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Jahr: 2022

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Standard

„Bei Wacker gehen die Lichter aus“, (Abendausgabe) Seite 32
5.5.2022

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FOLO: APA / Expa / Steran Adelsberger

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Am 23. April 2021 schossen Wacker-Fans von draußen Feuerwerkskörper ins Stadion, und es war Feuer am Dach. Ein Bild mit Symbolcharakter.

Bei Wacker gehen die Lichter aus

Im Theater um die verweigerte Lizenz und die unabwendbare Pleite des FC Wacker Innsbruck fällt
um Mitternacht der letzte Vorhang. Rettungsversuche sind gescheitert, die Fans stinksauer.

m heutigen Donnerstag um
A23.59 Uhr wird das jüngste

unrühmliche Kapitel rund
um den FC Wacker Innsbruck sein
trauriges Ende finden. Denn um
Mitternacht verstreicht die letzte
Frist, die dem Verein bleibt, um das
Ständige Neutrale Schiedsgericht
anzurufen, das bis Ende Mai in dritter und letzter Instanz über einen
Verbleib der Innsbrucker im Profigeschäft entscheiden könnte. Allerdings dürfen dabei keine Unterlagen
nachgereicht werden, somit wird
sich an der prekären Situation von
Wacker nichts mehr ändern.

In den beiden Instanzen zuvor
war den Tirolern die Lizenz für die
Zweite Liga mangels Finanzplan
verweigert worden. Am Dienstagabend traf sich Wacker-Präsident
Kevin Radi mit der Tiroler Politik
zum Krisengipfel. Es sollte um eine
Rettung des Amateurbereichs gehen. Doch Radi blieb auch gegenüber der Politik Antworten schuldig. Man trennte sich ergebnislos.

„Wir haben viele Worte, aber
nichts Substanzielles gehört“, zeigte
man sich im Büro von Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler

Steffen Arora

(ÖVP) ratlos. Seit Februar hat die öffentliche Hand alle Subventionen
eingefroren. Solange der Verein seine finanzielle Situation nicht vollständig darlege, werde es kein
Steuergeld mehr geben, bestätigte
Geisler. Die Förderungen würden
dazu dienen, zumindest den Amateur-, Frauen- und Nachwuchsbetrieb zu sichern.

Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) bekräftigte ebenfalls
den Willen zu Subventionen in den
genannten Sparten. „Transparenz
seitens des Vereins ist hier aber Voraussetzung - auch gesetzlich.“

Totalabsturz droht

Dem finanziell klammen Innsbrucker Klub droht die Insolvenz,
bei einem Konkurs wird Wacker bei
Fortbestand in die zweite Klasse
durchgereicht. Die Profi-GmbH und
der Verein sind zwei verschiedene
Rechtspersönlichkeiten. Die am
Verein hängende Amateursparte
samt Nachwuchs, 14 Teams insgesamt, soll rund 900.000 Euro an
Verbindlichkeiten aufweisen.

Für einen Fortbestand des Profibetriebes fehlen gut zwei Millionen

Seite 17

Euro, heißt es seitens des Vereins.
Wacker-Präsident Radi spricht
zwar weiterhin von einigen „Bällen“, die er in der Luft habe. Er
meint damit offenbar mögliche Investoren, mit denen es noch Gespräche gebe. Selbst aus dem Verein heißt es dazu aber, dass diese
Optionen „wenig realistisch“ seien.
Mit 30. April hat auch Vizepräsident
Thomas Kerle sein Dienstverhältnis beendet. Damit fehlt Wacker
der dritte Vorstand, der laut Statut
nötig wäre.

Bisher haben zudem acht Spieler
des Profikaders ihren Vertrag aufgelöst. Die Mannschaft hatte dem Verein Mitte April ein Ultimatum gesetzt, um ausständige Spielergehälter zu überweisen. Das ist nicht passiert, weshalb die Kicker nun ablösefrei wechseln können.

Auch die zehn Angestellten des
Vereins - sie sind nicht bei der
GmbH, sondern beim Verein beschäftigt - warten seit drei Monaten
auf ihre Gehälter. Dass sie dennoch
weiter arbeiten, sei ihrer Treue geschuldet, sagen sie. „Es ist eine Herzensangelegenheit. Jeder von uns
Mitarbeitern ist auch ein Fan.“

von 22

Auch der weitere Spielbetrieb in
der Wacker-Heimstätte am Innsbrucker Tivoli ist nicht gesichert.
Der Verein ist die Miete schuldig,
wie Olympiaworld-Geschäftsführer
Matthias Schipflinger bestätigt:
„Wir haben bereits eine Mahnklage
eingebracht.“ Neben dem Profiteam
trainieren und spielen auch die zehn
Nachwuchs-, die beiden Frauenund die weiteren zwei Kampfmannschaften am Tivoli.

Die leidgeprüften Wacker-Fans
haben derweil eine Onlinepetition
unter dem Motto „Wir wollen unseren Verein zurück“ gestartet. Auch
sie fordern darin von der Vereinsführung Transparenz, was die tatsächliche finanzielle Lage angeht.
Zudem wollen sie, dass Präsident
Radi zurücktritt und die Leitung an
ein neu zu wählendes Vorstandsteam übergibt. Rückblickend, so
heißt es in der Fanpetition, habe
man sich 2019, als man sich mangels
Geld Investoren öffnete, getäuscht
und sei getäuscht worden: „Genug
der hochtrabenden Pläne und leeren
Versprechungen! Zurück zu realistischen Budgets und dementsprechenden sportlichen Zielen.“