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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Pflege-Lehre für ISD alternativlos“, Seite 4

27.4.2022

Pflege-Lehre
für ISD
alternativlos

Innsbrucker Soziale Dienste sehen

Politik in der Pflicht, gegen Personal-

not alle Optionen zu ziehen. Volle
Bezahlung in Ausbildung gefordert.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck - Hilferufe in der
Pflege gibt es zuhauf. Der
„Pflege-Notstand“ geht um.
Bis dato behalf sich die Politik mit punktuellen Nachbesserungen. In Tirol wurde
— jeweils unter veritablen Mühen — 2021 das Tarifsystem
zur Finanzierung der Heime
justiert, ein Jahr zuvor das
Gehaltsschema reformiert.
Mit 1. Jänner 2022 folgte
das zweistufige Stipendien-
Modell, um die Ausbildung
zu attraktivieren. Von einer
großen Pflegereform fehlt in
Bund wie Land aber weiter
jede Spur. Zumindest hat Gesundheitslandesrätin Annette
Leja (VP) für Juni ein weiteres
Paket angekündigt.

„Wir werden Schiffbruch
erleiden“, warnt jetzt mit Hubert Innerebner nicht irgendwer, sondern der Geschäftsführer der Innsbrucker
Sozialen Dienste (ISD). Mit
1350 MitarbeiterInnen, acht
Heimen, mobiler Pflege, zehn
Kinderkrippen, sechs Jugendzentren und mehr sind die
ISD ein „Big Player“ im Sozial- und Pflegebereich in Tirol.
Schiffbruch drohe dann, so
Innerebner, wenn die Politik
jetzt nicht alle Maßnahmen
ergreife, um dem akuten und
künftigen Personalmangel
entgegenzuwirken.

Allein im stationären Bereich, so Innerebner, könnten
die ISD sofort an die 50 Stellen besetzen. Zuvorderst mit
Pflege(fach)assistenInnen.
Doch der Markt ist leergefegt. Und der firmeninterne
Ausblick düster. Im Pflegebereich stehen bei den ISD
bis zum Jahre 2027 ganze 97
Pensionierungen an. Bis zum
Jahr 2032 satte 167. Hinzu
kommen der zusätzliche Bedarf aufgrund der demografischen Entwicklung und der
allgemeine Fachkräftemangel, der auch auf die anderen Geschäftszweige der ISD
durchschlage. Hausmeister,
Köche, ElementarpädagogInnen - alle sehr schwer zu rekrutieren, so Innerebner.

Die Auswirkungen sind re-

Seite 3 von 24

al. So konnte eine vor fünf
Jahren (!) im Heim Pradl fertig
gestellte Station mit 31 Betten
noch nie in Betrieb gehen.
Innerebner wie auch dem
Bereichsleiter Mobile Dienste, Thomas Strickner, ist klar,
dass eine Pflege-Lehre nicht
alle Probleme lösen werde.
Die Politik dürfe aber die Einführung einer Pflege-Lehre —
trotz Widerständen z.B. der
Gewerkschaft — nicht länger
außen vor lassen. Österreich
könne es sich nicht leisten,
auch nur einen Pflichtschulabsolventen zu verlieren. Wer
hier nicht mittels Lehre abgeholt werde, sei „auf Jahre für
die Pflege verloren“. Dass das
System funktioniere, zeige
die Schweiz. Sollte Tirol ein
Pilotprojekt starten — die ISD
stünden bereit, so Strickner.
Ohne qualifiziertes Personal aus dem Ausland werde
es ebenso nicht gehen, for-

FoRo: 190

‚ Es ist schlicht eine

Frage des quantitativen Angebots. Da
müssen wir was tun,
sonst erleiden wir Schiffbruch.“

Hubert Innerebner
(ISD-Geschäftsführer)

dern die ISD von der Politik
erleichterten Zugang zum
Arbeitsmarkt. Aktuell beschäftige man elf diplomierte
Pflegerinnen aus Kolumbien.
Vermittelt via Agentur.

Was die Attraktivierung der
Ausbildung betrifft, fordern
die ISD „volle Bezahlung für
alle“. Ähnlich wie bei Polizeischülern. Hybriden Lösungen
— AZW-Chef Walter Draxl hat
via TT ein Kombi-Modell aus
Stipendium (470 €/Monat für
17- bis 28-Jährige) bzw. eine
„Entschädigung” von 1500 € /
Monat für Berufsumsteiger
(ab 28 Jahren) vorgeschlagen
— erteilen die ISD eine Absage.