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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Käufliche Liebe mit Risiko“, Seite 5

Käufliche Liebe mit Risiko

85 Prozent der illegal in Innsbruck tätigen Prostituierten halten sich nicht an die gesetzlich
vorgeschriebenen Untersuchungen. Das ergaben Kontrollen der Polizeibeamten.

Von Thomas Hörmann

Innsbruck —- Freier leben gefährlich. Vor allem jene, die
in Innsbruck die Dienste von
illegal arbeitenden Prostitujerten in Anspruch nehmen.
Wie aus einer aktuellen Polizeistatistik hervorgeht, unterzieht sich nur ein Bruchteil der Frauen den gesetzlich
vorgeschriebenen Gesundheitsuntersuchungen, die
Geschlechtskrankheiten vorbeugen sollen. Genau genommen waren es im Vorjahr
85 Prozent der angezeigten
Geheimprostituierten, die
das erforderliche Gesundheitszeugnis — im Polizeijargon Deckel genannt — nicht
vorweisen konnten.

Die Zahlen im Detail: „Wir
haben 2021 bei Rotlichtkontrollen 177 Anzeigen wegen
Prostitutionsanbahnung
bzw. -ausübung erstattet“,
erklärt Polizeijurist Florian
Greil, Leiter der zuständigen Sicherheits- und Verwaltungspolizeilichen Abteilung
(SVA) der Landespolizeidirektion: „In nur 26 Fällen war
ein Gesundheitszeugnis vorhanden, in 151 Fällen nicht.“
Für die Freier bedeutet das
ein erhöhtes Risiko, sich mit
Geschlechtskrankheiten zu
infizieren. Dass nicht wenige Prostituierte gegen Aufpreis auch ungeschützten
Geschlechtsverkehr im Angebot haben, machı die Situation keineswegs besser. Trotz
des Risikos nahm die Nachfrage im illegalen Rotlicht-
Milieu nach der Pandemie-
Flaute wieder zu. Die Anzahl
der Anzeigen stieg von 88 im
Jahr 2020 auf das Doppelte im Vorjahr. Das gilt auch
für die Anzahl der erwischten Freier: Acht waren es vor

Polizeijurist Florlan Greil bei der Kontrolle der Papiere einer Innsbrucker Prostituierten (rechts).

zwei Jahren, 17 im Vorjahr.
„Von der Polizei befragt, gaben die Kunden an, wegen
der Anonymität die Dienste
von heimlich in Wohnungen
arbeitenden Prostituierten zu
bevorzugen“, schildert Greil:
„In den Bordellen hätten sie
Angst, Bekannte zu treffen.”
Dass die Prostituierten sich
den Untersuchungen größtenteils nicht unterziehen,
„ist für die befragten Freier
nicht abschreckend“.

Die Pflicht zur Vorsorgeuntersuchung ist für die Frauen klar geregelt: Innsbrucks
Prostituierte müssen sich alle
sechs Wochen im Gesund-

heitsamt des Innsbrucker
Stadtmagistrats zur Untersuchung einfinden. Dabei
spielt es keine Rolle, ob die
Frauen legal in einem der
sechs konzessionierten Bordelle arbeiten oder illegal in
angemieteten Wohnungen
und Hotelzimmern. Untersucht wird dabei, ob die Prostituierten mit Geschlechtskrankheiten, insbesondere
HIV, infiziert sind. Wird keine Infektion nachgewiesen,
erhalten die Frauen ihr Gesundheitszeugnis, das sie bei
Kontrollen vorweisen müssen.

„Wir bieten die Untersu-

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chungen einmal wöchentlich
an”, sagt dazu Stadtphysikus Hans-Peter Rammer, der
das Gesundheitsamt leitet:
„Etwa 30 Frauen lassen sich
pro Woche testen. Die Anzahl entspricht in etwa wieder dem Niveau von vor der
Pandemie. Während Corona
verzeichneten wir einen deutlichen Rückgang bei den Untersuchungen.” Der Abgleich
mit der Polizeistatistik lässt
allerdings darauf schließen,
dass vorwiegend jene Sex-Arbeiterinnen die vorgeschriebene Gesundheitsvorsorge in
Anspruch nehmen, die legal
in den Bordellen arbeiten.

Fn zn

Abgesehen von der schlechten Untersuchungsmoral bei
den Geheimprostituierten
sind aber auch die Untersuchungen selbst bestenfalls
suboptimal, da längst nicht
mehr zeitgemäß. Weil die
Frauen neben HIV auf die Infektionskrankheiten Gonorrhoe (im Volksmund Tripper)
und Syphilis getestet werden,
die mittlerweile fast schon
Exotenstatus haben und
kaum noch vorkommen. Weit
sinnvoller wäre es, die Frauen auch auf HPV und Hepatitis zu untersuchen. Was aber
angeblich aus Kostengründen
nicht geschieht.