm auch schon
als Kommissärin vor. Für das
Zeitzeugen-Gespräch mit
Bernhard Aichner legte sie am
Mittwochabend einen Heimatbesuch ein. Angereist quasi frisch aus Madrid, wo die
Künstlerin auf der Kunstmesse
„Arco“ neue Arbeiten gezeigt —
und bestimmt auch verkauft
hat. Im Haus der Musik stand
nicht nur die Kunst im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern auch ihr Privatleben.
Geboren ist Eva Schlegel
1960 in Hall in Tirol, aufgewachsen in Rum. Als ältestes
von insgesamt vier Kindern.
Um die sich die Mutter kümmerte, während der Vater als
Bankdirektor arbeitete. Kurzum: Von Kunst zunächst keine Spur, sagt Schlegel. Um die
Aussage sofort zu revidieren.
„Jede Italienreise war eine
Kulturreise“, plaudert Schlegel
Nicht nur Moderator Bemhard Aichner zeigte sich am Mittwoch begeistert
von den Anekdoten und der Kunst von Zeitzeugin Eva Schlegel.
aus dem Nähkästchen. In Italien jedenfalls kenne sie jede
Kirche von innen und außen.
Bis zum Künstlerin-Sein war
es für die „Revoluzzerin“, wie
sich Schlegel selbst nennt, ein
langer Weg. Einer, der sie zunächst an die Akademie für
Angewandte Kunst, zu Pro-
Foto: Böhm
fessor Ossi Oberhuber führte
und irgendwann „von Wien,
wo alles beige war“ (O-Ton:
Schlegel), ins schillernde New
York. 1982. Aber nicht um dort
Kunst zu machen, sondern um
Kunst erst kennen zu lernen,
sagt die Tirolerin.
Bis sie dreißig ist, wollte sie
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es geschafft haben —- das war
Schlegels ehrgeiziger Vorsatz.
Geschafft hatte sie es bereits
früher: Schon in ihrem Atelier im Keller der Akademie in
Wien verkaufte sie erste Arbeiten. Ihre berühmten Graphitbilder folgten auf die ersten
filmischen Experimente. Der
immaterielle Raum, die Verfremdung in Form von Unschärfe, die Materialien Glas
und Blei begleiten die Künstlerin bis heute. Einen Einblick
in ihre Schaffensperioden,
von den verschwommenen
Frauenporträts bis zu Arbeiten im öffentlichen Raum, gab
Schlegel im Haus der Musik
über eine Reihe eindrucksvoller Ansichten.
Richtig immateriell wird’s
übrigens bei Schlegels jüngsten Arbeiten, die sie an diesem Abend in Innsbruck zeigt.
Riesige Kugeln, die von Schrift
umsegelt werden. Sie existieren nur im digitalen Raum,
werden durch das Handy
sichtbar. Ab Juni sind sie in
Dornbirn zu sehen. (bunt)
Zeitzeugen-Gespräch mit Eva
Schlegel. Nachzuhören am 10.
April, 20 Uhr, Radio Tirol in der
Reihe „Trommelfell“.