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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_06_1_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Taubenkontroverse sorgt für aufgeheizte Stimmung“, Seite 26
Taubenkontroverse sorgt
für aufgeheizte Stimmung
In Sachen Taubenschlag steht auch Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi
zunehmend in der Kritik. Das Problem greift aufs benachbarte Rum über.
Innsbruck, Rum —- Rund ums
Thema Tauben gehen in Innsbruck die Emotionen hoch:
Wie berichtet, hat die Versetzung des Taubenschlags vom
Olympischen Dorf in die Rossau nach Ansicht von Tierschützern und Anrainem die
Probleme mit Kot und Nistplatzsuche im O-Dorf massiv
verschärft. Harte Kritik — etwa
von GR Mesut Onay (ALI) und
GR Gerald Depaoli (Gerechtes
Innsbruck) — trifft dabei auch
BM Georg Willi: Dieser sei bei
der Umsetzung eines Allparteienantrags aus dem Frühjahr 2019 säumig. Darin wird
der Stadtchef ersucht, „die zuständigen Ämter mit der Umsetzung eines ganzheitlichen
Maßnahmenpakets zu beauftragen”. Vorgesehen ist demnach auch die Errichtung weiterer Taubenschläge —- denn
das Problem ist in anderen
Stadtteilen ebenso virulent.
‚ Bei der Standortsuche gilt es, Tierwohl und Bedürfnisse
von Anrainern unter
einen Hut zu bringen.“
Bürgermetster Georg Willi
(Grüne)
BM Willi (Grüne) betont,
dass die Standortsuche für
Taubenschläge schwierig
sei: „Hier gilt es das Tierwohl
und die Bedürfnisse von AnrainerInnen unter einen Hut
zu bringen, die behördlichen
Auflagen sind vielfältig.” Die
komplexe Problemlage sei
Anstoß dafür gewesen, in der
Stadt die noch zu besetzende
Stelle eines/einer Wildtierbeauftragten zu schaffen.
Aus Mitieid mit heimatios gewordenen Tauben gehen manche Bürger nun verstärkt zum - illegalen - Wikdfüttern
P
über. Die Spannungen im Olympischen Dorf oder Neu-Rum nehmen dadısrch freilich nur MOCh ZU. rox V DemanK
Heiß diskutiert wird in diesem Kontext die Frage, ob
Taubenschläge im Wohngebiet rechtlich überhaupt
möglich sind. Der ressortzuständige Vize-BM Hannes
Anzengruber (ÖVP) hatte dies
unter Berufung auf die städtische Baurechtsabteilung verneint, der Salzburger Taubenexperte Hans Lutsch nannte
diese Einschätzung hingegen
„völligen Unsinn“. Willierklärt
dazu: „Im Wohn- und Kerngebiet ist nach Tiroler Bauordnung kein Taubenschlag
erlaubt, der Gemeinderat
könnte hier aber über eine
Sonderflächenwidmung die
Möglichkeit dafür schaffen —
ein geeigneter Standort und
die entsprechende Mehrheit
vorausgesetzt.” Wie Anzengruber betont auch er, dass
die Entscheidung für den
Standort in der Rossau auf
der Beratung durch Experten
und behördlichen Genehmigungen basiere, alle Auflagen
würden regelmäßig kontrolliert. Die Emotionen, wenn
es um Tierschutz geht, seien
aber verständlich.
Im direkt angrenzenden
Neu-Rum mehren sich indes
ebenfalls die Beschwerden
über Taubenkot & Co. Laut
Willi hat es bislang noch keine Gespräche über mögliche
abgestimmte Maßnahmen
gegeben. Wenn auch von Rumer Seite gewollt, „würde ich
das sinnvoll finden”, auch hier
könne der/die Wildtierbeauftragte aktiv werden.
BM Josef Karbon aus Rum
bestätigt die Wahrnehmung,
„dass sich das Taubenprob-
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lem verlagert hat”. Er sei kein
Experte, doch offenbar habe
die Verlegung des Schlages
in eine „Sackgasse” geführt:
„Man sollte sich nicht scheuen, einen Schritt auch wieder
rückgängig zu machen.”
Die Lage der heimatlos gewordenen Tauben führt auch
dazu, dass manche Bürger verstärkt zum (nicht erlaubten)
Wildfüttern übergehen: „Ich
kann nicht zuschauen, wie sie
verzweifelt und geschwächt
herumsuchen“, sagt eine Anrainerin hörbar bewegt zur
TT. „Die Tauben wurden über
Jahre angefüttert, jetzt verjagt
man sie.” Die Stimmung sei
zunehmend aufgeheizt: „Was
sich da an Hass abspielt — gegen die Tauben, aber auch gegen Leute wie mich —, ist unvorstellbar.” (md)