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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„‚Wohnen ist zu teuer“, Seite 8

„Wohnen ist zu teuer“

720 Euro Miete für 21 m®?. - In Innsbruck wird mit viel Aktionismus
gegen zu hohe Mietkosten mobilgemacht. Taten werden gefordert.

Innsbruck —- Es sind nur
ein paar Kreidestriche und
Klebestreifen auf der Straße. Doch sie markieren
den Grundriss einer Zwei-
Zimmer-Wohnung mit
42 m? in Innsbruck. Laut
aktuellem Inserat kostet
die Miete dafür 1174 Euro.
Mehrere solcher Beispiele
zierten gestern die Fallmerayerstraße mitten in
Innsbruck - eine Protestaktion der Alternativen
Liste Innsbruck (ALIJ).

„Der Wohnungsmarkt
in Tirols Landeshauptstadt wird immer brutaler
und unmenschlicher - die
Politik steuert zu langsam
entgegen.“ —- Zu diesem
Fazit kommt ALI und will
bis zum Herbst mit einer
Reihe von Aktionen und
Kundgebungen ein Umdenken bewirken. „Wir
brauchen eine Allianz für
bezahlbaren Wohnraum
und das geht nur gemeinsam, sonst sitzen wir auf
der Straße“, sagt Initiator
Mesut Onay.

Über Wochen habe
man konkrete Beispie-

DE

Mit ein

le aus Zeitungsinseraten
gesammelt, um zu veranschaulichen, was zu welchem Preis am Markt ist:
„Wir liegen jetzt bei einem Preis von bis zu 40
Euro pro m?2, das ist purer
Wahnsinn. Wer bitte soll
das noch zahlen können“,
sagt Onay. Gemeinsam mit

er Protestaktion zeigten Vertreter der Altemativen Liste Innsbruck (ALI), wie teuer Wohnen in Innsbruck ist.

Fota: Malyshev/TT

anderen „zeichnete“ er die
Größe von Kleinwohnungen auf die Straße, um
zu zeigen, wie viel Fläche
man für wie viel Geld bekommt. Der Blick auf die
abgezäunten Quadratmeter ist ernüchternd: Da gibt
es eine 18-m?-Garconniere
in Innsbruck für 650 Eu-

Seite 5 von 12

ro Miete oder ein 14-m?-
WG-Zimmer für 580 Euro
mit dem Zusatz im Inserat
„ideal für Berufstätige“.

Viele lässt diese Preisentwicklung nur noch den
Kopf schütteln. „Seit 2008
sind die Mieten um 60 %
gestiegen, das Einkommen aber nur um knapp
30%“, sagt Mitorganisatorin Evi Kofler. Laut DO-
WAS - Durchgangsort für
wohnungs- und arbeitssuchende Frauen — wurden im vergangenen Jahr
314 Frauen und 79 Kinder
als wohnungslos erfasst.
Diese Entwicklung unterstreiche die drastische Lage in Innsbruck. „Wohnen
ist ein Grundrecht und
gehört als solches auch
verankert“, sagt einer der
Aktionsteilnehmer. Weiters wird gefordert: eine Mietpreisobergrenze,
ein leichterer Zugang für
wohnungslose Menschen
zu Stadtwohnungen, „fair
gewidmetes“ Bauland sowie ein Verbot von spekulativem Wohnraumleerstand. (lipi, emf)