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Tiroler Tageszeitung

„Eine äußerst sensible Angelegenheit“, Seite 33

Eine äußerst sensible Angelegenheit

Bei einem sport-politischen Krisengipfel wird heute über die weitere Zukunft des FC Wacker Innsbruck
gesprochen. Ein Rettungsschirm der öffentlichen Hand könnte zumindest den Amateurbetrieb sichern.

Von Alex Gruber

Innsbruck - Quo vadis, FCW?
Darüber werden heute Landeshaur Ulvertreter
und Sportreferent Josef Geisler, Innsbrucks Bürgermeister
Georg Willi und Tirols Fußballverbandspräsident Josef
Geisler beraten. Im Wissen,
mit einer äußerst sensiblen
Angelegenheit konfrontiert
zu sein, die landauf und landab für große Emotionen sorgt.
Und in der Hoffnung, dass
FCW-Präsident Kevin Radi
alle Zahlen korrekt auf dem
Tisch präsentiert.

Das Tiroler Fußballvolk sagt
dem Traditionsclub nach,
in den vergangenen Jahren
weit über die Verhältnisse gelebt zu haben. „Dann hätte es
aber keine Lizenzen gegeben“,
merkt Ex-Präsident und Ex-
Obmann Gerhard Stocker an:
„Richtig ins Hintertreffen ist
der Club erst unter der Führung von Radi geraten“, notiert jener Mann, der dem Verein in den letzten Jahrzehnten
immer wieder unter die Arme
gegriffen hat. Dass seinem
Club ein Schicksal wie einst
dem GAK - bei einem Konkurs
über den Verein wird der FCW
bei Fortbestand in die 2. Klasse durchgereicht — droht, sorgt
für seelische Schmerzen. „Sollte es so weit kommen, wird der
Insolvenzverwalter Verträge
exekutieren müssen“, spielt
Stocker auf verbriefte Vereinbarungen mit den drei Investoren/Kreditgebern (Siems,
Ponomarev, Kienle) an, die die
finanziellen Sorgen beiseiteräumen könnten. Dieses Ka-

pital - Siems und Ponomarev
fordern ihrerseits auch Geld
vom FC Wacker - würde aber
zu spät fließen. Eines merkt
Stocker an: „Wenn Tirol zusammenstehen würde, wäre
das Problem nicht so groß.“
Dass Geld vorgeschossen
wird und man auch über die
GmbH (knapp zwei Millionen
an Außenständen) des Profibetriebs keine Insolvenz anmelden muss, ist auszuschlie-

ßen. Über die Rettung des
Amateur-Vereins (ca. 900.000
Euro an Verbindlichkeiten)
mit der großen Nachwuchsabteilung wird (zu Recht) diskutiert.

„Die GmbH und der Verein sind zwei verschiedene
Rechtspersönlichkeiten, daraus folgt, dass beide oder
auch nur eine zahlungsunfähig werden können. Wenn die
GmbH gegenüber dem Verein

TE d

Wie soll nach der verweigerten Liga-Zulassung für den FC Wacker am Tivoli der Ball künftig rollen?

Fotn: gepa

Forderungen hätte, die der
Verein nicht erfüllen kann,
wird die Rettung schwierig“,
erläutert Ex-Richter Geisler,
der als TFV-Präsident betont:
„Ich habe die Pflicht, alle Vereine gemäß der Durchführungsbestimmungen und Satzungen des Verbandes gleich
zu behandeln. Das heißt, dass
bei einem Konkurs der Abstieg in die 2. Klasse erfolgen
muss.“ Der FCW habe blau-

Seite 9 von 17

Stimmen aus dem Tiroler Fußballverband ...

, dass seitens der öffentlichen
Hand eine Rettung für den Verein
FC Wacker Innsbruck mit einem
Fortbestand in der Regionalliga
angedacht wird.

Arno Bucher (TFV-Vizepräsident/
zuständig für Vereinswesen):
„Ich gehe da mit der Meinung
unseres Präsidenten Josef Geisler
d"accord, dass alle Tiroler Vereine
mit Argusaugen beobachten, was
seitens der öffentlichen Hand mit
dem FC Wacker passiert. Mit welcher Berechtigung soll hier Geld
fließen? Warum soll beispielsweise
die Stadt Innsbruck einem Regionalligisten FC Wacker mehr Geld
geben als der SVG Reichenau?*

Martin Seelos (TFV-Präsidiumsmitglied und Bezirksobmann
Imst): „Ich habe mich mit einigen
Vereinen im Oberland über dieses
Thema unterhalten. Wir haben 149
Vereine in Tirol. Wer rettet Wacker
mit welchem Geld? Leben dann

in der Zukunft beispielsweise alle
wirtschaftlich über ihre Verhältnisse? Hat der FC Wacker angesichts
der wirtschaftlichen Schwierig-

äugig über die Verhältnisse
gelebt und als Wirtschaftsunternehmen „die Sorgfalt eines
ordentlichen Kaufmanns“ außer Acht gelassen.

Eine Meinung, die man im
Tiroler Vereinsfußball großteils teilt. „Es ist traurig für
den Tiroler Fußball, was augenblicklich beim FC Wacker
passiert. Da hängen Mitarbeiter, Spieler und Nachwuchstrainer mit viel Herzblut

keiten z. B. zwei Damen- und
zwei weitere Herrenmannschaften
neben den Profis benötigt? Das
Argument mit der Rettung des
Nachwuchses ist legitim. Ich
denke allerdings, dass sich junge
Spieler wie engagierte Trainer auf
andere Vereine aufteilen könnten.
Das Entscheidende ist der Gleichberechtigungsgrundsatz.“

Wolfgang Weiler (TFV-Präsidiumsmitglied und Bezirksobmann
Innsbruck-Stadt und -Land
West): „Die anderen Vereine
arbeiten wirtschaftlich und müssen
auch durchkommen. Es gilt gleiches Recht für alle und mit dem zu
arbeiten, was man hat. Natürlich
hoffe ich auch auf eine gute Lösung für den Nachwuchs.“

Robert Anton Steiner (TFV-
Präsidiumsmitglied und Bezirksobmann Schwaz): „Natürlich vernimmt man auf jedem Platz (böse)
Stimmen zum FC Wacker. Ich will
niemandem vorgreifen, aber den
Amateur- und Nachwuchsbetrieb
sollte man meiner Meinung nach
wieder auf die Beine helfen.“

dran“, merkt Stefan Köck,
Sportmanager von Tirols
Bundesligist WSG Tirol, an.
Aber: „Es gibt klare Statuten
und ich bin kein Freund davon, etwas künstlich am Leben zu halten. Es wäre auch
ein falsches Zeichen an alle
anderen Clubs.“ Guter Rat ist
hier wirklich teuer.

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