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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_04_8_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Eltern stoßen bei Erziehung an Grenzen“, Seite 23
Eltern stoßen
bei Erziehung
an Grenzen
Die Zahl der Gefährdungsmeldungen
von Kindern bleibt in Innsbruck
weiter hoch. Aufruf zum Handeln.
Innsbruck - Pandemie und
Krieg, steigende Lebenshaltungskosten und Arbeitsplatzunsicherheit, emotionaler
Stress. Die Veränderungen in
Berufsleben und Gesellschaft
erhöhen den Druck auf Familien. Dass diese immer öfter an ihre Grenzen stoßen,
zeigt die Bilanz des Amts für
Kinder- und Jugendhilfe der
Stadt Innsbruck. Die Zahl der
Gefährdungsmeldungen bei
Kindern und Jugendlichen
nahm seit Beginn der Pandemie in Europa um 35 Prozentpunkte zu. 2019 wurden 880
Verdachtsfälle gemeldet, 2020
waren es bereits 1203. Vergangenes Jahr zeichnete sich mit
1188 Meldungen keine Entspannung ab.
Familien waren für einen
längeren Zeitraum auf engstem Raum zusammen. Kinder konnten nicht in Betreuungseinrichtungen, Eltern
arbeiteten zuhause, „es kann
vermehrt zu innerfamiliären
Konfliktsituationen kommen“,
fasst Amtsvorstand Raphael
Hölbling zusammen. Bei fast
einem Drittel der Meldungen
(368) konnten die Sozialarbeiter des Amtes nach Überprüfung keine Gefährdung feststellen. In 306 Fällen bestand
zwar keine erhebliche Gefährdung, wohl ortete man aber
Unterstützungsbedarf. Das
Amt vermittelt hier zu Sozial- und diversen Hilfseinrichtungen. 222-mal waren Kinder
und Jugendliche „in anderer
Weise erheblich gefährdet“ —
etwa bei Überforderung bzw.
psychischen und/oder Suchtmittelproblemen der Eltern.
Vermehrt wurde eine Vernachlässigung oder Verwahrlosung
von Kindern (72 Fälle, 2020:
51) bzw. Gewaltausübung
(130; 100) festgestellt. Schlugen 2020 zwei Fälle von sexuellem Missbrauch beim Amt
auf, waren es nun sieben. Bei
31 Minderjährigen war Gefahr
in Verzug. Sie mussten (vorübergehend) in Hilfseinrichtungen oder bei Pflegefamilien untergebracht werden —- die
Ultima Ratio, betont Hölbling.
Im Jahr zuvor waren es mit 20
Kindern deutlich weniger.
Zeichnet sich Überforderung ab, sollten Eltern frühzeitig um Rat fragen, verweist
Hölbling auf ein breites Angebot an Anlaufstellen (Kinder- und Jugendhilfe, Mo-Fr
je 8-12 Uhr, Tel. 0512 5360
9228, E-Mail post.kinderhilfe@
innsbruck.gv.at; Rund um die
Uhr: Sorgentelefon 142). Auf
www.innsbruck.gv.at können
Gefährdungsmeldungen online abgegeben werden, auf
Wunsch auch anonym. Durch
Lockdown und Distance Learning hätten zuletzt beispielsweise Pädagogen etwaige prekäre Lebensverhältnisse von
Schützlingen weniger wahrnehmen können. „Jeder, der
feststellt, dass es einem Kind
oder Jugendlichen nicht gut
geht“, sollte handeln, appelliert VBM Anzengruber. (jazz)
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