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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_04_1_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Giftiger Schaum bereitet Sorgen“, Seite 5
Giftiger Schaum bereitet Sorgen
Am Salzburg Airport haben Löschmittel das Grundwasser verseucht. Der Flughafen Innsbruck
will jetzt prüfen, ob auch hier der Boden kontaminiert wurde. Erste Tests verliefen negativ.
Von Benedikt Mair
Innsbruck, Salzburg — Jahrzehntelang versickerten am
Airport Salzburg giftige Chemikalien im Boden. Und bis
heute verseuchen sie das
Grundwasser. Als Ursache für
die Kontamination wurde ein
von der Feuerwehr verwendeter Löschschaum ausgemacht. Deshalb soll jetzt auch
am Innsbrucker Flughafen
genau geprüft werden, ob es
in der Vergangenheit auf dem
oder rund um das Gelände
zu Verunreinigungen gekommen ist. Erste Tests stimmen
optimistisch, die gefährlichen
Stoffe ließen sich nicht nachweisen. Bei den Tiroler Feuerwehren kommen — mit Ausnahme weniger Betriebe und
Einrichtungen — die potenziell schädlichen Mittel bereits
seit fünf Jahren nicht mehr
zum Einsatz.
Für die Menschen in Salzburg bestehe keine akute gesundheitliche Gefahr, teilten
die Verantwortlichen bei einer Pressekonferenz mit. Angesichts der ansonsten schon
hohen Belastung durch Chemikalien im Alltag gelte es,
mögliche weitere aber rigoros
zu bekämpfen. Und das wird
teuer. Fünf Millionen Euro
stehen dafür vorerst bereit,
die Kosten könnten aber noch
steigen. „Das, was vor ein paar
Jahren Stand der Technik und
aus Sicherheitsgründen rechtlich vorgeschrieben war, kann
ein paar Jahre später zu aufwändigen Sanierungsarbeiten
führen“, erklärte der Salzburger Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl
(ÖvP), der auch im Airport-
Aufsichtsrat sitzt.
Aufgrund der Erkenntnisse
aus dem Nachbarbundesland
Noch findet der potenziell schädliche Löschschaum bei der Innsbrucker Flughafenfeuerwehr Verwendung, er soll aber heuer ersetzt werden. Symbatiın: &a-Zeraabid
wird nun am Innsbrucker
Flughafen „ganz gezielt an
gewissen Punkten des Geländes nach den entsprechenden
Giftstoffen gesucht“, sagt dessen Geschäftsführer Marco
Pernetta. Dabei handelt es
sich um per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, so
genannte PFAS. „In einem direkt angrenzenden Trinkwasserbrunnen fanden bereits
im November vergangenen
Jahres Tests statt, sie waren
ergebnislos.“ Bereits heute
findet ein Treffen mit Verantwortlichen der Innsbrucker
Kommunalbetriebe (IKB)
statt, bei dem erörtert werden soll, wo und wie Proben
genommen werden können.
Anlaufen wird das Prozedere laut Pernetta dann jedoch
„sehr zeitnah“. Er sei aber
optimistisch, dass der Boden
unbelastet ist. „Der entsprechende Löschschaum wurde
nie bei Notfällen eingesetzt.“
Auch bei Übungen sei er von
der Flughafenfeuerwehr nie
verwendet und auf Wiesen
ausgebracht worden. „Allein
schon aus Kostengründen“,
erklärt der Airport-Chef. Zudem sei das Brandbekämpfungsmittel in Innsbruck
erst im Jahr 2000 angeschafft
worden, in Salzburg schon
ab den 1960er-Jahren in Gebrauch gewesen. „Aktuell ist
der Schaum noch bei uns im
Fahrzeug und bis Jahresende
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auch zugelassen”, sagt Pernetta. „Bald werden wir ihn
aber ersetzen.“
Ein Schritt, den die allermeisten anderen heimischen
Feuerwehren vollzogen haben. „Der Schaum, insgesamt rund 2300 Liter, wurde
im Jahr 2017 eingezogen und
eine umweltverträglichere,
biologisch abbaubare Alternative verteilt", erklärt Gerhard Schöpf vom Landesfeuerwehrverband. Jene Mittel,
die PFAS enthalten, seien in
Tirol ohnehin nur „in einem
sehr überschaubaren Rahmen eingesetzt worden. Zum
einen, weil sie sehr teuer sind,
zum anderen wegen der überschaubaren Anwendungsbe-
reiche.“ Und wenn sie ausgebracht worden seien, dann
immer innerhalb der gesetzlichen Normen. „Es wurde nie
etwas Unrechtes getan.“ Für
das Löschen von Feuern bei
ganz bestimmten Materialien wird fluorhaltiger Schaum
aber immer noch bereitgehalten. „Dazu gehören gewisse
Betriebsfeuerwehren, jedoch
nur nach entsprechender Genehmigung und mit strengen
Auflagen, die laufend geprüft
werden", sagt Schöpf. Es müsse beispielsweise gewährleistet sein, dass das Mittel zurückgehalten werden kann,
nicht über die Kanalisation
entsorgt wird und so nicht in
die Umwelt gelangen kann.