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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_03_22_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Fünfjahresplan mit Paarlauf an der Spitze“, Seite 12
Fünfjahresplan mit
Paarlauf an der Spitze
Bei den Innsbrucker Festwochen folgt Ottavio Dantone 2023 auf
Alessandro De Marchi. Eva-Maria Sens wird gleichberechtigte Co-Chefin.
Von Markus Schramek
Innsbruck - Alessandro De
Marchi firmiert seit 2010 als
Chef der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Der
Werkvertrag des Römers umfasst noch zwei Spielzeiten
bis inklusive Sommer 2023.
Danach erfolgt an der Spitze
des barocken Musikreigens
ein personeller Wechsel.
Eine Ära so lange wie jene
De Marchis wird es aber nicht
mehr geben. Denn die Finanziers aus Stadt und Land, Bürgermeister Georg Willi und
Landesrätin Beate Palfrader,
verordnen den Festwochen
„Erneuerung“ und „neue Impulse“, wie sie gestern vor
der Presse kundtaten. Musikalische LeiterInnen können
demnach pro futuro maximal
fünf Jahre lang die Festwochen begleiten. Eine Wieder-
bestellung ist ausgeschlossen. Nach fünf Jahren muss
jemand Neuer her.
Erster musikalischer Festwochenleiter unter diesen
geänderten Vorzeichen ist
ab September 2023 (und
bis 2028) der Italiener Ottavio Dantone. Der 61-jährige
Cembalist und Dirigent ist
ausgewiesener Barockexperte und seit 1996 Chef des Ensembles Accademia Bizantina in Ravenna. Er gastierte
bereits bei den Innsbrucker
Festwochen, zuletzt 2019 als
Dirigent der Oper „La Dori“.
Auf die Accademia Bizantina wird Dantone während
seiner Zeit in Innsbruck verstärkt zurückgreifen. Einen
Eindruck von diesem Gespann kann man am 21. August des heurigen Jahres
gewinnen: Da gastiert das Ensemble samt Chef unter dem
verheißungsvollen Konzerttitel „Virtuosen“ in Innsbruck.
Dantone wird als musikalischer Leiter aber kein Alleinentscheider. Die bisherige
Betriebsdirektorin Eva-Maria
Sens klettert nämlich die Karriereleiter ein Stückchen nach
oben: Sie avanciert zur künstlerischen Direktorin und wird
gleichberechtigt mit Dantone
das Programm (das erste im
Sommer 2024) verantworten.
Gefragt, wie er diese Beschneidung seiner Kompetenzen sieht, reagierte
Dantone gestern so: „Ich verstehe viel von Alter Musik, es
braucht auch jemanden, der
die Festwochen gut kennt.“
Landesrätin Palfrader führte einen weiteren Grund für
die künftige Doppelspitze ins
Treffen: Sens sei ständig in
Innsbruck „für das Tagesgeschäft“ präsent, Dantone nur
während der Festwochenzeit.
Die Kür Dantones erfolgte aber nicht via Ausschreibung. Dies sei bei einem
Werkvertrag nicht nötig, betonte die Landesrätin. Stattdessen wurden ein Musikwissenschafter und Harfenistin
Margret Köll als ExpertInnen
zu Rate gezogen. Auf ihren
Vorschlag reichten acht Personen Konzepte ein.
Der designierte neue musikalische Kopf der Festwochen
will bei diesen, wie schon
Noch-Intendant De Marchi, „wiederentdeckte Schätze“ barocker Musik vorstellen und das Publikum dabei
durchaus auch einmal „provozieren und herausfordern“.
„Man darf den Musiker nicht
über den Komponisten stellen“, lautet Dantones Credo.
Ihm gehe es um „Aufrichtigkeit“ bei der Vermittlung.
Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, personell (teilweise) neu aufgestellt. Eva-Maria Sens und Ottavio Dantone verantworten ab Herbst 2023
das Programm als führendes Doppel, Markus Lutz behält als kaufmännischer Direktor wie bisher das Budget im Auge (v.1.).
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Foto: Ructy De Moor