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Jahr: 2022

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- S.21

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Stadtblatt

„Innsbruck setzt kein Zeichen mehr“ (Kommentar), Seite 10

KOSCHUHS KASTL

Die wöchentliche BezirksBlätter-Innsbruck-Kolumne von Markus Koschuh
redaktion.innsbruck@regionalmedien.at

Innsbruck setzt
kein Zeichen mehr

Innsbruck setzt
kein Zeichen mehr

Können Sie sich noch erinnern? Ich meine, man vergisst ja so schnell. Ich kann
mich noch gut daran erinnern, als die Bergiselschanze
als Symbol des „Innsbruck
stands with Ukraine“ nicht
wie gewohnt abwechselnd
rot, blau, gelb oder grün erstrahlte sondern in Blau-Gelb,
den Farben der ukrainischen
Flagge. Weithin sichtbar fand
ich es ein starkes Zeichen.
Für mich bedeutete es: Aha,
schau, schau, Innsbruck
denkt an diesen Krieg, zeigt
sich mit den Opfern solidarisch, vergisst nicht. Seit letzter Woche ist es aber vorbei
mit dem Zeichen setzen und
solidarisch sein. Die Bergiselschanze leuchtet wieder in
allen möglichen Farben aber
nicht mehr in Blau-Gelb. Was
für ein fatales Zeichen. Das
Nicht-Vergessen lebt von starken Symbolen. Das Vergessen und die Gleichgültigkeit
beginnen, wenn nicht einmal
mehr symbolisch Farbe bekannt wird. Schon klar, dass
das offizielle Innsbruck und
die Zivilgesellschaft puncto
Ukraine viel tun. Aber mit
der Rückkehr zur farblichen
Normalität, die auch aus
Ab-in-den-Urlaub fahrenden
Autos heraus zu sehen ist,
wird auch eine Normalität
vorgegaukelt, die keine ist.
Blau-Gelb oder Gelb-Blau sehen kann man in Innsbruck
derzeit nur bei Spielen des
Wasserballclub Tirol oder des
Volleyballclub Tirol, weil die
Heimtrikots farbliche Akzente setzen. Die Option IKEA
beim DEZ gäbs dann auch
noch. Beschämend, Innsbruck, dass du ein solches
Zeichen des Vergessens setzt.

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