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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Soziale Durchmischung ist für Grüne ‚Blödsinn‘“, Seite 19

Von Denise Daum

Innsbruck — Die völlig verrückte Preisentwicklung am
Wohnungsmarkt lässt immer
mehr Innsbrucker ins Umland abwandern. Eine Entwicklung, die der Stadt nicht
guttut. Das wissen nicht nur
die bürgerlichen Parteien. Zuletzt ließ die Innsbrucker SPÖ
mit ihrer Forderung nach einer Öffnung der Stadtwohnungen für den Mittelstand
aufhorchen. Damit rennen
die Roten bei Für Innsbruck,
ÖVP und FPO offene Türen
ein. Fast schon gebetsmühlenartig betonen deren politische Entscheidungsträger,
dass unbedingt auf eine soziale Durchmischung bei der
Vergabe von Stadtwohnungen
geachtet werden muss.

„Soziale Durchmischung
ist Blödsinn“, sagt die grüne
Wohnungssprecherin Renate Krammer-Stark nun. Das
könne kein Kriterium bei der
Vergabepolitik sein. Vielmehr
brauche es in den Wohnanlagen einen Kümmerer. „Das
Ziel ist ja, dass die Menschen
gut miteinander auskommen und das funktioniert
nur, wenn sich jemand aktiv
darum kümmert und partizipative Angebote bestehen“,
betont Krammer-Stark. Dafür
gebe es mehrere hervorragende Konzepte. Einige Maßnahmen wie Einzugsbegleitung
oder Stadtteiltreffs wurden
bereits umgesetzt.

Derzeit hat die Stadt für
17.000 Wohnungen das Vergaberecht. Aufgrund der Offensive im sozialen Wohnbau kommen stetig neue dazu. Allein
am Campagne-Areal in der
Reichenau werden nun 300
neue Sozialwohnungen über-

Soziale Durchmischung
ist für Grüne „Blödsinn“

Der Mittelstand hat in Innsbruck so gut wie keine Chancen auf eine
Stadtwohnung. ÖVP und FPÖ warnen vor sozialen Brennpunkten.

geben, weitere 700 (!) folgen in
den kommenden Jahren. Die
Wohnungswerberliste wird
allerdings nicht kleiner. Rund
2000 Personen warten derzeit
aufeine städtische Wohnung.
Bei der Vergabe haben für die
Grünen ohne Diskussion die
dringlichsten Fälle Vorrang.
Die anstehende Überarbeitung der Vergaberichtlinien
dürfte noch zu einer heißen
Debatte führen.

Das erwähnte Campagne-
Areal ist für die FPÖ „das beste Beispiel für einen neuen
sozialen Brennpunkt“, wie
Vizebürgermeister Markus
Lassenberger sagt. „Das bestätigen auch Magistratsmitarbeiter intern.“ Die Bebauung
sei zu dicht, die soziale Durchmischung nicht ausreichend

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Am Campagne-Areal in der Reichenau entstehen durch eine extrem verdichtete Bauweise insgesamt über 1

gegeben. In die Verhandlungen zu den Vergaberichtlinien
geht die FPÖ unter anderem
mit der Forderung nach einer
zweiten Wohnungswerberliste, die den Mittelstand abdeckt.

Die ÖVP zeigt sich zunächst
erfreut darüber, dass die SPÖ
für den Mittelstand in Innsbruck Partei ergreift. Die
Hürden für den unteren Mittelstand bei der Wohnungsvergabe zu entschärfen, sei
eine langjährige Position der
ÖVP, stellt Wohnsprecher Andreas Wanker klar.

Für die neuen Vergaberichtlinien legt die Volkspartei einen umfassenden Forderungskatalog vor. Damit
der Mittelstand eine „echte
Chance“ auf eine städtische

Mietwohnung bekommt,
müsse die prozentuelle
Grenze beim Gesamteinkommen abgesenkt werden. Das
Ehrenamt gehört für Wanker
bei den Vergabekriterien stärker bewertet. Einen weiteren
Schwerpunkt will die ÖVP auf
strukturrelevante Berufe legen
und das Angebot für günstige
Dienstwohnungen weiter ausbauen.

Neben dem Bau von Sozialwohnungen brauche es auch
leistbare Eigentumswohnungen und Starterwohnungen:
„Diese Kategorien tragen zur
sozialen und altermäßigen
Durchmischung bei und verhindern so die Bildung von
Glasscherbenvierteln und sozialen Brennpunkten“, betont
Wanker.

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Sozialwohnungen, die ersten 300 werden demnächst bezogen. Das Vergaberecht liegt bei der Stadt. Fow: Bötm

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