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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_04_19_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Innsbruck — eine Allerweltsstadt?“, Seite 3
Innsbruck - eine Allerweltsstadt?
Ein lange verwaistes Stadtmarketing und der Führungswechsel bei Innsbruck Tourismus sorgen die einen. Sie
sehen die Stadt als schlecht positioniert. Bürgermeister und Tourismusobmann sagen, wofür Innsbruck steht.
Von Anita Heubacher
Innsbruck — Ist nun in Innsbruck zu viel oder zu wenig los? Und weshalb sollte
man als Gast nach Innsbruck
kommen? Während vor der
Pandemie die Massen in der
Altstadt das Thema waren,
ist nun die Frage, wie Österreichs Städtetourismus wieder auf die Beine kommt und
wie viel Tourismus man überhaupt noch haben will.
NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer, seit Kurzem
Wahl-Innsbrucker, ist die
Stadt zu schlecht positioniert.
Man wisse nicht, wofür Innsbruck stehe, meint er. Das
liege nicht zuletzt daran, dass
das Stadtmarketing lange Zeit
verwaist gewesen und der
Führungswechsel bei Innsbruck Tourismus noch nicht
vollzogen sei. „100 Tage ist
nun Mario Gerber Obmann
des Tourismusverbandes,
aber es ist nichts passiert.“
‚ Hier sieht man,
dass unsere Arbeit Früchte trägt. Wir
haben mit Abstand das
geringste Minus.“
Mario Gerber, ÖVP
(Obmann Innsbruck Tourismus)
Der angesprochene Mario
Gerber ist sauer. „Das ist eine
ungerechtfertigte Kritik.“ Das
Team des Innsbruck Tourismus mache einen tollen Job.
40 Bewerbungen gebe es für
den Chefinnen-Posten. Im
Vergleich zu Wien und Salzburg hätte Innsbruck sogar
ein größeres Plus an Gästenächtigungen im Jänner
und im Februar erzielt, sagt
Gerber. Das mag auch damit zusammenhängen, dass
Innsbruck mehr als Salzburg
und Wien eine Skifahrerdestination ist. Die Zahlen sind
beeindruckend. Während im
Winter 2021 im Jänner und
Februar in allen drei Städten
fast gar nichts ging, stiegen
die Nächtigungen 2022 in
Innsbruck von rund 53.000
auf 355.000 an. Das ist aber
immer noch die Hälfte von
2019, wo in den beiden Monaten 639.118 Nächtigungen
erzielt wurden.
Vor und nach der Pandemie heißt für Innsbruck im
Warum sollen Gäste nach Innsbruck kommen? Aus Liebe, weil viel los ist und weil die Stadt Alpines und Urbanes vereint. Iı
auch weniger tolle Ansichten. Wie jene des einzigen Fünf-Steme-Hotels, das leer steht, und des Fleckeriteppichs in der Altstadt.
Jänner und Februar ein Minus von 44 Prozent, für Wien
ein Minus von 63 Prozent und
für Salzburg ein Minus von
58 Prozent, „Hier sieht man,
dass unsere Arbeit Früchte
trägt. Wir haben mit Abstand
das geringste Minus“, sagt
Gerber.
Gerbers Vorgänger als Tourismussprecher in der Wirtschaftskammer war Harald
Ultsch. Er führt zusammen
mit seiner Familie mehrere Stadthotels in Graz, Linz,
Wien und Innsbruck. Auch er
kann gut Vergleiche ziehen,
zwischen den Städten und
früher und heute. Ultsch vermisst Formate wie den Tanzsommer, der für Einheimische und Gäste funktioniert
hatte. „Die Kultur ist momentan brachliegend. Man könn-
te Innsbruck besser bespielen.“ Auch er sieht es kritisch,
dass das Stadtmarketing und
Innsbruck Tourismus so lange führungslos waren bzw.
sind. „Was ist typisch Innsbruck? Das lässt sich derzeit
nicht so leicht beantworten“,
kritisiert Ultsch. Tanzen und
das zugehörige Festival seien
zumindest eine Positionierung gewesen.
Für das Innsbrucker Stadtmarketing zeichnet Bürgermeister Georg Willi von den
Grünen verantwortlich. Unter anderem, muss es heißen,
denn das Innsbrucker Stadtmarketing gehört zu 49 Prozent der Stadt, zu 24 Prozent
dem Innsbruck Tourismus, 14
Prozent hält die Wirtschaftskammer und 13 Prozent der
Innsbrucker Zentrumsver-
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ein. Es reden also doch einige
beim Vermarkten der Stadt
mit. Ein Politikum war das
Stadtmarketing schon immer. Daran zerscheilte auch
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nnsbruck hat derzeit aber
haza Ran
das „alte“ Stadtmarketing-
Team. Nach sechsmonatiger Suche nach einem neuen
Chef präsentierte Willi am 8.
April Heike Kiesling als neue
Leiterin. „Mühsamst“ sei es
gewesen, das neue Budget für
das Stadtmarketing durchzuboxen, sagt Willi. Er wollte 1,4
Millionen Euro, die bürgerlichen Parteien, FI und ÖVP
und die FPÖ, 1,1 Millionen.
„Die personelle Stärkung des
Stadtmarketings musste also
warten.”
‚ Was mir bis dato
zu kurz gekommen
ist, ist die Vermarktung
Innsbrucks als Universitätsstadt.“
Georg Willi, Grüne
(Innsbrucker Bürgermeister)
Der Bürgermeister sieht
seine Stadt „alpin urban“. Das
ist der definierte Markenkern.
„In der Stadt arbeiten und die
Natur genießen“, heißt das in
Willis Übersetzung. Was ihm
zu kurz gekommen ist, ist die
Positionierung als Universitätsstadt. Bei 130.000 Einwohnern sind 35.000 Studenten, 50.000 Menschen haben
mit der Uni zu tun, arbeiten
oder studieren dort. Innsbruck von der Weltstadt zur
Universitätsstadt? Dafür gebe
es wöchentliche Treffen zwischen Stadt und Universität.
Also ja — Innsbruck soll künftig stärker als Universitätsstadt punkten.
Und es gebe als Fortsetzung im Umfeld der Uni einen „Masterplan für das Kongresszentrum“, sagt Willi.
Mehr Räume — mit Blickrichtung Nordkette. „Mit dieser
Kulisse können wir punkten.“
Auch Willi zieht Vergleiche.
„Da kann Linz nicht mithalten“, meint er,