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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_04_24_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Günstig wohnen neu gedacht“, Seite 18
Günstig wohnen neu gedacht
Wer leistbar wohnen will, muss mit Dichtheit rechnen. Dass es trotzdem eine gute Lebensqualität
geben kann, soll das erste Baufeld der Innsbrucker Campagne Reichenau beweisen.
Von Liane Pircher
Innsbruck —- Noch ist es
eine Baustelle knapp vor
Fertigstellung, aber Ende
Mai wird BM Georg Willi
mit der Schlüsselübergabe damit eine neue Ära
der Stadtplanung einläuten: Baufeld 1 ist mit seinen 307 Stadtwohnungen
so etwas wie das Versuchskaninchen für die
weiteren drei Baufelder,
die in den nächsten Jahren Platz für 1000 Wohnungen schaffen werden
(die TT berichtete). Es ist
das erste Mal, dass sich
die Stadt Innsbruck an ein
kooperatives Planungsverfahren herangewagt
hat. Ganz im Sinne des
städtebaulichen Leitbilds
wurde mit vielen Menschen architektonisch,
sozial und ökologisch
Ein neues Stück Stadt ist auf dem Baufeld 1 in der Innsbrucker Campagn:
vielerlei Hinsicht neu gedacht. Es wurde sehr verdichtet gebaut, allerdings gibt es dafür mehr gemeinschaftliche Freiräume und Flächen für alle.
neu gedacht. Der Plan: eine Stadt bauen und keine
Siedlung. Mit im Boot die
Innsbrucker Immobiliengesellschaft und die Neue
Heimat Tirol.
Man müsse neue Wege gehen, erklärt Markus
Pollo, Geschäftsführer
der Neuen Heimat Tirol
(NHT). Gründe dafür gibt
es viele, die meisten sind
bekannt: Bauen ist teuer, bebaubare Flächen
sind begrenzt vorhan-
, Es soll ein
Leuchtturmprojekt für Innsbruck
sein. Wir hoffen, dass
es gut funktioniert
und nicht zu progressiv gedacht ist.“
Markus Pollo
(Neue Heimat Tirol)
den, gleichzeitig hat Österreich mit einem Zuviel
an Flächenfraß zu kämpfen. Auch in Innsbruck ist
gerade einmal ein Viertel der 103 km? an Fläche bewohnbarer Raum,
so Pollo. Eine doppelte
Herausforderung, wenn
es um den geförderten
Wohnbau geht. Deshalb
sollte das Baufeld mehr
sein, als nur Wohnblöcke
aus dem Boden zu stampfen. Man habe quasi eine
„bestellte Stadt“ gebaut,
erklärt Birgit Kornmüller
von „bogenfeld architektur“. Als Inspirationsquelle diente die Idee einer
italienischen Altstadt. Die
Wohnungen sind zwischen 40 und 90 m? groß.
Es gibt keine Erdgeschoßwohnungen, keine privaten Gärten. Stattdessen
gibt es Gassen, Gemein-
S SA Z
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schaftsräume, Plätze mit
Bäumen, Dachgärten für
alle, die zwischen den
Häusern mit Brücken
verbunden sind, und
ebenerdig eine Sockelzone mit gemischter Nutzung - dort sollen von der
Lebenshilfe, einem italienischen Cafe bis hin zu
einem Mini-Supermarkt
andere einziehen. Dass
die neue Wohnform eine Herausforderung
wird, ist allen klar. Trotz
‚ Man kann
Dichte auch
positiv und als große
Chance sehen. Es
ist keine Siedlung,
sondern ein mutiges
Stück Stadt.“
Birgit Kornmüller
(Bogenfeld Architektur)
—
e Reichenau in wenigen Wochen einzugsbereit. Planerisch wurde für die 307 Wohnungen in
Workshops, die es für
künftige Bewohner gab.
Man wird aufeinander
zugehen müssen, nicht
nur wegen der gemeinschaftlichen Flächen.
Bei einer ersten Besichtigung spürt man, dass
es eine hohe Dichte gibt,
gleichzeitig macht sich
im Innenhof tatsächlich
auch so etwas wie ein Innenstadt-Gassen-Feeling
breit. Bei einem vom Architekturzentrum Tirol
(aut) organisierten Vor-
Ort-Gespräch wird unter
den Schauenden viel diskutiert. Nicht nur Pollo
vertraut darauf, dass hier
eine gute, neue Form des
Zusammenlebens entsteht. Das Baufeld 1 sei
zukunftsweisend, sagt er:
„Wir betreten für Tirol
Neuland. Und wir hoffen,
dass es gut laufen wird.“
——
Fotos: Thomas Böhm