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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Kein Gehalt, kein Hearing: Droht der Spieler-Exodus?“, Seite 31

Kein Gehalt, kein Hearing:
Droht der Spieler-Exodus?

Die heutige Bundesliga-Anhörung des FC Wacker wurde gestern vom
Protestkomitee abgesagt, auch die Gehälter-Frist der Spieler verstreicht.

Von Horian Madi

Innsbruck — In der Geschäftsstelle des FC Wacker herrschte auch gestern hektische Betriebsamkeit. Die für heute
anberaumte Anhörung von
Präsident Kevin Radi und Investor Thomas Kienle beim
Protestkomitee der Fußball-
Bundesliga sollte letztmals
die Möglichkeit eröffnen, eine neue Faktenlage des in
den Seilen hängenden Vereins zu präsentieren. Neben
der Abdeckung der Altlasten
galt es, einen Finanzierungsplan für die Saison 2022/23
vorzulegen, eine positive
Fortführungsprognose vom
Wirtschaftsprüfer inklusive.

‚ Der FC Wacker

Innsbruck hat alle
für die zweite Liga erforderlichen Unterlagen
eingereicht und hofft somit, trotz der aktuellen
Schwierigkeiten, auf den
Erhalt der Spielgenehmigung.“

Verei

des FC Wacker Innsbruck

Gestern Nachmittag erfolgte die Absage, eine Interpretation für oder gegen eine
Zweitliga-Zulassung lässt diese allerdings nicht zu: Die Urteilsfindung könne „aufgrund
der eingereichten Unterlagen
passieren“, ein Vorsprechen
sei nicht notwendig. Zwar
erfüllte man die Infrastruktur-Vorgabe (Vorweisen des

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Selbst Fans anderer Traditionsvereine (im Bild Rapid) bangten zuletzt mit dem FC Wacker.

Mietvertrags), aber andere
Fragezeichen bleiben:
Altlasten von 3 Mio. Euro
bis Saisonende — 2 Mio. beim
Profi-, 1 Mio. beim Amateurbetrieb (siehe Kasten unten)
— erschweren die Ausgangslage. Es bedarf mehr als einer schriftlichen Zusage von
Investor Kienle, etwa einer
Überweisungsbestätigung.
Die heute auslaufende
Gehälter-Frist der Spieler
könnte das Vertragsverhältnis beenden, so die Akteure
aussteigen. Das wäre vor allem für die Jüngeren reizvoll,
erlischt doch mit dem Ende

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des Vertragsverhältnisses die
an sich verpflichtende Ausbildungsentschädigung für
einen neuen Verein.

Noch deklarierte sich kein
Wacker-Spieler für einen Abschied, Spielervertreter Alex
loppich würde wie wohl ei-

i e andere die Saison unge-

tet dessen zu Ende spielen Raphael Galle soll indes
mit Erstligist Admira einig
sein, über Kapitän Florian
Jamnig vernahm man zuletzt
Rückzugsgerüchte in den
Amateur-Fußball (Imst?).

Spätestens morgen Mittwoch gibt das Protestkomitee
seine Entscheidung bekannt,
ob der FC Wacker weiter in
der (zweiten) Bundesliga
spielen darf. Auch Erstligist
Austria Wien sowie die Wacker-Rivalen Young Violets
und St. Pölten (2. Liga) müssen zittern. Der Unterschied:
Dort verzeichnet man Vereinsvermögen auf der Habenseite, bei den Innsbruckern
fehlen hingegen jegliche Sicherheiten.

Zuletzt arbeitete man an
einem Plan B, sollte das von
Investor Thomas Kienle in
Aussicht gestellte Geld auch
nach zehn (!) Wochen nicht
eintreffen. Gestern standen
deshalb weitere Gespräche
im Sinne einer Zwischenfi-

Seite 8 von 13

R

Fotz APA/EIDA

nanzierung im Raum: Die
US-Investment-Gruppe ALK
Capital, die schon den englischen Premier-League-Verein Burnley übernommen
hatte, galt als Option.

Sollte die Bundesliga einen
positiven Bescheid verweigern, kann sich der FC Wacker bis Monatsende noch
an das Ständige Neutrale
Schiedsgericht wenden, die
Aussicht auf eine Zulassung
bleibt angesichts des Nachreich-Verbots neuer Unterlagen allerdings bescheiden.

Mittlerweile muss man
sich auch mit dem Insolvenz-
S$zenario auseinandersetzen,
in dem es neben dem Profibetrieb um den Fortbestand
des Vereins geht. Sollte es
nicht gelingen, die fehlenden 970.000 Euro aufzutreiben, wäre auch der Amateurbetrieb gefährdet. Davon
betroffen wären neben Nachwuchs und Damen-Mannschaften auch die zweite und
dritte Herren-Mannschaft
des FC Wacker (Regionalliga
bzw. Bezirksliga). Statutengemäß müsste eine Mannschaft
nach der Insolvenz in der 2.
Klasse den Spielbetrieb aufnehmen, sollte sich kein anderer Verein zur Bildung einer Spielgemeinschaft bereit
erklären.