Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_02_19_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„850 Gespräche, viele Baustellen“, Seite 14
850 Gespräche, viele Baustellen
Im Mai soll der Umbau des Ferdinandeums endlich starten und mindestens bis Sommer 2028
dauern. Museumschef Rudigier sieht aber nicht nur in baulicher Hinsicht Handlungsbedarf.
Von Markus Schramek
Innsbruck - „Wir bauen um“
steht schon länger auf dem
zugesperrten Eingang des
Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck. Zu
sehen ist von Baumaßnahmen aber nichts. Ein Plakat weiter wird in englischer
und italienischer Sprache die
Wiedereröffnung für 2027 angekündigt. Auf gut Deutsch
handelt es sich hierbei um eine überholte Zeitangabe: Der
Umbau dauert nämlich mindestens bis Mitte 2028. „Und
nageln Sie mich nicht ans
Kreuz, wenn es etwas später
wird“, erklärte Museumsdirektor Andreas Rudigier am
Dienstag vor versammelter
Presse. Für den Mai des heurigen Jahres erhofft er endlich den „Big Bang“ im Ferdinandeum: das Auffahren der
Bagger, den Baubeginn.
Die neuerliche Verzögerung - nach ganz kühnen Plänen sollte der Umbau schon
2023 fertig sein - war zuletzt
bereits durchgesickert (die TT
„ Von da blicken
Männer aus dem
19. Jahrhundert auf
Menschen des 21. Jahrhunderts.“
Direktor Andreas Rudigier (über
die Fassade des Ferdinandeums)
berichtete). Grund: Die Bauverhandlung mit der Stadt
Innsbruck kam später in die
Gänge als erhofft.
Der Baubescheid ist noch
ausständig, doch LH Anton
Mattle (ÖVP) erwartet das behördliche Okay aus dem Rathaus ehebaldigst. Um das zu
verkünden, erschien der LH
persönlich zum Medientermin mit Rudigier im Volkskunstmuseum. Dieses (samt
Hofkirche) zählt neben dem
baufälligen Ferdinandeum,
dem Tirol Panorama (mit Kaiserjägermuseum) und dem
Zeughaus zur Gruppe der Tiroler Landesmuseen (TLM).
Das museale Flaggschiff
Ferdinandeum wird generalsaniert, von drei Seiten
des Volkskunstmuseums, einem der Ausweichquartiere für das geschlossene Ferdinandeum.
barrierefrei zugänglich gemacht, energietechnisch auf
den heutigen Stand gebracht.
Und auf dem Dach entsteht
ein neuer Veranstaltungssaal.
Die historische Fassade
Richtung Museumstraße
muss unverändert bleiben,
auch wenn Direktor Rudigier
damit keine Freude hat. „Da
blicken Männer aus dem 19.
Jahrhundert auf Menschen
des 21. Jahrhunderts“, formuliert er es launig. Auf besagter Fassade befinden sich
Porträtköpfe berühmter Persönlichkeiten aus der Entstehungszeit des Bauwerks.
Mit Ausnahme von Angelika
Kauffmann handelt es sich
ausnahmslos um Männer.
60 Millionen und nicht mehr
Das Budget für den Umbau
wurde seitens der Landesre-
gierung mit 60 Millionen Euro
festgezurrt. „Dabei bleibt es“,
legt sich Rudigier fest. Das
hindert ihn nicht daran, größer zu denken - in räumlicher
Hinsicht: Rudigier will auch
‚ Meine Mitarbei-
terInnen sind
großartig, aber nicht
alle sind auf dem richtigen Platz.“
Andreas Rudigier
(Leiter der Landesmuseen)
den Museumsvorplatz bespielen, künstlerisch oder mit
Veranstaltungen. Eine Skizze
dafür kommt demnächst vom
Feldkircher Architekturbüro
Marte.Marte. Von ihm stammen auch die Pläne für den
Museumsumbau.
Auf die Unterstützung des
Seite 8 von 50
j
{
A
Foto: Thomas Böhm
LH darf Rudigier zählen. Den
Innsbrucker Bürgermeister
Johannes Anzengruber (Liste
JA) muss er in Sachen Vorplatz aber noch überzeugen.
„Die Stadt hat das Projekt
nicht im Fokus und auch kein
Geld“, berichtet Rudigier.
Der gebürtige Vorarlberger
Kunsthistoriker übernahm
Ende 2023 die Leitung der
Tiroler Landesmuseen. Sein
Vorgänger Peter Assmann
hatte zuvor nach kurzem
Gastspiel in Innsbruck das
Handtuch geworfen.
850 Gespräche („Diese Zahl
habe ich genau erhoben“) hat
Rudigier als TLM-Chef bisher
geführt. Baustellen gebe es
nämlich auch intern: „Meine
MitarbeiterInnen sind großartig, aber nicht alle sind auf
dem richtigen Platz“, sagt deren Chef. In der Vergangen-
heit sei „zu oft an den entscheidenden Stellen gespart
worden“. Die Datenbanken
ließen zu wünschen übrig,
die umfassende Sammlung
sei nicht ausreichend inventarisiert. Durch die Unterstützung des Landes sei nun
die Gelegenheit günstig für
eine „Transformation“ der
Museen, für einen Aufbruch.
Das Programm für 2025
Um bis zur Fertigstellung
des Ferdinandeums in 3,5
Jahren präsent zu bleiben,
wird in den geöffneten TLM-
Häusern verstärkt Programm
geboten und auch die Stadt
Innsbruck mit Kunst bespielt.
Die Schwerpunkte heuer:
> Gekürt: Im März kürt eine
Jury jene neun Projekte, die
als Kunst auf der Baustelle
rund um das Ferdinandeum
platziert werden.
> Aufständisch: 500 Jahre Tiroler Bauernkriege und
Michael Gaismair stehen im
Mittelpunkt der Ausstellung
„GeRecht?“ ab Juni im Volkskunstmuseum.
> Öffentlich: Ab Juli wird
Heinz Gappmayr, der heuer
100 geworden wäre, mit einer
Ausstellung an zehn Standorten im öffentlichen Raum in
Innsbruck gewürdigt.
> Traditionell: Ab September wird im Tirol Panorama
am Bergisel die Tradition der
Tiroler Blasmusik (deren Verband wird heuer ebenfalls
100 Jahre alt) zwischen Klischee und Wirklichkeit kritisch hinterfragt.
> Übergangen: Im Kaiserjägermuseum wird die oft verschwiegene wichtige Rolle
von Frauen in den kriegerischen Zeiten zwischen 1809
und dem Ende des 1. Weltkriegs in den Vordergrund
gerückt (Oktober).
> Grafisch: Der 39. Österreichische Grafikwettbewerb
weicht heuer ins Zeughaus
aus (Dezember).